Synoptische Übersicht Kurzfrist

Synoptische Übersicht Kurzfrist

ausgegeben am Sonntag, den 28.12.2025 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Übergang von HB (Hoch Britische Inseln) zu Na/z (Mischung aus Nord antizyklonal und zyklonal)

Heute Hochkeil HELLA mit Binärwetterlage - grau oder blau. Kommende Nacht im Norden und Osten stellenweise Glatteis nicht ausgeschlossen. In den nächsten Tagen leicht wechselhaft mit winterlichem Touch, aber noch ohne den großen Durchbruch.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC

Sonntag... reicht ein mordmäßig ausgedehnter Höhenrücken von der Labradorsee über den gesamten Ostatlantik hinweg bis hinunter zum zentralen Mittelmeer. An seiner Seite oder besser leicht versetzt darunter eine nicht minder ausladende Hochdruckzone, die in Ostgrönland als KAREN ansetzt (1035+x hPa), sich über dem nahen Atlantik (zwischen Island und UK/Irland) als JASMIN fortsetzt (um 1040 hPa), um als wuchtiger, gen Balkan gerichteter Keil namens HELLA zu enden. Flankiert wird das antizyklonale Bollwerk von zahlreichen Tiefs und Potenzialtrögen sowohl über Nord- und Osteuropa (ROMAN, PEDA) als auch über Südwesteuropa (QAZI knapp westlich der Straße von Gibraltar). Entlang der Ost-Nordostabdachung des Höhenrückens schlängelt sich die gut ausgeprägte Frontalzone leicht mäandrierend vom Europäischen Nordmeer bis hinunter nach Südosteuropa, was dort teils stürmisches und winterlich geprägtes Wetter zur Folge hat.

Nicht so bei uns, wo das Setup antizyklonal geprägt ist, wenn auch mit gewissen Tücken, ja in Teilen sogar richtig heimtückisch. So hat sich gestern von Norden her eine Kaltfront bei uns eingeschlichen, die auf den ersten Blick harmlos aussah wie ein Stück Graubrot. Doch dann kamen sie auf einmal, die Meldungen, die Glättemeldungen von Nutzern unserer Warnwetter-App - glücklicherweise. Weder im Radar noch bei den Automatenmeldungen gab es nämlich wirklich erkennbare Signale, die auf leichtem Nieselregen oder auch "nur" Feuchtesättigung bzw. Nebelnässen mit nachfolgender, nahezu instantaner Glätte (die Böden waren ja durch die kalten Weihnachtstage ausreichend durchgefrostet) hingedeutet hätten. Waren das noch Zeiten, als es Beobachter gab, Menschen, die man anrufen konnte oder die in solchen Fällen den Hörer selbst in die Hand genommen haben, um das Malheur zu melden. Es mutet regelrecht bizarr an, dass z.B. die Bundeshauptstadt Glätte-Schlagzeilen noch und nöcher abgesetzt hat, in der 24-stündigen Niederschlagsbilanz von heute früh aber nichts, rein gar nichts Gemessenes anzubieten hat, als wäre es seit gestern Morgen durchweg trocken geblieben.

Inzwischen hat sich die Kaltfront im Bereich des Hochkeil aufgelöst und die Glättesituation zumindest soweit entspannt, dass Straßen und Wege nicht mehr verbreitet spiegelglatt daherkommen. Gleichwohl kann es auch heute Morgen an der ein oder anderen Stelle noch glatt sein, sei es durch gefrierende (Nebel)Nässe, bereits vorhandene Eisglätte oder aber Reif. Ansonsten ist das Wetter des heutigen Tages rasch beschrieben. In den meisten Landesteilen scheint die Sonne, wobei die Temperatur nach der verbreitet frostigen Nacht ins leichte Plus zwischen 0 und 6°C wechselt. Keine Regel ohne Ausnahme. Von der Mitte bis in den Nordwesten löst sich der vorhandene Nebel bzw. Hochnebel nicht überall auf, was gleichermaßen für Teile Süddeutschlands gilt (Donauniederungen, nördliches Alpenvorland, Oberrheingraben). Bei Dauergrau stehen dann nur Höchstwerte um den Gefrierpunkt oder sogar leichter Dauerfrost auf der Karte.

In der Nacht zum Montag ändert sich nicht allzu viel an der beschriebenen Großwetterlage. Bedeutet für weite Teile des Vorhersageraums, namentlich vom zentralen Mittelgebirgsraum bis hinunter in den Süden, eine klare und ziemlich kalte Nacht mit verbreitet mäßigem, gebietsweise sogar strengen Frost. Gerade von den hessischen Mittelgebirgen bis hinüber nach Oberfranken respektive die Oberpfalz sowie in einschlägigen Alpentälern gehts runter auf zweistellige Minusgrade bis zu -12 oder -13°C. Es soll natürlich nicht unterschlagen werden, dass im gradientschwachen Süden nicht sämtliche Hochnebelfelder getilgt werden und sich stellenweise Nebel bildet.

Etwas mehr Abwechslung als im Süden bietet der Norden, wo sich am Rande der diagonal von Nordwest nach Südost verlaufenden Divergenzachse des Hochkeils ein Bodentrog von Südskandinavien heranschleicht, was mehrere Folgen hat. Zunächst mal nimmt der Gradient an der Ostsee, bedingt auch in SH soweit zu, dass der west-nordwestliche Wind vorübergehend spürbar auffrischt. Entlang der Ostseeküste (vornehmlich Vorpommern/Fehmarn) sowie an der nordfriesischen Küsten muss mit Böen 7 Bft, exponiert 8 Bft gerechnet werden, bevor der Wind zum Morgen hin bereits wieder abbaut. Zweite Konsequenz ist das leichte Anheben der vom Tage noch vorhandenen Nebel- und Hochnebelfelder sowie die Advektion neuer Stratusbewölkung, die nur wenige hundert Meter mächtig ist. Niederschlag wird von den Modellen nicht angeboten, aber dass das nichts heißen muss, haben uns die jüngsten Tage/Nächte gelehrt. Sollte es aus der tiefen Bewölkung also wieder etwas nieseln oder auch "nur" leicht nässen, besteht abermals die Gefahr von Glatteis. Vielleicht nicht unbedingt ganz im hohen Norden inkl. dem küstennahen Binnenland, wo der neue Stratus zuerst ankommt und der Wind auffrischt, was eine Abkühlung in den Frostbereich verhindert bzw. schnell wieder korrigiert. Richtung Norddeutsche Tiefebene und ostdeutsches Binnenland besteht die Gefahr aber sehr wohl, weil es zuvor entsprechend abkühlen kann und z.T. auch noch Frost im Boden steckt.

Montag... erreicht uns von Norden her die nächste Kaltfront, die rückseitig einen Schwall arktischer Polarluft (mA) zu uns führt. Absender ist ein Teiltief hoch im Norden Europas, das vom Weißen Meer nach Süden in den Nordwesten Russlands rutscht. Die tiefe Bewölkung, die nachts zuvor schon in den Norden reingezogen war, breitet sich bis in den zentralen Mittelgebirgsraum aus bzw. überquert diesen in den Abendstunden. Gleichzeitig lockert es von der Nord- und Ostsee etwas auf. Gebietsweise kommt es in der Nordhälfte zu leichten Niederschlägen, zunächst meist als Regen oder Nieselregen mit anfänglicher Glättegefahr. Später am Tag, wenn die Kaltluft mehr und mehr vorstößt, ist dann zumindest im höheren Bergland, aber auch im äußersten Nordosten (dort Rückgang T850 auf Werte um -7°C) oder in der östlichen Mitte etwas Schnee möglich. Nach einer mehrstündigen Pause frischt der nördliche Wind ab dem Nachmittag zunächst an der Nord-, später auch an der Ostsee auf (7 Bft, Nordsee exponiert 8 Bft). Gleiches gilt für exponierte Hochlagen des Berglands (Brocken bis 9 Bft). Höchsttemperatur 0 bis 5°C, ganz im Norden bei besserer Durchmischung und Seenähe bis zu 6 oder 7°C.

In Süddeutschland steht abzüglich der "üblichen Verdächtigen" - die Rede ist von den Gebieten mit zähem Hochnebel, der sich morgen aber zumindest teilweise auflöst - ein sonniger Wochenstart mit weiterhin scharfer bodennaher Inversion ins Haus. Bedeutet, dass die höchsten Temperaturen auf etwa zwischen 1300 und 1600 m erreicht werden (lokal bis zu 10°C), wo die Inversion ihr Maximum hat. In der kalten Grundschicht muss man sich dagegen mit Werten um oder gar unter dem Gefrierpunkt abgeben, selbst wenn die Sonne scheint (nicht vergessen, wir kommen aus einer Nacht mit mindestens mäßigem Frost).

In der Nacht zum Dienstag steuert die Kaltfront via Mitte auf Süddeutschland zu. Niedertroposphärisch dreht die Strömung bundesweit auf nördliche Richtungen, so dass das ganze Land mit arktischer Polarluft geflutet wird. Bis zum Morgen sinkt T850 in der gesamten Nordosthälfte auf -8/-9°C, im Rest auf -4 bis -8°C. Mit der Front verlagern sich auch die leichten Niederschläge kontinuierlich südwärts, wobei nach Osten hin etwas mehr fällt als im Westen. Mit der niedertroposphärischen Abkühlung sinkt die Schneefallgrenze bis in tiefe Lagen, im Stau des Erzgebirges reicht es gar für einige Zentimeter (wahrscheinlich nicht mehr als fünf) Neuschnee. Problematisch könnte es an der ein oder anderen Stelle im westlichen Bergland werden, wo die Feuchtesättigung nicht ganz so hoch reicht wie im Osten (genau genommen bis maximal 800 hPa). Gerade im Bergland besteht dann örtlich und vorübergehend die Gefahr gefrierenden Regens, bevor mit Eintreffen der höherreichenden Kaltluft der ohnehin nur sporadisch simulierte Niederschlag schon wieder aufhört - grenzwertige Entwicklung mit Tückenpotenzial.

Ansonsten bliebe noch zu konstatieren, dass es postfrontal von Norden her aufreißt und der Wind an der Nordsee im Zuge neuerlichen Druckanstiegs mit vorübergehender Drehung auf Ost merklich abnimmt. An der Ostsee sind vereinzelte Schneeschauer nicht ganz ausgeschlossen. Während es direkt an der Küste meist frostfrei bleibt, kühlt es sonst auf 0 bis -6°C, im Süden stellenweise etwas darunter ab.

Dienstag... rückt die nach wie vor östlich von uns verlaufende Frontalzone etwas dichter an den Vorhersageraum heran, ohne dass das aber große Auswirkungen hat. Im Gegenteil, der Keil des mittlerweile mit über 1040 hPa west-südwestlich von Island thronenden Hochschwerpunkts verstärkt sich wieder etwas, was das Ende der o.e. Kaltfront bedeutet. Diese löst sich über Süddeutschland auf, nicht ohne ein paar nett gemeinte, letztlich aber substanzarme Grüße in Form leichten Schneefalls an den Alpen sowie in SO-Bayern zurückzulassen. Darüber hinaus zeigt sich der vorletzte Tag des Jahres vielerorts von seiner freundlichen Seite, zumindest atmosphärisch. Meint, trotz einiger Wolken viel Sonnenschein, wobei die Wolkenanteile im äußersten Süden (auflösende Front) sowie an den NW-Rändern der Mittelgebirge (Stau), vorzugsweise am Erzgebirge, am höchsten sind. Ab dem Nachmittag driften im Vorfeld eines neuerlichen, sich von Südskandinavien nähernden Bodentrogs von der Deutschen Bucht einzelne Schauer ins Landesinnere, teils als Regen, teils als Schnee, teils auch beides (Schneeregen). Während der nördliche Wind an der Nordsee allmählich wieder zunimmt (Böen 7 Bft), büßt er an der Ostsee von Westen her ein. Im Bergland herrscht leichter, in höheren Lagen auch mäßiger Dauerfrost, sonst stehen 0 bis 6°C auf dem Zettel mit den höchsten Werten an der Nordsee.

In der Nacht zum Mittwoch zieht der Gradient zwischen dem atlantischen Hoch und besagtem Bodentrog an, so dass der auf Nordwest bis West rückdrehende Wind nunmehr nicht nur an See, sondern in Teilen auch im Binnenland, vor allem in der Nordhälfte auffrischt. Warnungen dürften aber der Küste sowie dem Bergland vorbehalten bleiben. Die Schauer aus dem Nordwesten breiten sich bis zur östlichen Mitte aus, wobei es nicht nur um lupenreine Schauer geht, sondern diese teilweise zu kleinen Niederschlagsgebieten "verschmieren". Interessant dabei ist die Phasenbestimmung, zumal niedertroposphärisch etwas wärmere Luft um -5°C in 850 hPa eingesteuert wird. Das in Verbindung mit Durchmischung dürfte dazu führen, dass die Niederschläge nicht überall als Schnee runterkommen. Gerade im Nordwesten, wo der Einfluss der "warmen" Nordsee am direktesten ist, sollte es meist Regen sein, der da runterkommt. Ansonsten aber stehen die Chancen auf Schneefall nicht schlecht, auch wenn sich die Mengen in Grenzen halten. Favoriten für ein paar Zentimeter Neuschnee sind die Staulagen des Harzes und des Erzgebirges, wobei man einschränkend hinzufügen muss, dass externe Modelle defensiver aufgestellt sind - abwarten. Während es an den Küsten sowie in Teilen des Nordwestens frostfrei bleibt, wird sonst leichter, im Süden mäßiger, an den Alpen sowie in den süddeutschen Mittelgebirgen punktuell strenger Frost erwartet.

Modellvergleich und -einschätzung

Im Großen und Ganzen wird die beschriebene Entwicklung modellübergreifend sehr ähnlich gesehen. Die Schwierigkeiten hinsichtlich des Niederschlags (allgemein die Phase, kommende Nacht evtl. aber auch wieder Glatteis ohne erkennbare Radarsignaturen) wurden im Text angesprochen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann