Synoptische Übersicht Kurzfrist
Synoptische Übersicht Kurzfrist
ausgegeben am Mittwoch, den 31.12.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: NWz
Heute östliches Bergland Neuschnee und stürmisch. Ab Donnerstag Bergland voller Sturm, Neuschnee und lokal erhebliche Verwehungen. Im Nordwesten wiederholt einzelne Gewitter, im Norden zunehmend auch bis ins Tiefland kräftige Schneeschauer. Über der Mitte abseits der Staulagen nur etwas Schnee. Deutsche Bucht, Brocken und Fichtelberg unwetterartige Böen. Tiefland stürmisch. Im Süden ruhiger und mäßig kalt, im Nordwesten mild.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
Mittwoch... endet das Jahr vergleichsweise ruhig, beginnt aber im neuen Jahr umso turbulenter.
Ein recht statisches Strömungsmuster in der Höhe bleibt bestehen. Über Grönland dominiert in 500 hPa eine umfangreiche und kräftige blockierende Antizyklone, die bodennah von einem elliptisch geformten, von Grönland nach Irland reichenden Bodenhoch (JAMSIN/KAREN) begleitet wird. Dieses Bodenhoch zieht sich im Verlauf der Kurzfrist nach Grönland zurück.
Über Skandinavien und Osteuropa dominiert hingegen tiefes Geopotenzial, das eingangs der Kurzfrist besonders über der Ukraine/dem Schwarzen Meer negative Geopotenzialabweichung nahe des klimatologischen Minimums aufweist. Während sich dieser Troganteil zeitnah auffüllt, baut sich über Südskandinavien im Zuge einer kräftigen Zyklogenese ein neues steuerndes Zentraltief auf, das auch in der mittleren Troposphäre zunehmend zu einem dominanten Langwellentrog umstrukturiert wird. Dessen Bodentief (TIZIAN) ist im jüngsten IFS-ENS auch recht gut mit einer engen Memberbündelung bezüglich der Platzierung hinterlegt, was aber noch nicht so richtig für die Intensität gilt, die weiterhin einen 10 hPa spread innerhalb der Memberschar aufweist (970-980 hPa). Bezüglich des sich entwickelnden Höhentroges über Skandinavien ergeben sich im Ensemble noch erhöhte Unsicherheiten entlang dessen Basis, was einerseits noch eine leichte weitere Südkorrektur der Amplitude und zonale Platzierung zur Folge haben könnte (ggf. auch ein Hinweis auf Wellenbildung im Südwestquadranten des Troges). Insgesamt wird die Entwicklung aber mittlerweile recht sicher erfasst.
Heute (Silvester) dominiert eine Warmfrontpassage das Wetter in weiten Bereichen Deutschlands.
Davon ausgenommen ist noch der Süden, wo ein vom Ärmelkanal nach Österreich gerichteter Keil für ruhiges, meist wolkenarmes und trockenes Wetter gut ist. Nach einer klirrend kalten Nacht mit Minima, die vor allem zwischen Schwäbischer/Fränkischer Alb und den Alpen häufig im strengen Frostbereich lagen, kann auch ein sonniger Tag (besonders vom Schwarzwald über die Schwäbische Alb, Oberschwaben bis ins Alpenvorland) nicht verhindern, dass die Minima in der entkoppelten Grenzschicht wohl im leichten Dauerfrost von 0 bis -4 Grad verbleiben, im Bergland bei -4 bis -9 Grad.
Ansonsten steht die Warmfrontpassage im Fokus, deren thermische Hauptstoßrichtung von Norddeutschland in Richtung Erzgebirge gerichtet ist (mit kräftiger thermischer Advektion, die z.B. in 850 hPa einen 12 std. Temperaturanstieg von bis zu 7 K zur Folge hat). Dies sorgt für umfangreiches Aufgleiten und Stundenraten bis zu 1 l/qm, die sich den Vormittag über südostwärts nach Brandenburg/Sachsen ausweiten und besonders im Stau des Erzgebirges für ein mäßiges Stauereignis sorgen. Entlang der Südwestflanke der fokussierten WLA etabliert sich (wohl thermisch forciert dank einer etwas kälteren Luftmasse über der Mitte/dem Westen der Republik) ein Nordwest-Südost gerichtetes Niederschlagsband, das sich tagsüber zunehmend von der Deutschen Bucht bis nach Oberfranken/dem Bayerischen Wald ausrichtet. Hier fällt wiederholt Niederschlag mit nur kurzen Unterbrechungen - besonders im Nordweststau des Harzes auch kräftig und anhaltend.
Die Schneefallgrenze liegt zunächst im Tiefland und steigt mit fortscheitender Erwärmung/Durchmischung im Norden auf 500/600 m AGL an. In den genannten Bereichen (Bayerischer/Oberpfälzer Wald nordwestwärts bis ins Nordhessische Bergland/Rothaargebirge und ostwärts bis zur Oder) fallen 12 std. in tiefen Lagen sowie nach Süden zu meist nur wenige Zentimeter Neuschnee (1 bis 4 cm), die von Norden zudem im Tagesverlauf in etwa bis auf eine Linie Harz-Lausitz im Tiefland in Regen übergehen. In Staulagen fallen 5 bis 10 cm Neuschnee, was besonders den Harz und das Erzgebirge betrifft. Im Übergangsbereich zwischen Schnee und Regen kann es bis in den Vormittag regional auch gefrierende Niederschlag mit erhöhter Glättegefahr geben.
Beim Blick auf das Windfeld erkennt man den genannten thermischen Gradienten entlang der Westflanke der WLA auch schön im niedertroposphärischen Windfeld, wo sich ein 40 kt H85 Jet aus Nordwest von der Deutschen Bucht bis nach Oberfranken erstreckt. Dies sorgt im genannten Streifen tagsüber für einen starken, lokal entlang der Orografie auch böig auffrischenden Westwind, im Bergland zeitweise stürmisch auffrischend und auf dem Brocken und Fichtelberg mit Sturmböen, ggf. auch einzelnen schweren Sturmböen (Bft 9/10). Letzteres gilt auch für die Kammlagen des Bayerischen Waldes und exponierte Alpengipfel. Über der Deutschen Bucht weht ebenfalls ein stürmischer Nordwestwind (Bft 8), der sonst im Binnenland meist nur schwach bis mäßig (Südwesten), sonst mäßig aus West daherkommt.
Die Maxima liegen im durchmischten und WLA geprägten Norden von der Mitte nordwärts zwischen +1 und +9 Grad, mit den höchsten Maxima peripher der Deutschen Bucht.
In der Nacht zum Donnerstag erkennt man nach und nach den zunehmenden Einfluss der sich über Südskandinavien aufbauenden kräftigen Zyklone, dessen Druckfall den Nord-Süd gerichteten Druckgradienten rasch ansteigen lässt (Sylt-Bodensee rund 25 hPa).
Die bis dahin südostwärs gerichtete WLA bekommt nun eine zunehmend östliche Schubkomponente, sodass auch die Niederschläge zunehmend nach Osten ziehen. Im durchmischten Norden wird es meist nur regnen bei einer Schneefallgrenze zwischen 400 und 500 m AGL, während es besonders vom Rothaargebirge bis zum Erzgebirge und in Richtung Bayerischer Wald weitere leichte Schneefälle gibt, die in Staulagen auch länger anhalten können. In den genannten Regionen fallen nochmal 3 bis 8 cm Neuschnee (Tiefland am wenigsten, Staulagen am meisten). Das könnte dem Stau des Nordwest/Westharzes 24-std. Neuschneemengen von um 25 cm bescheren, während im Erzgebirge eher 10 bis 20 cm Neuschnee fallen (in den restlichen Staulagen wie im Rothaargebirge, Thüringer Wald, Fichtelgebirge bis Bayerischer Wald) mit um 10 cm etwas weniger). Ausgangs der Nacht kann es in Richtung Weserbergland/Leinebergland bis ins Tiefland den einen oder anderen Zentimeter Neuschnee geben. Allgemein besteht Glättegefahr.
Nach einer vorübergehenden Windabschwächung im Norden und Osten gewinnt der Westwind in der Höhe nach Mitternacht sukzessive an Kraft, sodass ausgangs der Nacht in 850 hPa bereits verbreitet um 40 kt, in Richtung Schleswig-Holstein bis 50 kt zu erwarten sind. Somit stehen im Norddeutschen Tiefland im Verlauf der 2. Nachthälfte zunehmend Bft 6/7 Böen aus Südwest auf dem Plan, in Richtung Schleswig-Holstein auch stürmische Böen (Bft 8). Über der Deutschen Bucht werden dann Sturmböen, exponiert die ersten schweren Sturmböen erwartet und markante Böen (Bft 8) betreffen dann zunehmend auch die südliche Ostsee (Darß-Rügen). Im Bergland über der Mitte treten ebenfalls zunehmend stürmische Böen auf und exponiert auf dem Fichtelberg schwere, auf dem Brocken orkanartige Böen (Bft 10 bis 11) (dort aber abseits der Grenzschicht eher aus West.
Im Süden ist davon unter antizyklonalem Einfluss nicht viel zu spüren. Besonders im Südwesten verläuft die Nacht klar und trocken und dort entkoppelt auch nochmal zapfig kalt mit -6 bis -10 Grad. Allgemein muss mit leichtem, im Bergland mit mäßigem Frost zwischen den zentralen Mittelgebirgen und Alpen gerechnet werden, während im durchmischten Norden die Minima im zarten Plus verharren.
Donnerstag... fällt der Druck nördlich von uns weiter mit einem Nord-Südgefälle über der Republik von teils über 25 hPa. In 850 hPa legt sich ein 50 bis 65 kt Jet über den Norden und die Mitte Deutschlands. Nach Süden zu schwächt sich der Wind bei einem vorherrschend leicht antizyklonalen Touch rasch ab, sodass dieser dort für die tiefen Lagen keine größere Rolle mehr spielt. Gleichzeitig kühlt die Luftmasse im Norden auch in der Höhe immer weiter ab und wenngleich die höhenkälteste Luftmasse noch nordwestlich von Deutschland verbleibt, so nimmt sukzessive der konvektive Niederschlagscharakter zu.
Am Vormittag wird noch zumeist ein Niederschlagsminimum erwartet. Im Norden regnet es zeitweise leicht, über der Mitte flöckelt es besonders in Weststaulagen leicht vor sich hin, jedoch ohne nennenswerten Neuschneezuwachs.
Ab der Mittagszeit nähert sich dann von der Deutschen Bucht ein recht markanter Bodentrog, der zunächst mit eher skaligen Niederschlägen, rückseitig jedoch mit agiler Konvektion einhergeht. Über der nördlichen Mitte fällt oberhalb von 300 m etwas Neuschnee (Rothaargebirge, Harz, Thüringer Wald), wobei jedoch vor allem der Weststau vom Harz am Nachmittag mit Bodentrogpassage in kurzer Zeit recht üppig Neuschnee erwarten darf (5 bis 10 cm in 6h). Im Norddeutschen Tiefland überwiegt zwar die flüssige Phase, in den stärksten Schauern kann es aber besonders ab dem Nachmittag auch hier kurzzeitig kräftig bis in tiefste Lagen schneien.
Grob nordwestlich der Linie Emsland - Lübecker Bucht sind auch einzelne Wintergewitter nicht ausgeschlossen.
Das große Thema ist aber der Südwest- bis Westwind. Über dem Norden bis zu den zentralen Mittelgebirgen muss wiederholt mit stürmischen Böen, bei Schauern auch mit Sturmböen (Bft 8 bis 9) gerechnet werden. Dies gilt besonders am Nachmittag im äußersten Norden während der Bodentrogpassage, wo im schlimmsten Fall auch eine Bft 10 nicht ausgeschlossen werden kann. Im Bergland muss deutschlandweit mit Sturmböen, exponiert mit schweren Sturmböen gerechnet werden und auf Brocken und Fichtelberg sind unwetterartige Böen Bft 11 bis 12 zu erwarten. Ähnliches gilt auch für die Deutsche Bucht, wo Sturmböen bis schwere Sturmböen, besonders bei Konvektionspassage aber auch orkanartige Böen auftreten können, auf Helgoland auch die Bft 12. Über der Ostsee fällt der Südwestwind mit Bft 9/10 nur geringfügig schwächer aus.
In Verbindung mit dem gefallenen und noch fallenden Schnee können im Oberharz und auf dem Kamm des Erzgebirges unwetterartige Schneeverwehungen nicht ausgeschlossen werden.
Im Süden verläuft der Donnerstag hingegen freundlich und abseits vom stürmischen Bergland mit meist nur mäßigem Südwestwind im Tiefland.
Die Maxima liegen im Norden zwischen 2 und 6 Grad, südlich der Donau zwischen 1 und 3 Grad und dazwischen (südliche Mitte) besonders in windgeschützten Bereichen meist um 0 Grad.
In der Nacht zum Freitag ändert sich an der synoptischen Grundlage wenig. Auch der Höhenwind verbleibt im Bereich von 45 bis knapp 60 kt. Im Verlauf der Nacht passiert der nächste Bodentrog Norddeutschland ostwärts, wobei peripher dieses Hebungsgebietes 850 hPa Winde bis 70 kt zu erwarten sind.
Von daher verläuft die Nacht besonders im Norden weiterhin turbulent. Wiederholt entwickeln sich kräftige Schauer, die je nach Intensität teils als Regen oder Schnee fallen, wobei in Verbindung mit dem Wind auch im Tiefland kurzzeitig erhebliche Sichteinschränkungen möglich sind. Dabei werden besonders in Konvektionsnähe weiterhin markante Böen (Bft 8/9) erwartet. Zu tief ins Detail braucht man noch nicht gehen, aber 500 hPa Temperaturwerte um -38 Grad und eine feucht-labile Nordwestströmung sind gut für ausgeprägte Schauerstraßen, die z.B. regional dem Bergland von NRW einiges an Neuschnee bringen können, teils bis in den markanten Bereich. Bei markanten Böen sind erhebliche Verwehungen möglich. Ebenso spannend dürfte sich die Bodentrogpassage für den Bereich Bremen/Hamburg gestalten, wo die Kombination aus heftigen Schneeschauern mit markanten Böen zeitweise für white-out sorgen könnte (abhängig von der Grenze der Regen-/Schneephase). Je nach Zugbahn und Ausrichtung dieser Konvektion sind auch hier in kurzer Zeit markante Neuschneemengen (nasser Schnee) nicht ausgeschlossen. Verwehungen sind aber bei Minima um oder etwas über 0 Grad aus heutiger Sicht eher weniger ein Thema. Weiterhin besteht über und im Umfeld der Deutschen Bucht ein lokales Gewitterpotential.
Über der Mitte und im Südwesten fällt besonders in Staulagen etwas Schnee und im Alpenvorland bleibt es den Großteil der Nacht klar und trocken.
Der Wind bleibt über der Mitte und dem Norden ruppig mit Bft 7/8 Böen im Tiefland, bei Konvektionspassage auch Bft 9. Besonders mit dem Bodentrog über dem äußersten Norden sind auch im Binnenland einzelne Bft 10 nicht ausgeschlossen. Im Bergland herrscht weiterhin voller Sturm, exponiert Orkan. Im Süden und Westen weht der Südwestwind frisch bis stark, in Schauernähe teils auch stark böig (Bft 7).
Die Minima liegen im Norden zwischen 4 und 1 Grad, sonst zwischen 0 und -4 Grad, am Alpenrand herrscht mäßiger Frost.
Freitag... kurz und knapp: wenig Änderung. Der Höhenwind schwächt sich etwas ab (40-50 kt), sodass der Südwestwind besonders über der Mitte, küstennah und allgemein im Bergland markant daherkommt (je nach Höhenlage Bft 8 bis 10, weiterhin mit unwetterartigen Böen auf dem Brocken und Fichtelberg).
Aus Nordwest ziehen zahlreiche Schauer nach Südosten, die in Staulagen mehrstündig anhalten können und bei einem insgesamt andauernden gesamttroposphärischen Abkühlungstrend überall zumeist als Schnee fallen (abgesehen vom direkten Küstenumfeld). Im Norden gehen die 500 hPa Temperaturwerte auf rund -40 Grad zurück, sodass besonders im Küstenumfeld weitere Gewitter zu erwarten sind, die im Nordwesten auch weiter ins Binnenland getragen werden können.
Je nach Luv-/Leelage sind 0 bis 5 cm Neuschnee zu erwarten, in Staulagen z.B. vom Harz auch deutlich mehr. Besonders im NRW Bergland sowie im äußersten Nordwesten (inklusive Bremen/Hamburg) sind bei wiederholter Schaueraktivität regional markante Neuschneemengen ein Thema.
Im Süden schwächt sich der Hochdruckeinfluss endgültig ab, sodass auch hier regional der eine oder andere Zentimeter Neuschnee fallen kann.
Die Maxima liegen im Norden zwischen 2 und 5 Grad, sonst zwischen -2 und +3 Grad, im Bergland meist im mäßigen Frostbereich.
In der Nacht zum Samstag ändert sich an der zyklonalen Nordwestlage wenig, wobei es im Norden mit T85 um -11 Grad und T500 um -40 Grad thermisch gesehen hochwinterlich wird. Zwar stabilisiert dort die Grenzschicht im Verlauf der Nacht, doch bei Konvektion treten auch hier weiterhin Bt 7 Böen aus West bis Nordwest auf (in Verbindung mit frostigen Werten fühlt es sich doch sehr kalt an).
Auch sonst weht der West- bis Südwestwind weiterhin mäßig bis frisch, im Bergland markant und das bei leichtem, im Bergland mäßigem Frost.
Optional könnte sich von Frankreich eine Welle in den Südwesten schmuggeln, deren Hebungsimpuls für skalige Schneefälle gut sein könnte. Dies ist aber noch unsicher und wird in späteren Übersichten sicherlich genauer behandelt. Deutschlandweit tritt Glätte auf.
Die Minima liegen zwischen 0 und -5 Grad, im Bergland etwas darunter.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Kurzfrist wird bezüglich der synoptischen Grundpfeiler gut erfasst. Feinheiten, wie das genaue Timing und die Passage der Bodentröge im Norden werden aber noch etwas inhomogen vorhergesagt. Auch besteht das Potenzial für thermisch (und offshore) induzierte Bodentiefs mit einer seichten Warmkernanomalie (Polartiefs), die dem Nordwesten ggf. auch die eine oder andere Überraschung (Wind/Schnee) bringen könnten.
Trotz dieser turbulenten Aussichten wünscht Ihnen das Team des DWD einen gesunden Rutsch in das Jahr 2026.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy
Synoptische Übersicht Mittelfrist
Synoptische Übersicht Mittelfrist
ausgegeben am Dienstag, den 30.12.2025 um 10.30 UTC
Winterlich kalter und unbeständiger Wetterabschnitt mit Schnee- und Graupelschauern und im Verlauf weiter zurückgehende Temperaturen.
Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 06.01.2026
Zu Beginn der Mittelfrist am Freitag liegt Mitteleuropa unter einem Langwellentrog. Das dazugehörige kräftige Bodentief befindet sich am Morgen über der mittleren Ostsee, sodass mit einer westlichen bis nordwestlichen Strömung Meeresluft polaren Ursprungs einströmt. Die Temperaturen liegen in 850hPa bei etwa -5 bis -7 Grad. Ein weiteres Tief befindet sich westlich der Iberischen Halbinsel, während ein Hoch mit Schwerpunkt südwestlich von Island zu finden ist. In der Höhe macht sich über Deutschland im Tagesverlauf eine ordentliche Portion Höhenkaltluft auf den Weg nach Süden (unter -35 Grad in 500hPa), sodass sich im Norden und über der Mitte Schnee- und Graupelschauer bilden. Sie bringen in den Mittelgebirgen weiteren Schneezuwachs, während es bei positiven Temperaturen in den Niederungen eher nasskalt sein dürfte. Vor allem in Nordseenähe sind aufgrund der noch warmen Nordsee auch einzelne Graupelgewitter möglich. Dabei kann es möglicherweise Sturm- oder gar schwere Sturmböen geben, ansonsten weht der Wind lebhaft mit starken, zeitweise bei Schauern und in exponierten Lagen auch stürmischen Böen.
Am Samstag ändert sich an der Strömungskonfiguration recht wenig. Das Tief über der mittleren Ostsee verharrt nahezu ortsfest und füllt sich allmählich auf. Das Tief westlich der Iberischen Halbinsel kommt nur langsam ostwärts voran. Über Deutschland liegt weiterhin die polare Meeresluft, wobei die 850hPa-Temperaturen noch etwas zurückgehen. Auch der mit ordentlich Höhenkaltluft gefüllte Langwellentrog bleibt uns erhalten, wobei ganz im Süden aus Südwesten in 500hPa mildere Luft einströmen kann, die die Höhenkaltluft etwas nach Norden zurückdrängt. Im Gegensatz zu den gestrigen Läufen der Globalmodelle, scheint sich aber keine ausgeprägte Luftmassengrenze mehr auszubilden, sodass die avisierten markanten Schneefälle über dem Süden voraussichtlich nicht auftreten. Vielmehr bleibt uns das Schauerwetter mit Schnee- und Graupelschauern erhalten und die Temperaturen gehen noch etwas zurück, sodass es möglicherweise auch in tieferen Lagen mal weiß werden könnte. Der Wind weht weiterhin zeitweise böig, wenn auch nicht mehr so stark wie an den Vortagen.
Auch am Sonntag liegen wir weiterhin unter dem Langwellentrog und das Bodentief scheint sich über der Ostsee so richtig wohl zu fühlen. Somit bleibt uns der winterliche Wettercharakter erhalten. Mit der nordwestlichen Strömung gehen die Temperaturen in 850hPa noch ein klein wenig zurück und sinken gebietsweise sogar unter -10 Grad. Auch die Höhenkaltluft bleibt uns erhalten, im Norden sogar mit -40 Grad in 500hPa. Dabei bleibt es v.a. in der Nordhälfte wechselhaft mit Schneeschauern. Im Süden sind diese seltener. Dort macht sich etwas höherer Luftdruck bemerkbar und es scheint zweitweise die Sonne. Die Temperaturen steigen in den Niederungen am Nachmittag knapp über 0 Grad, oberhalb von etwa 400m herrscht Dauerfrost.
Am Montag und Dienstag dreht über Mitteleuropa die Strömung in der Höhe zunehmend auf südwestliche Richtung, sodass die Höhenkaltluft wieder etwas nach Nordwesten zurückgedrängt wird. Am Boden bleibt uns die Kaltluft erhalten. Über der Ostsee füllt sich unser altbekanntes Tief weiter auf, weitere schwache Tiefs sind über der Nordsee und der Norwegischen See zu finden. Dadurch gestaltet sich das Wetter im Norden weiterhin leicht unbeständig, während im Süden ruhiges Winterwetter zu erwarten ist. Das liegt zum einen an der Stabilisierung durch die mildere Luft in der Höhe und zum anderen an höheren Luftdruck, sodass im Süden häufiger die Sonne scheinen sollte. Es bleibt winterlich kalt.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der letzten IFS-Läufe ist bereits zu Beginn der Mittelfrist als schlecht einzustufen. Seit dem gestrigen 12UTC-Lauf kommt die Höhenkaltluft weiter nach Süden voran als im gestrigen 00UTC-Lauf. Das hat entscheidenden Einfluss auf die Wetterentwicklung am kommenden Wochenende. Im gestrigen 00UTC-Lauf wurde am Samstag noch eine ausgeprägte Luftmassengrenze über Süddeutschland mit markanten Schneefällen simuliert, die im 12UTC- und heutigen 00UTC-Lauf überhaupt nicht mehr zu finden ist. Stattdessen bleiben auch am Wochenende weite Teile Deutschlands unter der Höhenkaltluft. Interessant ist auch, dass auch die Ensembles wenig Hoffnung auf den markanten Schnee im Süden machen (<10% Wahrscheinlichkeit). Die Unsicherheiten setzen sich auch an den darauffolgenden Tagen fort. Einig sind sich die letzten Hauptläufe, dass uns einerseits die niedertroposphärische Kaltluft und andererseits der Langwellentrog erhalten bleiben, auch mit der Tendenz auf eine nach Südwest drehende Höhenströmung. Unsicher sind aber noch die Details und ob der zyklonale oder eher antizyklonale Charakter dominiert.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch die 00UTC-Läufe von ICON und GFS sind in die gleiche Richtung umgeschwenkt und bestätigen somit den Trend der neuen IFS-Läufe. Die Höhenkaltluft kommt weiter nach Süden voran, denn das Tief westlich der Iberischen Halbinsel ist zu schwach, um eine ausgeprägte Luftmassengrenze über Süddeutschland ausbilden zu können. Auch ICON-EPS ist bzgl. markanter Neuschneemengen nicht optimistischer als IFS-EPS. Der gerade eintrudelnde 06UTC-Lauf von ICON schiebt die Frontalzone zwar wieder ein Stückchen nach Norden, sodass die Schneefälle im Süden möglicherweise noch nicht komplett vom Tisch, aber doch sehr unwahrscheinlich geworden sind. In der kommenden Woche nehmen die Unsicherheiten weiter zu. Sicher erscheint aber, dass wir auch weiterhin in der niedertroposphärischen Kaltluft bleiben.
FAZIT:
Es stellt sich eine winterliche Wetterlage ein. Von Freitag bis Sonntag kommt es wiederholt zu Schnee- und Graupelschauern. Während es in den Niederungen anfangs noch eher nasskalt ist, gehen die Temperaturen im Verlauf noch etwas zurück, sodass es zumindest stellenweise auch mal im Flachland weiß werden könnte. Eine landesweite Einwinterung im Flachland ist allerdings nicht zu erwarten. In den Mittelgebirgen kommt aber noch etwas Neuschnee hinzu, der bei einem teils stürmischen Wind in höheren Lagen verwehen kann. Ein Berglandwinter mit Dauerfrost ab mittlere Lagen scheint sicher zu sein. Bis zum Ende der Mittelfrist bleibt uns die niedertroposphärische Kaltluft erhalten. Bei Aufklaren über Schneeflächen ist strenger Nachtfrost möglich.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen des IFS-Ensembles bestätigen die beschriebenen Wetterentwicklungen. Bis Montag ist die Schar der 850hPa-Temperaturen noch eng gebündelt. Erst danach laufen sie komplett auseinander. Beim Geopotential ist die Troglage über Mitteleuropa gut am niedrigen Geopotential erkennbar. Auch hier laufen die einzelnen Member erst ab Montag/Dienstag auseinander. Interessant ist noch zu erwähnen, dass im Süden nur genau ein einziger Lauf bereits am Wochenende signifikant wärmer ist, wobei dieser wohl vernachlässigt werden kann. Auch bei den Niederschlagspeaks sind keine großen Ausschläge im Süden mehr zu sehen, sodass die gestern noch simulierten markanten Schneefälle auch von den Ensembles nicht mehr gestützt werden.
Bei den Clusteranalysen wird im Zeitraum t_120h-168h nur ein einziges Cluster angeboten, das dem Regime "Atlantic Ridge" zugeordnet wird.
In der erweiterten Mittelfrist wird dann die Vorhersage unsicher. Im Zeitraum t_192h-240h werden nun fünf Cluster angeboten mit Haupt- und Kontrolllauf im Cluster 3 (11 Member). Dabei sind von einer Fortdauer des Regimes "Atlantic Ridge" (Cluster 2+3) über "positiver NAO" (Cluster 1) bis hin zur "negativen NAO" (Cluster 4+5) noch viele Optionen denkbar.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
WIND/STURM:
Vor allem am Freitag ist es im Norden und in der Mitte noch windig bis stürmisch. V.a. an der Nordsee, in exponierten Lagen und bei Schauern sind stürmische Böen möglich. Bei Gewittern sind an der Nordsee sowie generell in Gipfellagen auch (schwere) Sturmböen möglich. Am Wochenende lässt der Wind wieder allmählich nach.
SCHNEE/VERWEHUNGEN:
Mit den Schneeschauern ist in mittleren und höheren Lagen der Mittelgebirge mit weiterem Neuschneezuwachs zu rechnen, wobei markante Mengen unwahrscheinlich sind. Mit dem lebhaften Wind sind allerdings in Hochlagen der Mittelgebirge zeitweise markante Schneeverwehungen möglich, v.a. am Freitag und am Samstag.
FROST:
Oberhalb von 400m stellt sich leichter Dauerfrost ein. Dort, wo sich eine Schneedecke gebildet hat, kann es in den Nächten bei längerem Aufklaren örtlich strengen Frost (unter -10 Grad) geben. Dies wird v.a. in der Südhälfte und dort ab der Nacht zum Montag wahrscheinlicher.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS(-EPS), ICON(-EPS), MOSMIX
VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel





