Synoptische Übersicht Kurzfrist
Synoptische Übersicht Kurzfrist
ausgegeben am Montag, den 29.12.2025 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Zunächst Kaltluft von Norden, ab der Nacht zum Mittwoch wieder mildere Luft. Dabei zeitweise leichte Niederschläge und Glättegefahr. Ab Silvester nasskalt. Vor allem an der See und im Bergland windig bis stürmisch.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
Aktuell ... befindet sich über dem nahen Atlantik und Grönland ein monumentaler Höhenrücken, in den im Seegebiet zwischen Schottland und Island ein abgeschlossenes Höhenhoch eingebettet ist. Dieses stützt auch ein Bodenhoch im Raum Island (Karen-Jasmin). Über dem Nordosten Europas liegt dagegen das kräftige Tief Roman, das Kaltluft direkt aus der Arktis über Skandinavien hinweg zunehmend bis ins östliche Mitteleuropa lenkt und damit den schon zuvor existierenden Langwellentrog über Osteuropa verstärkt und seine Westverlagerung einleitet. Dieser ist auch angefüllt mit Höhenkaltluft unter -40°C in 500 hPa, die sich über Skandinavien ausbreitet.
Die Kaltfront, die Tief Roman zu uns lenkt, erfasst zunächst den Osten des Landes, so dass sich die thermische Frontalzone strömungsparallel in die Nordnordwestströmung über den Nordosten Deutschlands legt. Hier setzen am Abend in hochreichender Bewölkung auch zunehmend Niederschläge ein, die trotz dort recht kalter Luftmasse (-6 bis -8°C in 850 hPa) meist als Regen fallen, da durch kräftigen Nordwestwind die Luftmasse recht gut durchmischt und bodennah recht mild ist.
Über dem Südwesten des Landes liegt hingegen noch die gealterte Luftmasse mit der scharfen und tiefliegenden Inversion, wobei in höheren Lagen der Himmel allgemein klar ist, während in Tieflagen teils dichter Nebel und Hochnebel liegt. In 850 hPa werden hier noch Plusgrade erreicht. In den Regionen dazwischen und damit in weiten Teilen Deutschlands wurde die Inversion schon deutlich angehoben, meist über 850 hPa hinaus, so dass die Temperaturkarten heute schon deutlich kälter aussehen. In diesen Regionen liegt ausgedehnter Stratus und Stratocumulus, teils auch mit deutlich angehobenen Untergrenzen, so dass darunter die Sicht oftmals recht gut ist.
Daraus kann aber hier und da geringer Niederschlag, in der Regel als Sprühregen fallen. Dieser liefert zwar keine nennenswerte Akkumulation in den Messtöpfen, allerdings besteht Glatteisgefahr, da in der Südhälfte Deutschlands sowie teils auch noch in den Mittelgebirgen die Temperaturen generell unter 0°C liegen. Die Böden sind zudem nach der jüngsten recht kalten Witterungsperiode ausgekühlt und dementsprechend glatteisanfällig. Deswegen wurde heute prophylaktisch schon eine weit ausgedehnte Glättewarnung ausgegeben, die bei vermehrten Meldungen von gefrierendem Sprühregen dann gegebenenfalls auf Ocker hochgestuft werden kann. Insbesondere im Erzgebirge und dessen Vorland wurde die flache Wolkenschicht schon etwas stärker angehoben, dort reicht es schon für recht flächendeckende Schneefälle.
Zuletzt noch ein Wort zum Wind: Der Gradient ist zwischen den genannten Drucksystemen im Norden Deutschland recht stark, so dass dort der Wind recht kräftig aus Nordwest bis Nord weht. An den Küsten kommt es zu starken, exponiert stürmischen Böen. In den Hochlagen des Harzes und des Erzgebirges gibt es exponiert Sturmböen.
In der Nacht zum Dienstag weitet sich der Trog mit der Höhenkaltluft über dem östlichen Mitteleuropa deutlich nach Süden aus. Massive Höhenkaltluft mit etwa -38°C in 500 hPa streift den äußersten Osten des Landes. Die Kaltfront des Tiefs Roman weitet sich im Nachtverlauf von Nordost nach Südwest aus und kommt bis zu den Frühstunden in etwa bis zu einer Linie NRW- Bayern voran. Auf ihrer Rückseite fließt wieder trockenere Luft ein und in 850 hPa geht die Temperatur auf unter -10°C zurück.
Auf ihrer Vorderseite wird bis in den Südwesten des Landes die Stratus- und Stratocumulusdecke deutlich angehoben, aus dieser fällt teilweise weiterhin geringer Niederschlag. Anfangs kommt es dabei zu (oft auch gefrierendem) Sprühregen, der ggf. wie oben schon erwähnt bei entsprechender Intensität instantan Ocker bewarnt werden muss, zumal wir im Süden des Landes noch etwas stärker gefrorene Böden haben. Mit weiterer Hebung der Inversion und vorandringen der Kaltluft fällt aber zunehmend geringer Schnee. An der Kaltfront selbst fällt anfangs im Osten des Landes noch Regen, im Nachtverlauf vor allem von Thüringen und Sachsen bis nach Bayern etwas Schnee. Im Stau der Mittelgebirge kann es dabei wenige Zentimeter Neuschnee geben, was mit einer entsprechenden Schneefallwarnung gewürdigt würde. Im Flachland sind die erwarteten Schneemengen gering, so dass diese mit der gelben Universalglättewarnung abgedeckt sind.
Interessant wird es auch auf der Rückseite der Kaltfront. Dort reißt in der trockenen Luft die Wolkendecke recht rasch auf, so dass es bis zum Morgen in der Nordosthälfte meist klar wird. Durch die Ausstrahlung und die massive Kaltluftadvektion kann trotz des Windes die Temperatur verbreitet unter den Gefrierpunkt sinken. Je nachdem, wie schnell das geht, kann es nach den vorangegangenen Regenfällen im Osten verschärfte Glätte geben und auch dort könnte eine Ocker-Warnung fällig werden. Dagegen spricht aber etwas der Wind, der die bodennahe Abkühlung etwas verzögert und die Verdunstung fördert.
Der Wind weht vor allem in der Nordosthälfte mäßig um Nordwest bis Nord und frischt insbesondere an der Ostsee noch etwas auf. Dort kann dann etwas verbreiteter stürmische Böen geben. Der Brocken und der Fichtelberg sind weiter mit Sturmböen dabei. Nach Westen hin nimmt der Wind dagegen ab, so dass insbesondere an der Nordsee der Wind nachlässt. Im Süden weht er generell schwach.
Wie schon erwähnt liegen die Temperaturen verbreitet im Frostbereich, ausgenommen sind lediglich Küstenabschnitte mit auflandigem Wind. Im Süden und im höheren Bergland geht die Temperatur in den mäßigen Frostbereich zurück.
Am Dienstag ... weitet sich der Trog über dem östlichen Mitteleuropa weiter südwärts aus, kommt aber auch etwas nach Osten voran, so dass die labile Luftmasse mit der höhenkalten Luft im Osten nach Osten wieder das Land verlässt. Von Nordwesten schiebt sich ein Keil des Hochdruckgebietes Karen-Jasmin nach Süddeutschland hinein. Damit verringert sich im Westen der Gradient weiter, nimmt auch im Südosten ab. Richtung Nordosten bleibt er aber recht kräftig. Somit weht dort mäßiger bis frischer Wind, der an der Ostsee weiter zu steifen bis stürmischen Böen führt, wobei der Wind in Vorpommern deutlich stärker weht als nach Westen hin. Auch auf dem Fichtelberg ist noch zeitweise stürmisch. Sonst weht der Wind oft nur noch schwach um West bis Nord.
Die Kaltfront kommt unter Auflösung weiter südwärts voran und die Kaltluft flutet das ganze Land. In 850 hPa geht die Temperatur verbreitet auf -8 bis -11°C zurück. Die Inversion wird dabei überall abgebaut, es bildet sich aber von Westen her durch Absinken erneut eine recht stabile Schichtung in der mittleren Troposphäre aus.
Da die einfließende Luftmasse recht trocken ist, setzen sich Wolkenauflockerungen immer weiter nach Südwesten hin durch, so dass vielfach länger die Sonne scheinen kann. Es sind aber auch noch einige Wolkenfelder unterwegs. An den Alpen schneit es durch Stau noch länger, dort können insgesamt etwa 5 bis 10 cm Neuschnee zusammenkommen. Auch am Erzgebirge sorgt der Stau noch für etwas Geflöckel. Richtung Osten reicht auch die Labilität für die Entstehung von Schauern, allerdings ist die Luft zu trocken für allzu viel Niederschlag. Somit kommt es nur vereinzelt zu schwachen Schneeschauern. Auch an der Ostsee ist die Schauertätigkeit nicht allzu stark ausgeprägt, dort ist der Fetch zu gering um die Luftmasse bodennah ausreichend anzufeuchten.
Trotz der einfließenden arktischen Kaltluft (mA) wird es aufgrund der Durchmischung vielerorts sogar milder als zuvor. So werden recht verbreitet bis in den Süden wieder leichte Plusgrade erreicht, an der Nordsee sogar Höchstwerte etwas über 5°C. In Lagen oberhalb etwa 400 bis 500 m herrscht dagegen leichter Dauerfrost.
In der Nacht zum Mittwoch erreicht uns von Nordwesten her eine Warmfront. Diese ist an ein Randtief gekoppelt, das über Skandinavien südwärts schwenkt. Damit wird der Gradient nach Osten hin auseinandergezogen, verschärft sich aber von der Nordsee her wieder. Folglich lässt der Wind an der Ostsee im Nachtverlauf nach, an der Nordsee kommt es aber dann zunehmend zu steifen, in exponierten Lagen stürmischen Böen um Nordwest. Auch im Norddeutschen Binnenland weht der auf West drehende Wind oft mäßig, während im Süden noch der Hochkeil liegt, unter dem es schwachwindig ist.
Mit der Warmfront kommen von der Nordsee her Regenfälle auf, die im Binnenland bei teils gefrorenem Boden wieder zu Glatteis führen können. Weiter ins Binnenland hinein gehen sie aber vielfach in Schnee über. Die Niederschlagssummen liegen meist bei unter 2 l/m² und nehmen im Binnenland noch ab, so dass sich von NRW bis nach Mitteldeutschland und Mecklenburg-Vorpommern allenfalls eine ganz dünne Schneedecke bilden kann. Im Süden bleibt es noch niederschlagsfrei. Dort klingen die letzten Schneefälle an den Alpen (ebenso wie im Erzgebirge) rasch ab und es bleibt bis zum Morgen klar, während große Teile des Landes wieder unter Wolken verschwinden.
Somit gibt es in der gesamten Südhälfte und im höheren Bergland verbreitet mäßigen Frost, insbesondere von der Alb bis ins Alpenvorland auch strengen Frost. Wo frischer Neuschnee liegt, also insbesondere an den Alpen und in den Alpentälern, kann es auch stellenweise auf -15°C runtergehen. Im Norden gibt es zumindest recht verbreitet leichten Frost, allerdings steigen mit Warmluftadvektion in den Frühstunden die Temperaturen von Nordwesten her in den Plusbereich. Frostfrei bleibt es nur in Küstengebieten mit auflandigem Wind.
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Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
Der Mittwoch (Silvester) ... wurde in der Frühübersicht so schön beschrieben, dass er hier nicht noch einmal wiederholt werden soll. Neue Erkenntnisse liegen nicht vor.
Modellvergleich und -einschätzung
Die vorliegenden Modelle simulieren die synoptische Lage weitgehend übereinstimmend. Etwas größere Modellunterschiede gibt es noch bei der Stärke und Ausdehnung der Niederschläge ab der Nacht zum Mittwoch.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann
Synoptische Übersicht Mittelfrist
Synoptische Übersicht Mittelfrist
ausgegeben am Montag, den 29.12.2025 um 10.30 UTC
Unbeständiger und weitgehend winterlich geprägter Witterungsabschnitt mit "Überraschungspotenzial" (Luftmassengrenze mit markanten Schneefällen)
Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 05.01.2026
Eines lässt sich an dieser Stelle schon mal vorwegnehmen. So langweilig, wie sich das Wetter über weite Strecken des in Kürze endenden Dezembers präsentiert hat, geht es nicht weiter. Just zum Jahreswechsel scheint sich die Atmosphäre daran zu erinnern, über welch Möglichkeiten sie verfügt, Wetterabläufe interessant und auch noch spannend zu gestalten. Das freut nicht nur die echten Wetterkonsumenten und Anhänger winterlich-synoptischer Prozesse. Auch wir Meteorologen haben die Nase voll von Inversion, Nebel, Hochnebel, Nieselregen/Nebelnässen (mit perfider Glatteisbildung) und dem ganzen Grenzschichtgedöns. Endlich passiert mal wieder was, wenn auch noch längst nicht alles in trockenen Tüchern ist (schlechte Metapher, steht doch Niederschlag ganz weit vorn auf der Mittelfristagenda). Wo die Tücken verborgen sind und wo die Varianzen der Vorhersage liegen, dazu im nun folgenden Bulletin mehr.
Steigen wir ein am Donnerstag dem 1. Januar 2026, Neujahr, der zufällig mit dem ersten offiziellen Tag der Mittelfrist zusammenfällt. Wer das traditionelle Neujahrsspringen der Vierschanzentournee in Garmisch-Patenkirchen gewinnt, lässt sich heute noch nicht sagen. Was sich aber an mit Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen lässt, sind die Wetterbedingungen: sonnig und nach frostiger Nacht tagsüber leichte Plusgrade.
Je weiter man sich allerdings vom Alpenrand in Richtung Norden orientiert, desto weniger scheint die Sonne, dafür wird ordentlich Schmackes geboten. Nicht nur, dass der aktuell noch über Nordosteuropa positionierte Potenzialtrog seinen Wirkungsradius immer weiter gen Südwesten ausweitet. Hinzu kommt ein veritables, an einen ausgeprägten Kurzwellentrog gekoppeltes Sturmtief, das mit einem Kerndruck von etwas unter 980 hPa von der Norwegischen See via Skagerrak nach Südschweden zieht. Vor allem für die Nordhälfte unseres Landes bedeutet das einen lebhaften, voraussichtlich nicht nur an den Küsten und im Bergland teils stürmischen Südwestwind. Hinzu kommt die eher schwach ausgeprägte Kaltfront des Tiefs, die im Tagesverlauf die Mitte ansteuert und auf ihrer Rückseite erwärmte maritime Polarluft (T850 um -4°C) heranführt. Dabei kommt es zu zeitweiligen Niederschlägen, die spätestens in der Nacht zum Freitag den zentralen Mittelgebirgsraum erreichen, wo sie meist als Schnee mit geringer Intensität runterkommen. In Norddeutschland hingegen überwiegt zunächst die flüssige Phase (nicht kalt genug, Nordseeeinfluss, Durchmischung), bevor vielleicht in der Nacht ein paar Schneeschauer an den Start gehen. Am meisten Niederschlag fällt über sowie im Dunstkreis der Deutschen Bucht, wo sich Schauerstraßen etablieren können, in denen es zu wiederholten Huschen, teils mit Graupel kommt. Mit Annäherung des o.e. KW-Trogs samt Höhenkaltluft (T500 um -35°C) nimmt von der Nordsee her zudem die Gewitterwahrscheinlichkeit zu, die bei günstiger Scherung und reichlich Höhenwind von (schweren) Sturmböen 9-10 Bft, über See vielleicht sogar von orkanartigen Böen 11 Bft begleitet sein können.
Bevor wir uns am Freitag dem nationalen Geschehen widmen, sollten wir uns erstmal einen Blick durch die Globalbrille gönnen. So hat sich der klobige Trog bis zum westlichen Mitteleuropa ausgeweitet, was Deutschland unter eine deutlich zyklonal konturierte Zonalströmung bringt. Vorübergehend sollte man hinzufügen, dreht die Höhenströmung am Wochenende doch auf Südwest zurück. Fast noch wichtiger als dieser Sachverhalt ist aber die Tatsache, dass die großräumige Druckverteilung ein wunderbares Vierdruckfeld mit Frontogenesepotenzial aufweist: Tiefs am Südrand des Bottenbusens sowie westlich der Iberischen Halbinsel steht hoher Luftdruck west-südwestlich von Island sowie im zentralen und östlichen Mittelmeerraum gegenüber. Während das nördliche Pärchen versucht, arktische Polarluft möglichst weit nach Süden zu verfrachten, hält das südliche Duett mit subtropischen Luftmassen dagegen. Und so kommt es wie es fast immer kommt, wenn sich derartige Giganten batteln: Es bildet sich eine (hoch)barolkine Luftmassengrenze (LMG), deren genaue Positionierung der Numerik aber noch einiges Kopfzerbrechen bereitet.
Am Freitag hat Deutschland mit dieser sehr wahrscheinlich südlich von uns entstehenden LMG erstmal noch nichts zu tun. In der Mitte schneit es im Bereich der vergammelnden Kaltfront ein wenig (tiefe Lagen evtl. Schneeregen oder leichter Regen), im Norden entwickeln sich Regen-, Graupel- und Schneeschauer mit einzelnen Gewittern. Dazu bleibt es vornehmlich in der Nordhälfte weiterhin windig bis stürmisch.
Jetzt zum ersten Wochenende des Jahres 2026, das es mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Schlagzeilen von Print, Funk und Fernsehen sowie der (a)sozialen Medien schafft. Nicht etwa, weil der Ball wieder rollt, das tut er erst eine Woche später. Es ist soweit (vielleicht schon in der Nacht zum Samstag), die LMG betritt die Bühne. Von Süden her schiebt sie sich Schritt für Schritt dichter an den Vorhersageraum heran, die Zone mit der höchsten Baroklinität legt sich über die Alpen. Von der Schweiz und Frankreich her setzt länger andauernder, teils bis Sonntag anhaltender Niederschlag ein, der sich über Süddeutschland ostwärts ausbreitet. Mit der nun südwestlichen Höhenströmung ziehen immer wieder kurze Wellen im Bereich der LMG durch, die für Intensitätsschwankungen innerhalb des Niederschlagsereignis sorgen. Und da der Süden Stand heute (wenn auch nicht zu 100%) auf der kalten Seite der LMG verbleibt, reden wir hier größtenteils über Schneefall, markanten Schneefall und das bis in tiefe Lagen, auch wenn es anfangs noch Regen sein kann (teils gefrierend) - ja gibt´s sowas noch! Doch bevor nun alle süddeutschen Schneefans aus dem Sattel gehen und den Puls auf 180 bringen, hier gleich mal der erhobene Zeigefinger des schulmeisterlichen Meteorologen. Noch ist die Prognose unscharf, was bei Grenzwetterlagen dieser Art auch völlig normal ist. Leichte bis mittelschwere (GFS/ICON) Positionsverschiebungen der LMG können ebenso einen hohen Impact haben wie Phasenunterschiede der angesprochenen kurzen Wellen (wenig/viel Neuschnee, evtl. sogar Regen). Daher von dieser Stelle (noch) nicht volle Attacke, dafür kontrollierter Optimismus, auch wenn es sicherlich nicht alle klasse finden, wenn es im Süden wie blöde schneit.
Kurz noch der weitere Werdegang auf Basis von IFS: am Sonntag voraussichtlich Abziehen der LMG nach Südosten und Übergangs zu TrM (Trog Mitteleuropa) mit hochreichender polarer Kaltluft => winterlich.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Zu Beginn der Mittelfrist ist die Konsistenz von IFS (ECMF) noch in Ordnung, bevor es schon beginnend am Freitag, vor allem dann aber am ersten Wochenende des neuen Jahres sichtbar diffuser wird. Unstrittig ist, dass sich die Großwetterlage allgemein ändert hin zu deutlich mehr Tiefdruckeinfluss mit wiederholten Niederschlägen. Unstrittig auch, dass es überwiegend maritim-polare Luftmassen sind, die das Geschehen hier bei uns bestimmen. Was aber noch nicht eingetütet ist, sind die genauen Niederschlagsabläufe, sowohl hinsichtlich des Timings als auch der detaillierten räumlichen Verteilung und natürlich auch in Bezug auf die Phase. Es ist allerdings davon auszugehen, dass das Wort Schnee die Wetterberichte dominierten wird und dass wahrscheinlich nicht nur im Zusammenhang mit dem Wort Bergland. So könnte es am Wochenende ohne Weiteres passieren, dass in Teilen Süddeutschlands eine richtig fette Portion der weißen Pracht abgeladen wird, wohlbemerkt nicht nur ein paar Zentimeterchen, was unsere sensible Verkehrsinfrastruktur mächtig auf die Probe stellen oder - pessimistisch bis realistisch ausgedrückt - schlichtweg überlasten würde. Denkbar aber auch, dass die Schneefälle weiter in die Mitte ausgreifen (und Teile des Südens frei bleiben) oder sogar ein Streifen von Westdeutschland bis hoch nach Mecklenburg-Vorpommern eingeschneit wird.
Fragen? - Sicher ja. Antworten? - Eher im Konjunktiv und damit nur bedingt belastbar.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Häufig wird an dieser Stelle ja von Kongruenz und Harmonie unter den Elefanten internationaler Globalmodelle gesprochen. Heute kristallisieren sich aber nicht ganz unerhebliche Unterschiede heraus. Einer der Hauptursachen dafür ist die genaue Positionierung der Vierdruckfeldprotagonisten und davon abhängig eben auch die Vita der LMG. So lassen GFS und auch ICON (jeweils 00 UTC) diese weiter in den Westen und Norden Deutschlands vorankommen, so dass bis Montagmorgen nicht etwa der Süden die dicke Schneepackung abbekommt. Betroffen wäre stattdessen ein etwa 200 bis 300 km breiter Korridor, der von RP/Rheinland bis nach Nordostdeutschland reicht. In die Südosthälfte würde Warmluft einströmen (T850 z.T. deutlich über 0°C), Föhn wäre ein Thema und auch der Übergang zu TrM würde ausfallen. Womit wir wieder bei einer Kernerkenntnis der Altvorderen wären: Wetter ist nicht vorhersagbar! Zumal der 06-UTC-Lauf von GFS die LMG nun auch nicht mehr ganz so weit nach Norden setzt wie sechs Stunden zuvor.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Schaut man sich daraufhin die Ensembles an, so fällt in den Rauchfahnen von IFS-EPS auf, dass das Gros der Lösungen die LMG im Süden belässt. Nur eine Handvoll der illustren Ensemblemitglieder lässt die Warmluft nordwärts bis in die Mitte oder gar den Norden vorstoßen, im Nordwesten (Referenz Hamburg und Wangerooge) sind es genau zwei. GFS-EPS stützt das Szenario seines eigenen Hauptlaufs auch nur bedingt, etwas mehr als die Hälfte bleibt kalt, was auch für das Ensemblemittel gilt.
Für den Zeitraum T+120...168h (Samstag bis Montag) bietet IFS-EPS genau zwei Varianten an, von denen CL 2 (22 Fälle) dem HRES ähnelt. Bei CL 1 (29 Fälle) wäre die LMG nicht so träge wie beschrieben, sondern würde schneller südostwärts weichen. Entsprechend würde sich auch das Muster TrM früher einstellen. Die wenigen warmen Lösungen dürften in CL 2 eingegangen sein, das ja nur Basismuster mit gewisser Streuung darstellt. Die erweiterte Mittelfrist ab Dienstag (T+192...240h) scheint zumindest für IFS-EPS unstrittig: ein sich wiederholt regenerierender, möglicherweise über dem westlichen Mittelmeer abtropfender TrM.
FAZIT:
Die Mittelfrist ist spannend wie schon lange nicht mehr, was einerseits an der stark winterlich geprägten Komponente, andererseits aber auch an den noch vorhandenen Unsicherheiten liegt. Im Fokus dabei das kommende Wochenende, wo sich eine Grenzwetterlage einstellen soll. Mehrheitlich (det. und prob.) wird die aus Viererdruck generierte Luftmassengrenze in den Alpenraum gelegt, was für markante Schneefälle in Süddeutschland sprechen würde. Es gibt derzeit aber auch noch andere Lösungen, wonach in der Mitte oder vielleicht sogar im Norden der meiste Schnee fällt.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Donnerstag und Freitag steht trotz bereits schon auftretender winterlicher Parameter erst einmal der Wind/Sturm im Blickpunkt des Geschehens. Gerade der Donnerstag bringt der gesamten Nordhälfte einen lebhaften Südwestwind mit Böen 8 Bft, Küste und höheres Bergland 9-10 Bft, Brocken 11 Bft. Darüber hinaus gibt es im Norden eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für kurze Graupelgewitter mit Böen 9-10 Bft.
Am Freitag bleibt es in der Nordhälfte windig, voraussichtlich aber eine Stufe weniger als am Vortag.
Am Wochenende rückt dann der Wind mehr und mehr in den Hinter-, dafür der Schneefall in den Vordergrund. Die Unsicherheit im Zusammenhang mit der LMG wurde bereits ausführlich beschrieben. Von "Schneekatastrophe" bis "Rohrkrepierer" ist alles noch möglich, was für die räumliche Verteilung sowieso gilt. Es liegt aber eine erhöhte Wahrscheinlichkeit vor, dass vor allem Teile Süddeutschlands markante Schneefälle abbekommen. Darüber hinaus soll nicht unerwähnt bleiben, dass es auch abseits des LMG-Schneefalls meist konvektiv schneien kann, nur ist die Ergiebigkeit und Ausdehnung geringer. Beschäftigen wird und auch das Thema Glätte, was aber selbst im vom Klimawandel aufgeweichten Wintern normal ist.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-MOS mit IFS-EPS und IFS => LMG im Süden. GFS und ICON werden weitgehend
negiert, wohlwissend, dass das auch schiefgehen kann.
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann





