Synoptische Übersicht Kurzfrist
Synoptische Übersicht Kurzfrist
ausgegeben am Dienstag, den 11.02.2025 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Höhentief mit noch etwas unsicherer Verlagerung nach Osten. Insgesamt wechselhaft, im Süden regnerisch, im Norden zeitweise Schneefall. Tagsüber im Südwesten teils sehr mild, im Nordosten kalt oder mäßig kalt. Nachts im Süden anfangs frostfrei, in der Folge auch hier Frostverschärfung. Küsten teils stürmischer Nordostwind.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
Aktuell ... liegt ein umfangreiches Höhentief mit seinem Zentrum knapp westlich von Rotterdam/Amsterdam im Seegebiet "Südwestliche Nordsee" und wird von einem gut etablierten Bodentief begleitet (Kerndruck 13Z bei rund 1017 hPa). An dieses Bodentief geknüpft wurde heute Vormittag eine Okklusion ostwärts über weite Bereiche Deutschlands geführt, die jedoch im scharfen Bogen über der Mitte nach Südwesten in Richtung Frankreich abbiegt und dort fließend in eine Warmfront übergeht. Dank einer konstanten Auffüllung des Bodentiefs inklusive einer immer weiter abschwächenden amorphen PV Anomalie bei rund 700-800 hPa verebbet jegliche Schubkomponente nach Osten, sodass die Okklusion mehr oder weniger vor Ort liegenbleibt. Der Fokus richtet sich zügig auf das südliche Ende der Front, wo WLA dominiert die Wetteraktivität über Süddeutschland aufrecht gehalten wird.
Bedeutet für den Nachmittag und Abend in einem Streifen vom Vogtland über das Mansfelder Land, die Magdeburger Börde bis nach Hamburg, dass die leichten, vorübergehend auch mäßigen Niederschläge weiter andauern, die dank einer ausreichend kalten thermischen Schichtung überwiegend als Schnee oder Schneeregen, in den tiefsten Lagen auch mal als Regen fallen. Bei positiven Straßenbelägen kommt es bis zum Abend meistens zu keiner nennenswerten Akkumulation, zumal die Intensität der Niederschläge insgesamt sukzessive nachlässt. Ausnahmen sind die Bereiche im östlichen Niedersachsen, wo aktuell (1330Z) ein kräftiges Niederschlagsgebiet mit mäßigen Schneefällen wenigstens temporär für etwas Akkumulation sorgt und auch das östliche Thüringer Becken, wo der frühe Abend ein bisschen im Auge behalten werden sollte, da dort vielerorts noch leichter Frost in 5 cm Bodentiefe steckt. Hier könnten die Belagstemperaturen recht zügig absinken. Abseits dessen gilt die bereits ausgegebene Glättewarnung.
Weiter östlich sorgt eine knochentrockene Luftmasse (Lindenberg, 12Z mit einem PW Wert von 2.5 mm!) für einen freundlichen und trockenen Tagesausklang.
Im Westen bleibt es zwar meist stark bewölkt mit nur kurzen Auflockerungen, Niederschlag fällt jedoch meist keiner. Wenn, dann sind es nur einzelne Tropfen peripher des Höhentiefs.
Anders sieht es in etwa südlich des Mains aus, wo die zunehmende WLA inklusive Hebung für ein ausgeprägtes Niederschlagsgebiet sorgt, dass sich über weite Bereiche Süddeutschlands legt. Bei deutlichen Plusgraden handelt es sich hier um Regen.
Die abendlichen Werte liegen im Nordosten bei 0 bis -2 Grad, in einem breiten Streifen von der Deutschen Bucht bis zum Bayerischen Wald zwischen +2 und -1 Grad und im Westen /Südwesten zwischen +4 und +7 Grad.
Der Wind kommt im Norden frisch bis stark aus Ost, im Küstenumfeld stark böig bis stürmisch (Bft 7 bis 8) und im Südwesten schwach bis mäßig aus Südwest.
In der Nacht zum Mittwoch öffnet sich das Bodentief über Benelux und geht in eine recht diffuse Bodentiefdruckrinne über, die sich südostwärts in Richtung Bayern erstreckt. Am Südrand des Höhentiefs kommt derweilen die Warmfront zögernd nordwärts voran und wird zugleich von ostwärts ablaufenden, schwachen Impulsen aus der Höhe wiederholt (niederschlagstechnisch) aktiviert.
Somit erwartet den Süden eine überwiegend bedeckte und regnerische Nacht mit 12 std. Niederschlagsmenge von 5 bis 10 l/qm (mit den höchsten Werten im Umfeld der Alb und der Donau). Auch der Schwarzwald fängt einiges Nass ab mit 12 std. Mengen von teils bis zu 20 l/qm. In Richtung Chiemgau und Rottal bleibt es dank einer leicht westlichen föhnigen Komponente trocken.
Etwas kritischer wird der Bereich vom Oberpfälzer Wald, Fichtelgebirge bis Frankenwald und Vogtland, wo der Regen im Verlauf der Nacht wieder einsetzt und dort entweder zügig in Schnee, oder teils auch in gefrierenden Regen übergeht (bei recht verbreitet auftretendem leichtem Frost im Boden). Die Glatteisgefahr sieht aus jetziger Sicht aber überschaubar aus, da die leicht positive Schichtung unterhalb von 900 hPa dank eines moderaten T-Td spread recht zügig in einen Bereich um 0 Grad gebracht werden dürfte, sodass rasch die feste Phase bei Isothermie überwiegen sollte. Entsprechend macht eine Schneefallwarnung mit Mengen von 1 bis 5 cm (höhenabhängig) mehr Sinn. Ggf. muss dann regional/kurzzeitig eine markante Glättewarnung zeitnah ausgegeben werden, sollte der flüssige Anteil länger überwiegen als gedacht.
Ansonsten verläuft die Nacht im Nordosten überwiegend klar und trocken, sonst bedeckt mit einzelnen Tropfen oder Flocken, sowie gebietsweise teils dichten Nebelfeldern (v.a. im Westen). Eine allgemeine Glättewarnung ist vielerorts gültig, da wir im Westen im Grenzbereich um den Gefrierpunkt liegen mit Minima von +2 bis -2 Grad. Je nach Bewölkungsverteilung kann es regional Frost und etwas überfrierende Nässe, oder eben frostfreie Verhältnisse geben. Ansonsten liegen die Minima im Südwesten bei +1 bis +6 Grad und im Nordosten zwischen -2 und -8 Grad.
Der Wind kommt dominant aus Ost, im Nordosten frisch bis stark und mit stürmischen Böen im Küstenumfeld (Rügen, exponierte Abschnitte der Kieler Bucht und die Deutsche Bucht).
Mittwoch ... ergibt sich weiterhin ein zunehmender Eintrag erhöhter Unsicherheiten, wohin genau das Höhentief weiterzieht. Nach GFS erfolgt ein recht zügiges Abdriften nach Osten, während sonst eher ein stagnierendes Verhalten über Benelux bevorzugt wird. Dies liegt auch an der Interaktion mit einem kleinräumigen Kaltlufttropfen, der von Polen kommend mit unserem Höhentief interagiert und gleichfalls für die zunehmende numerische Diskrepanz verantwortlich ist.
Nicht weniger komplex gestaltet sich die Entwicklung im Bodendruck, denn die Modelle deuten irgendwo entlang der zuvor genannten Tiefdruckrinne einen erneuten "spin-up" an, der nach GFS/UK10 über der Mitte stattfinden soll und bei EZ und ICON kaum erkennbar etwas westlicher ansetzt. Mit dieser Bodentiefentwicklung wird die Warmfront wieder stationär bzw. in einen Warmfront-dominanten Part östlich und einen Kaltluft-dominanten Part westlich des Tiefs aufgeteilt.
Die Folge ist eine verstärkte Frontogenese, die je nach Lage des Bodentiefs über der Mitte oder zwischen Main und Donau zu finden sein wird. Peripher dieses Bereichs treten anhaltende Niederschläge der leichten, zeitweise auch mäßigen Sorte auf und bringen 12 std. Mengen von 5 bis 10 l/qm. In Richtung Alpenrand fallen die Mengen deutlich geringer aus. Die Schneefallgrenze steigt im Südwesten auf über 1500 m und verbleibt in Richtung Bayerischer Wald bis Frankenwald bei rund 500 m, sodass es im Osten bis zur Mittagszeit noch einige Flocken geben kann. Zum Nachmittag und Abend gerät der Bereich vom Oberpfälzer Wald bis ins Vogtland hinein erneut in den Fokus bezüglich der Phasenfrage, da die Niederschläge nun wieder kräftiger werden. Eine Mischung aus Schnee und gefrierendem Regen wird angezeigt und viel entscheidet sich im Nowcast, inwieweit der gefrierende Anteil noch das Warnmanagement beeinflussen wird (vorhandene Schneedecke, noch Frost im Boden? etc.). Auch die Gipfellagen vom Thüringer Wald und Oberharz könnten im Tagesverlauf einen geringen Neuschneezuwachs vermelden, da der Hauptschub der WLA knapp südlich dieser Regionen verbleiben sollte.
Letztendlich stellt sich dann noch die Frage, wieviel der Feuchte von der wellenden Front in die weiterhin vorhandene Höhentiefzirkulation im Nordwesten in Form einer sich erneut strukturierenden Okklusion mit eingebunden wird. Hier gibt es dank der geometrischen Diskrepanzen beim Höhen- und Bodentief noch erhebliche Unsicherheiten. Dennoch sollet man im gesamten Nordwesten im Tagesverlauf mit leichten Niederschlägen rechnen, die je nach Intensität und thermischer Schichtung teils als Schnee oder Regen fallen. Warntechnisch interessant hinsichtlich regionaler Glätte könnte es ggf. eher in Richtung Emsland und Oldenburger Münsterland werden, aber auch hier scheinen die Straßenbeläge eher auf der positiven Seite zu liegen.
Die Maxima liegen im Nordosten bei -1 bis +2 Grad und erreichen entlang des Oberrheins ungewöhnlich milde 12 oder 13 Grad.
Der Wind kommt meist schwach bis mäßig aus Ost, küstennah auch weiterhin stark böig, exponiert stürmisch und im Südwesten schwach bis mäßig aus Südwest.
In der Nacht zum Donnerstag nehmen die Unsicherheiten weiter zu, wenngleich man sagen muss, dass das Höhentief zu diesem Zeitpunkt von UK10, GFS und EZ recht homogen in Richtung Norddeutschland gebracht wird. Bodennah scheint das diffuse Bodentief nach Sachsen-Anhalt zu driften und über dem Süden bleibt weiterhin die leicht wellende Front wetteraktiv liegen.
Somit treten im Süden wiederholt leichte Niederschläge auf, die sich 12 std. auf 5 bis 10, strichweise um 15 l/qm summieren.
Warntechnisch spannend könnte es erneut im Bereich vom Frankenwald bis zum Oberpfälzer Wald werden, wo aus dem Böhmischen Becken ausfließende Kaltluft auf die WLA von Südwesten trifft und ggf. eine längere Episode von Glatteisregen induzieren kann, ggf. im Grenzbereich markant zu Unwetter. Auch hier ergeben sich aber noch größere Unsicherheiten, die aus der Kurzfrist zuvor resultieren (u.a. Ausmaß einer ggf. vorhandenen dünnen Schneedecke und Frost im Boden).
Weiter im Norden entscheidet u.a. die Geometrie des Höhentiefs über das Ausmaß der festen Phase. Je besser strukturiert, umso eher kann an dessen Flanken regional etwas kräftigerer Schneefall auftreten. Gehen wir nach den aktuellen Ensembleabschätzungen, verbleiben wir aber dabei in einem Streifen von Niedersachsen bis zum Erzgebirge meist nur bei wenigen Zentimetern Neuschnee. In Richtung NRW wird es eher eine Mischung aus wechselnden Niederschlagsphasen mit Glätte durch überfrierende Nässe und ggf. bildet sich teils dichter Nebel. Die leichten Schneefälle könnten auch den Nordosten Deutschlands erfassen, sollte das Bodentief so ziehen, wie aktuell angenommen.
Die Minima liegen meist zwischen 0 und -4 Grad mit den niedrigsten Werten im Nordosten. Der Süden bleibt mit +4 bis +1 Grad meist noch frostfrei (mit leichtem Frost um 0 Grad in Richtung östliches Bayern).
Der Wind kommt im Nordosten mäßig aus Nordost, peripher der Küste weiterhin stark böig auffrischend und im Süden überwiegend mäßig bis frisch aus West.
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Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC
Donnerstag ... nehmen die Unsicherheiten weiter zu. Das Bodentief sollte nach den meisten Modellen in Richtung Polen weiterziehen, nur ICON zeigt keine klare Bodentiefentwicklung. Entsprechend wird hier die schleifende Front im Süden kaum südwärts gedrückt, während sie sonst bei den anderen Modellen recht zügig an die Alpen geführt wird.
Bei den Modellen mit einem agilen Höhentief/Bodentief wäre die einbezogene Mischluft bei allgemein zurückgehenden Temperaturwerten gut für ein ausgedehntes Schneefallgebiet, das weite Bereiche Norddeutschlands und besonders den Nordosten betreffen würde. Je nach Intensität des Niederschlags und der Temperatur des Straßenbelags könnten 1 bis 5 cm Neuschnee in 12 Stunden zusammenkommen, regional auch etwas mehr.
Nach der deutschen Modellkette wäre davon nichts zu sehen mit sonnigen und trockenen Verhältnissen im Nordosten. Allerdings macht die defensive ICON Lösung aus heutiger Sicht weniger Sinn und auch im ICON-EPS fallen die Minima (Bodendruck) recht ähnlich aggressiv aus wie bei den anderen Ensemblevorhersagen (inklusive einer ähnlichen Verlagerung des Bodentiefs).
Im Süden regnet es peripher der südwärts ziehenden Front weiterhin mit Maxima von 10 bis 20 l/qm am Alpenrand und bei ICON zwischen Main und Donau.
Die Maxima liegen im Nordosten um 0 Grad und im Süden allgemein bei 7 oder 8 Grad. Der Wind kommt mäßig bis frisch aus Nordwest, im Nordosten aus Nordost und frischt peripher der Küsten stark böig bis stürmisch auf.
In der Nacht zum Freitag wäre nach der deutschen Modellkette zunehmend kräftiger Nassschneefall in etwa entlang/südlich der Alb und Donau zu erwarten (12-std. Mengen von 10 bis regional über 20 l/qm), während es sonst (nach der bevorzugten Fahrtrichtung der anderen Modelle) allgemein im Süden und Osten leichte Schneefälle mit wenigen Zentimeter Neuschnee geben würde. Mögliche Akkumulationsschwerpunkte sind dabei jetzt noch nicht herauszuarbeiten (abseits der Staulagen der östlichen Mittelgebirge und des Alpenrands). Im Nordwesten trocknet es ab.
Rückseitig des ostwärts abziehenden Höhentiefs setzt hochreichend KLA ein und drückt die 850 hPa Temperaturwerte sukzessive in Richtung (im Nordosten etwas unter) -10 Grad. Insofern treten deutschlandweit frostige Minima auf mit Werten zwischen 0 und -7 Grad und der Wind kommt mäßig aus überwiegend nördlicher Richtung.
Ein abschließendes Wort zum Potenzial für Dauerregen. Signale gibt es für den Hochschwarzwald in variablen Zeiträumen (24, 48 oder 72 std.), wobei besonders bei COMSO-LEPS mäßige Wahrscheinlichkeiten (für markant) hervorgehoben werden. Allerdings sind wir bei den Mengen meist im Grenzbereich der markanten Warnschwelle und das betroffene Gebiet ist bei aktuell normaler Flußführung im Einzugsgebiet auch ein Überschaubares, sodass vorerst auf das Einbinden des Hinweises im Warnlagebericht und auf keine Warnausgabe gesetzt wurde.
Modellvergleich und -einschätzung
Die grobe Entwicklung auf synoptischer Ebene wird gut erfasst. Entscheidender sind jedoch die Detailfragen bei der geometrischen Struktur des Höhentiefs, bei den das Höhentief begleitenden diversen "spin-ups", bei der Lage der wellenden Front über der südlichen Mitte sowie bei der Interaktion eines kleinräumigen Kaltlufttropfens, der von Polen in unser Höhentief mit eingebunden wird. Insofern nehmen die Unsicherheiten während der Kurzfrist sukzessive zu. ICON nimmt zum Ende der Kurzfrist eher eine Außenseiterlösung ein, sodass dieses Modell etwas weniger stark gewichtet wurde, zumal auch das ICON-EPS wenigstens teilweise die Lösung der anderen Modelle stützt.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy
Synoptische Übersicht Mittelfrist
Synoptische Übersicht Mittelfrist
ausgegeben am Dienstag, den 11.02.2025 um 10.30 UTC
Nach letzten (leichten) Schneefällen (Fr, Sa) meist trocken und winterlich kalt, gebietsweise strenger Nachtfrost.
Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 18.02.2025
Bis in die erweiterte Mittelfrist steht ein durchaus als winterlich kalt zu bezeichnender Witterungsabschnitt ins Haus, allerdings kommen Freunde des "weißen Goldes" - außer dort, wo in der Kurzfrist was gefallen sein wird (v.a. im Nordosten) - nicht wirklich auf ihre Kosten.
Wirft man einen Blick auf die Geopotenzialverteilung in 500 hPa (bzw. 300 hPa) ab kommendem Freitag, so fällt sofort ein massiver Trogvorstoß über Nordost- und Osteuropa ins Auge. Damit einhergehend, können dort Luftmassen aus polaren Breiten bzw. aus der Arktis weit südwärts Richtung Balkan und Schwarzes Meer vordringen. Auch Mitteleuropa und somit das Vorhersagegebiet bekommen davon noch einen ordentlichen Streifschuss ab; das weitere Vordringen der Kaltluft nach Westen wird dann allerdings durch eine sich verstärkende, von Grönland über das Nordmeer und Südskandinavien zunächst bis nach Mitteleuropa reichende Hochdruckzone verhindert. Diese Hochdruckzone wird ihrerseits wiederum gestützt durch einen robusten Höhenrücken, der von Südwest- über Westeuropa bis in den grönländisch-isländischen Raum reicht.
An dieser Druck- bzw.- Geopotenzialverteilung ändert sich bis zu Beginn der erweiterten Mittelfrist erst einmal nur wenig.
Am Freitag befinden sich allerdings vor allem der Süden und Osten Deutschlands noch im Einflussbereich eines Höhentiefs, respektive Kaltlufttropfens, der sich bis Samstag vom süddeutschen Raum über die Westalpen bis ins westliche Mittelmeer verlagert.
Ihm folgt ein vom Rücken über Westeuropa ausgehender, nach Mitteleuropa reichender Höhenkeil, entsprechend steigt der Bodendruck über dem Vorhersagegebiet weiter an und bis Samstagfrüh kann sich nach Lesart des IFS über dem Nordosten Deutschlands und Westpolen eine eigenständige Hochdruckparzelle etablieren.
Mit Abzug des Höhentiefs fällt am Freitag vor allem im Osten und Süden des Landes noch etwas Schnee (ohne markante Mengen), in der Nacht zum und am Samstag beschränken sich letzte, nicht allzu ergiebige Schneeschauer dann wohl lediglich noch auf die Ostseeküste und die Alpen.
Von Osten her hat sich niedertroposphärisch landesweit zunehmend kontinental geprägte Polarluft breitgemacht, vorübergehend sinkt die 850 hPa-Temperatur auch im Südwesten und Westen auf deutlich unter -5 Grad (ehe sie dort in der Nähe zum Rücken durch kräftiges Absinken am Samstag wieder auf nahe 0 Grad steigt), im Nordosten sinken die Werte am Samstag sogar auf -12 bis -14 Grad. Während sich die Sonne am Freitag noch generell eher rar macht und sich am ehesten noch im Westen sowie im Nordosten zeigt, gewinnt sie dann am Samstag schon größere Spielanteile. Im Nordosten sowie generell im Bergland gibt es wohl an beiden Tagen leichten Dauerfrost, auch sonst werden die 0 Grad wohl nur knapp überschritten, am Rhein sind 4, vielleicht 5 Grad möglich. In den Nächten auf Samstag, vor allem aber auf Sonntag gibt es verbreitet leichten bis mäßigen, vor allem über Schnee im Nordosten/Osten auch strengen Frost.
Am Sonntag und auch zu Beginn kommender Woche wird der Langwellentrogkomplex über Nordosteuropa durch von Nordwesten hereinlaufende Randtröge immer wieder regeneriert, so dass die Advektion polarer bzw. arktischer Luftmassen über Osteuropa aufrecht bleibt. Der Höhenrücken über Westeuropa bleibt ebenfalls robust und wird gestützt durch kräftige WLA vorderseitig eines zum mittleren Nordatlantik vorstoßenden kräftigen Troges bzw. Sturmtiefs. Entsprechend ändert sich auch nicht wirklich viel an Lage und Ausrichtung der sich über Mittel- noch etwas nach Südosteuropa ausweitenden Hochdruckzone, deren Divergenzachse meistens über dem Nordosten Deutschlands hinweg verläuft. Lediglich der Gradient an deren Südwestflanke beginnt sich zu Beginn kommender Woche, vor allem zum Dienstag hin, zu verschärfen (Druckfall über Südwesteuropa), der dadurch auffrischende Ost-, später Südostwind dürfte aber - außer in exponierten Kamm- und Gipfellagen einiger Mittelgebirge (vor allem auch im Zuge nächtlicher Low Level Jets) noch keinen markanten Warnkriterien genügen.
Abgesehen von einzelnen Schneeschauern an der Ostsee (vor allem noch am Sonntag) bleibt es somit wohl durchgehend trocken und die kontinentale Prägung der Polarluft verhindert wohl auch die Ausbildung großflächigerer Nebel- bzw. Hochnebelfelder. Auch, sich die MOS-Sonnenscheinprognosen noch sehr defensiv aufgestellt sind (und gebietsweise können sich an der wohl recht markanten Absinkinversion auch mal dichte Wolkenfelder halten), dürfte doch wohl vielerorts die Sonne zum Zuge kommen.
Mit der sich nun auch niedertroposphärisch verstärkenden WLA, aber auch durch das Absinken steigen die 850 hPa-Temperaturen bis Dienstag sukzessive an und erreichen dann nach Lesart des IFS (Dienstag, 18 UTC) Werte zwischen 4 Grad im äußersten Westen und -9 Grad in Ostvorpommern. Bodennah macht sich das natürlich kaum bemerkbar - im Nordosten und Osten bleibt es gebietsweise bei leichtem Dauerfrost, nachts gibt es nach wie vor leichten bis mäßigen, über Schnee nach Osten zu örtlich strengen Frost. Die MOS-Werte sind auch diesbezüglich sehr mit Vorsicht zu genießen - die für Dienstag apostrophierten 5 bis 9 Grad im Westen und Südwesten dürften wohl kaum erreicht werden.
In der erweiterten Mittelfrist tropft der Höhentrog über dem mittleren Nordatlantik ab und verlagert sich nach Südwesteuropa. Dadurch beginnt der nach wie vor blockierende Höhenrücken zu kippen und nimmt eine Nordwest-Südostausrichtung ein und kommt vor allem mit seinem Südteil nach Osten voran.
Mit dem Druckfall über Südwesteuropa wird zwar auch die Hochdruckzone über Mitteleuropa abgebaut und weicht einer flachen Tiefdruckrinne, aufgrund der beständigen Advektion trockener kontinentaler Polarluft von Südosten her macht sich der allmählich zunehmende zyklonale Einfluss aber wettertechnisch über dem Vorhersagegebiet lediglich wohl in Form hoher und mittelhoher Bewölkung und zunehmend höhenmilder Luft bemerkbar. Niederschläge werden keine simuliert.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Dem aktuellen IFS-Lauf kann eine gute Konsistenz zu den beiden Vorläufen konstatiert werden. Kleinere Differenzen bzgl. der Zugbahn des abziehenden Höhentiefs am Freitag haben nur geringen Einfluss auf die Niederschlagsprognosen.
Den robusten Höhenrücken über Südwest- und Westeuropa sowie die damit interagierende Hochdruckzone haben auch die beiden gestrigen Läufe sehr ähnlich auf der Agenda und auch bzgl. der Geometrie des persistenten Langwellentroges unterscheiden sich die Läufe nur wenig. Nach Lesart des gestrigen 12 UTC-Laufes kommt die Achse des Höhenrückens zu Beginn kommender Woche etwas schneller Richtung Mitteleuropa voran als nach den beiden 00 UTC-Läufen, was eine etwas progressivere Milderung in der niederen Troposphäre zur Folge hat.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch die vorliegenden Globalmodelle unterscheiden sich kaum voneinander. Auffällig ist, dass nach Lesart des GFS das nach Süden abziehende Höhentief bereits ausgangs der Kurzfrist, also in der Nacht zum Freitag vom über Osteuropa nach Süden vorstoßenden Langwellentrog quasi "eingefangen" wird. Mit der damit einhergehenden kräftigeren Zyklogenese über dem Baltikum bzw. Weißrussland kann am Wochenende noch etwas kältere Luft in die Nordosthälfte Deutschlands vordringen, so dass die 850 hPa-Temperatur dort verbreitet auf Werte um -15 Grad oder gar knapp darunter sinkt. Insgesamt hat das aber höchstens Einfluss auf die Temperaturprognosen (höhere Wahrscheinlichkeit für Dauerfrost auch in den mittleren Landesteilen, großflächiger strenger Frost). Die Advektion der höhenmilderen Luft zu Beginn kommender Woche fällt nach ICON geringfügig progressiver aus, ansonsten werden die Differenzen erst in der erweiterten Mittelfrist größer, wenn ab Mitte kommender Woche GEM, vor allem aber GFS mit der Umstellung auf SWz bzw. Wz (und entsprechend rascher Milderung inkl. Erster Niederschläge) etwas zyklonaler aufgestellt sind als IFS.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Sowohl im Zeitraum 72 bis 96 Stunden (3 Cluster) als auch im nächstfolgenden Zeitraum (1 Cluster) sind sich die ENS-Member des IFS zumindest im Groben einig: Zwischen sich immer wieder regenerierenden Langwellentrögen über dem mittleren Nordatlantik und Nordost- bzw. Osteuropa steht ein umfangreiches Blocking über Island/Grönland/Nordpolarmeer gegenüber mit einem über West- bis nach Südwesteuropa reichenden Rücken gegenüber, der jegliches Durchbrechen atlantischer Frontensysteme nach Mitteleuropa erst einmal verhindert.
In der erweiterten Mittelfrist (192 bis 240 Stunden) tauchen dann drei Cluster auf. Vor allem CL 1 (19 Member, zuzüglich Haupt- und Kontrolllauf) und CL 2 (16 Member) belassen es beim Blocking, nach Lesart des CL 1 nimmt allerdings der Höhentrog über Südwesteuropa allmählich Einfluss auf unser Wetter (eventuell südliche Westlage mit Nordmeer- bzw. Skandihoch, Ostwind und Schneeoptionen), CL 2 belässt es dagegen eher bei Südost antizyklonal. CL 3 (16 Member) schwenkt dagegen Richtung Südwest oder West antizyklonal.
Die Kurvenschar der 850 hPa-Temperatur der einzelnen ENS-Member in den Rauchfahnen für ausgewählte Gitterpunkte verläuft zu Beginn der Mittelfrist noch in einem relativ engen Spread auf einem vor allem im Nordosten sehr niedrigen Temperaturniveau. Bereits zum Wochenende wird der Spread aber deutlich breiter, was auf durchaus zahlreich vorhandene (höhen)milde Member hindeutet. Während der Hauptlauf für die meisten Gitterpunkte zunächst eher im unteren Bereich der Member angesiedelt ist, ändert sich das zu Beginn kommender Woche deutlich. Selbst im Nordosten steigt die 850 hPa zu Mitte kommender Woche auf 0 Grad, im Südwesten auf +5 Grad. Vor allem die nord- und ostdeutschen Gitterpunkte warten dann nämlich auch mit einer Vielzahl von kalten Lösungen (um -10 Grad) auf.
FAZIT:
Nach letzten 8nicht wirklich üppigen) Schneefällen am Freitag im Osten und Süden bleibt es danach bis zum Ende der Mittelfrist weitgehend trocken, aber auch winterlich kalt mit vor allem in der Osthälfte strengen Nachtfrösten. Ob es dann ab Mitte kommender Woche auch bodennah milder (und feuchter) wird, bleibt noch abzuwarten.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Signifikante Wettererscheinungen sind über den gesamten Mittelfristzeitraum bis Anfang/Mitte kommender Woche erwartungsgemäß nur rar gesät.
Allerdings muss in den Nächten vor allem ab der Nacht zum Sonntag zumindest im Nordosten und Osten, eventuell aber auch in Teilen der Mitte gebietsweise mit strengem Frost gerechnet werden. Am ehesten in diesen Regionen kann es auch eine mehrtägige Dauerfrostperiode geben.
Zudem frischt zu Beginn kommender Woche vor allem in höheren Lagen der Wind aus Ost, später Südost auf. In einigen Kamm- und Gipfellagen kann es dann stürmische Böen bzw. Sturmböen geben.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-ENS; MOSMIX unterschätzt wahrscheinlich die Sonnenscheindauer und
überschätzt die Temperatur.
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff