Synoptische Übersicht Kurzfrist
Synoptische Übersicht Kurzfrist
ausgegeben am Mittwoch, den 31.12.2025 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
TIZIAN mit Bambule zum Jahresstart - vor allem in der Nordhälfte windiger bis stürmischer und sehr wechselhafter Januarbeginn mit zunehmend winterlichen Komponenten.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC
Aktuell ... sind´s nur noch wenige Stunden und 2025 ist Geschichte. 2026 steht vor der Tür und wie immer gilt: neues Jahr, neues Glück. Ein erster Ausblick der besonderen Art - nicht ganz ernstgemeint - wurde bereits am gestrigen Dienstag in der berühmtesten aller DWD-internen Kategorien, dem "Thema des Tages" veröffentlicht. Ich kann nur sagen, es lohnt sich wirklich, die Äuglein nachträglich auf das kurze Bulletin zu werfen. Allzu tief muss man im Archiv ja nicht graben (genau 1 Tag zurück).
Hier und heute blicken wir nicht ganz so weit voraus, im Gegenteil, wir befassen und mit dem Jahreswechsel respektive dem Jahresstart. Und, was soll ich sagen, nach wochenlanger Grundschichttristesse hat sich der Spieß deutlich gedreht. Statt über Inversion, Nebel oder Hochnebel sprechen wir nun endlich mal wieder über Wind, Sturm, Schneefall, Gewitter usw. Für Meteorologen gleichsam wie für Anhänger dynamischer Wetterlagen winterlicher Prägung ein zwar verspätetes, dafür aber umso schöneres Weihnachtsgeschenk. Auf alle Fälle besser als Socken, Schlafanzüge oder Süßigkeiten, wobei Letztere beim Verfasser jederzeit große Freude hervorrufen.
Zur Lage, die bestimmt wird von einer gut ausgeprägten mäandrierenden Frontalzone, die von Ostgrönland über Mittel- bis nach Südosteuropa verläuft und somit eine Nordwest-Südost-Exposition aufweist. Ost-nordöstlich davon befindet z.T. sehr niedriges Potenzial mit mehreren Minima dicht bei 500 gpdam, gemeinhin also ein mordsmäßiger Trog, der mit satter und hochreichender Kaltluft gefüllt ist. Als Gegenspieler fungiert ein vergleichsweise schmaler, dafür arg in die Länge gezogener Rücken, der von Südgrönland via UK/Irland bis hinunter zum westlichen Mittelmeer bzw. Algerien/Tunesien reicht. Korrespondierend dazu finden wir auf der Bodenwetterkarte die Damen JASMIN und KAREN, ihres Zeichens Hochdruckgebiete, denen die besondere Ehre zuteil wird, sich ins neue Jahr "retten" zu können, in dem Hochdruckgebiete wieder zur Männersache werden.
Deutschland liegt nun genau im Übergangsbereich der beiden Schwerpunktzonen unterhalb der Frontalzone, die mit veritablen Höhenwinden aus nordwestlichen Richtungen aufwartet. Zwar gab es heute in Verbindung mit einem kleinen Randtief (SANDRO) und der zugehörigen Warmfront von der Nordsee her einen kleinen Mildeinschub (T850 um -3°C; erwärmte polare Meeresluft mPs), im Grunde wird nun aber permanent Polarluft arktischen Ursprungs in den Vorhersageraum gesteuert, die zudem immer labiler wird. Und da dem guten, bald über Polen abziehenden SANDRO nun ein Wirbel ganz anderer Kategorie folgt - Gott zum Gruße TIZIAN -, geht es in nicht allzu ferner Zukunft ordentlich zur Sache, vor allem beim Wind/Sturm, aber auch in Sachen Niederschlag/Konvektion. Ausgestattet mit einem äußerst gut proportionierten Randtrog zieht TIZIAN in der Silvesternacht unter Vertiefung auf unter 985 hPa von der Norwegischen See aufs südnorwegische Festland, um morgen Mittag mit unter 975 hPa im Oslofjord zu ankern.
Durch den Druckfall über Skandinavien und der Nordsee nimmt der Gradient auch bei uns kontinuierlich zu. Mit Rückdrehen auf Südwest frischt der Wind im Norden stark, an der Nordsee sowie partiell an der Ostsee (dort vielfach ablandige oder küstenparallele Windkomponente) stürmisch auf. So muss vornehmlich in der zweiten Nachthälfte insbesondere im nordwestdeutschen Binnenland sowie in Schleswig-Holstein vermehrt mit Böen 7 Bft gerechnet werden. Während sich der "Südwest" an der Ostsee mit Böen 7, vereinzelt 8 Bft noch einigermaßen geschmeidig gibt, stehen der Nordsee inkl. dem küstennahen Binnenland Böen 8-9 Bft, am Morgen auf Helgoland sowie den Nordfriesischen Inseln und den Halligen vielleicht sogar vereinzelten 10 Bft auf der Karte. Ähnlich hoch das Niveau (8-10 Bft) in exponierten Höhenlagen der nördlichen und zentralen Mittelgebirge plus Bayerischer Wald, auf dem Brocken orkanartige Böen 11 Bft.
Ansonsten gilt es noch zu konstatieren, dass die vornehmlich in der Nordosthälfte auftretenden Niederschläge mit Rückdrehen des Windes nach Osten verlagert werden und dabei gleichzeitig von Westen her nachlassen. Trotzdem können gerade im Harz und im Erzgebirge weitere 5 bis 10 cm Neuschnee dazukommen, während die Raten in den übrigen Mittelgebirgen geringer ausfallen. Im nord- und ostdeutschen Tiefland fällt überwiegend Regen und im Süden nichts oder so gut wie nichts. Im äußersten Süden und Südwesten kommt noch nicht mal die Bewölkung aus der Mitte an, weshalb es dort auch am kältesten wird: -3 bis -7°C, vom Allgäu bis hinüber zum Südschwarzwald sowie zum Hochrhein lokal um oder unter -10°C. Weitgehend frostfrei bleibt es im gesamten Norden und Nordwesten abzüglich eines schmalen Streifens zwischen Vorpommern und Oderbruch. Und dazwischen, also in der breiten Mitte, herrscht thermische Mischphase, heißt, teils leichter Frost, teils frostfrei. Es lohnt sich beim Autofahren also ein Blick auf das Thermometer, denn es kann stellenweise glatt werden, vor allem durch gefrierende Nässe oder Neuschnee.
Donnerstag ... nistet sich wie schon beschrieben Kollege TIZIAN (der international übrigens Anna heißt) kurzzeitig über dem Oslofjord ein, bevor er weiter nach Südschweden zieht. Mit dicht bei 975 hPa im Kern legt er eine mehr als ordentliche Performance hin, die ihm den Titel Sturmtief beschert. Zurecht, wie die Windentwicklung hier bei uns eindrucksvoll belegt. Etwas über 25 hPa zwischen Flensburg und Garmisch sind eine ordentliche Hausnummer, die Spuren hinterlässt. So frischt der Südwest- bis Westwind insbesondere in der Nordhälfte, etwas abgeschwächt aber auch über die Mitte bis in den Süden (dort vor allem das Bergland) ausgreifend spürbar auf. Dabei ist nicht nur der wuchtige Gradient Motor des Geschehens, auch die zunehmende konvektive Komponente leistet einen nicht unerheblichen Beitrag. Von der Nordsee her greift nämlich der o.e. Randtrog auf das Vorhersagegebiet über, der mit Höhenkaltluft um -35°C auf 500 hPa gefüllt ist. Bei T850 um -4°C bedeutet das eine äußerst prominente Labilität, wie wir sie schon lange nicht mehr hatten. Hinzu kommt auf der unmittelbaren Südflanke des Troges ein ordentlicher LLJ mit rund 50 Kt auf 925 hPa und rund 60 Kt auf 850 hPa.
Lange Rede, knackiger Sinn. Der Wind erreicht von den Küsten bis weit ins Binnenland hinein in Böen wiederholt Stärke 7-8 Bft, exponiert sowie bei kräftiger Konvektion auch mal 9 Bft. Etwas handzahmer gestaltet sich das Strömungsgeschehen in Teilen der Mitte sowie Ostdeutschlands (siehe dazu auch aktuelle Warnkarte). Dafür gibt´s an den Küsten einen fetten SW-W-Sturm mit Spitzen 9 Bft, an der Nordsee mit erhöhter, an der Ostsee mit geringerer Wahrscheinlichkeit 10 Bft, auf dem offenen Wasser der Deutschen Bucht bis 11 Bft. Dick dabei natürlich auch das höhere Bergland mit 8 bis 10, exponiert (Brocken/Fichtelberg) 11-12 Bft.
Wetter gibt´s freilich auch, wobei zunächst mal ein relativ schmales, skalig motiviertes Regenband (PVA-Maximum am Südrand des Troges) von der Nord- und Ostsee landeinwärts zieht. In den Vorhersagekarte für Donnerstagmittag wurde zwar eine teilokkludierte Kaltfront an das Tief TIZIAN gebunden, allerdings ist diese aufgrund kaum vorhandener thermischer Unterschiede in Frage zu stellen. Nicht wundern also, wenn die Front in der morgigen Analyse nicht erscheint. Auf alle Fälle erreicht das Band bis zum Abend den zentralen Mittelgebirgsraum, wobei der Niederschlag auf dem Weg dorthin zunehmend von Regen in Schnee übergeht. Im Harz sowie den westlichen Mittelgebirgen kann dabei mit 1 bis 5 cm Neuschnee gerechnet werden.
Interessanter und turbulenter wird es dann in den nachfolgenden Schauern, die sich aufgrund hervorragender Scherungsbedingungen (Geschwindigkeit) in Straßen organisieren können, in denen wiederholt mit ordentlich Wucht Niederschlag abgelassen wird. Zunächst dürfte neben Graupel noch die flüssige Phase überwiegen, doch je länger der Tag dauert (und je mehr Höhenkaltluft einströmt), desto höher die Wahrscheinlichkeit für (Nass)Schneeschauer bis ganz unten. Hinzu kommen vornehmlich über See und in Küstennähe einige knackige Graupel- oder Schneegewitter mit der Gefahr schwerer Sturmböen 10 Bft.
Angesichts solch turbulenter Aussichten wird man in Süddeutschland, namentlich in großen Teilen Bayerns und BaWüs die Augen rollen und fragende Blicke aufwerfen. Was ist da los bei euch im Norden? Reste der schwächelnden Hochdruckzone (KAREN) sorgen hier nämlich für einen trockenen, sonnigen und relativ windarmen (außer auf den Bergen) Jahresstart, der nach frostiger Nacht mit Werten um 0°C oder leichten Plusgraden aufwartet. Leichten Dauerfrost gibt es im höheren Bergland, wohingegen vom Norden bis Fischtown (für nicht Eishockeyfreaks BHV) und von Cuxhaven bis zum Hindenburgdamm sowie den zahlreichen vorgelagerten Inseln 6 oder 7°C auf dem Zettel stehen - zumindest bis die dicken Huschen kommen.
In der Nacht zum Freitag zieht Tief TIZIAN via Südschweden gen Gotland, wobei es sich kaum auffüllt. Auf seiner Rückseite deuten die Modelle ein kleines Randtief oder mindestens mal einen kleinen, aber ausgeprägten Bodentrog an, der über die Kimbrische Halbinsel in die west-südwestliche Ostsee zieht. Damit wird schnell klar, dass Wind und Wetter nicht wirklich zur Ruhe kommen. Zwar wird der Südwest- bis Westwind gerade im Binnenland etwas nachlassen, einschlafen tut er aber mitnichten. An der See und im höheren Bergland bleibt es stürmisch, wobei sich das Maximum je nach genauer Zugbahn des Randtiefs/Bodentrogs (noch nicht eingetütet) von der Nord- zur Ostsee verlagern soll mit Böen bis 10 Bft.
Weiterhin hochspannend auch die Niederschlagsentwicklung, die von der Südausweitung des Potenzialtroges inkl. Höhenkaltluft geprägt ist. Am Morgen liegt fast über der gesamten Nordhälfte eine teil sehr labil geschichtete maritime Polarluft, in der T500 um -35°C aufweist. Und da die Luft niedertroposphärisch auch immer weiter abkühlt (landesweit -5 bis -8°C), wird auch die Schneephase der konvektiven Niederschläge immer dominanter bei gleichzeitiger Ausweitung nach Süden. Heißt im Norden nicht ausschließlich aber deutlich vermehrt Schneeschauer bis ganz runter, teils kräftig mit leichter Nassschneeakkumulation oder Schneematsch. Gratis dazu einige Wintergewitter. Am interessantesten ist aber das Szenario, das einige hochaufgelöste Modelle (u.a. AROME, ICON-D2, Super HD) für das nördliche NRW inkl. benachbartes NDS bis hinüber in die Harzgegend simulieren. Demnach stellt sich ein von der südwestlichen Nordsee über die Niederlande bis zu uns reichender Korridor mit erhöhter Schneefallaktivität ein, der durch Stau in den Mittelgebirgen noch verstärkt wird. Zwar sind die Messen diesbezüglich noch nicht final gelesen (die EPSe zieren sich noch ein wenig, sind aber auch nicht immer brandaktuell), gleichwohl sollte es uns nicht völlig wundern, wenn in der Nacht strichweise 5 bis 10, in Staulagen um 15 cm Neuschnee abgeladen werden. Eine Neubewertung der Lage erfolgt morgen früh in der Hoffnung, dass die Frühdienste einen nicht allzu schweren, silvestergeschädigten Brummschädel auf den Hälsen tragen - nee Spaß und Hut ab vor den Freiwilligen, die die morgigen Neujahrsfrühdienste besetzen. Es soll nicht verschwiegen werden, dass in den Berglagen, wo es viel und trocken geschneit hat (höheres Bergland) das Thema Verwehungen substanziell hochkocht.
Ansonsten bliebe nur noch hinzuzufügen, dass es im Süden und in der Mitte recht verbreitet, im Norden nur punktuell leichten Frost gibt, potenzielle Glätte durch Schnee oder Eis inklusive.
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Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC
Freitag ... Für heute und dieses Jahr reicht es, morgen früh geht´s weiter mit der ersten Übersicht in 2026. Die wird einmal mehr spannend und interessant, weil erstens die Vorhersage von heute verifiziert und zweitens auch der Freitag was zu bieten hat.
In diesem Sinne einen guten Rutsch und ein gesundes neues Jahr mit hoffentlich vielen interessanten Wetterlagen!
Modellvergleich und -einschätzung
Es ist alles geschrieben.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann
Synoptische Übersicht Mittelfrist
Synoptische Übersicht Mittelfrist
ausgegeben am Mittwoch, den 31.12.2025 um 10.30 UTC
Winterlich mit Frost und regionalen Schneefällen. Entwicklung ab Mitte nächster Woche sehr unsicher, aber wahrscheinlich keine durchgreifende Milderung.
Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 07.01.2026
Am Samstag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt nach IFS ein monumentaler Höhenrücken über dem Atlantik mit einem Höhenhoch südwestlich von Island. Dieser stützt ein Bodenhoch westlich Islands. Östlich davon findet (erneut) ein Ausbruch polarer Kaltluft nach Mitteleuropa statt, so dass sich dort ein Langwellentrog gebildet hat und in 500 hPa die Temperatur auf - 36 bis -40°C zurück gegangen ist. In 850 hPa sind es meist -7 bis -11°C, so dass die Schichtung auch labil ist. Ein kräftiges Tief liegt über der südlichen Ostsee sorgt auch für böigen Südwestwind, der in der Nacht durch einen hereinschwenkenden Bodentrog noch angefacht wird. Das Wetter wird von wechselnder Bewölkung und Schneeschauern geprägt, die aber in der Norddeutschen Tiefebene nur vorübergehend für eine Schneedecke sorgen. Ansonsten findet - wo es schneit - Schneeakkumulation statt. Zu erwähnen ist auch noch ein hochreichendes Tief südwestlich der Iberischen Halbinsel, das im Zusammenspiel mit den übrigen Drucksystemen für ein "Viererdruckfeld" sorgt und die Entstehung einer thermischen Front von den Pyrenäen über Norditalien bis zum Balkan sorgt.
Am Sonntag erreicht uns die kälteste Luft in der mittleren Troposphäre, im Tagesverlauf schwenkt diese mit einem Kurzwellentrog nach Osten. In der Nacht erreicht von Norden erneut ein Kurzwellentrog Deutschland mit Höhenkaltluft, allerdings greift die Kaltluft nicht mehr so weit nach Süden aus, so dass es dort stabilisiert. Schneeschauer fallen über dem Norden und der Mitte, im Süden kann es teils recht sonnig sein. Das Tief über der Ostsee schwächt sich ab, so dass auch der Wind schwächer wird, ein neues Tief über der Nordsee sorgt aber weiterhin für spürbaren Wind. Bisher unerwähnt blieb das Temperaturniveau in 2 m, das meistens im leichten Frostbereich liegt. In der Nacht zum Montag kann es dann im Süden vermehrt in den strengen Frostbereich gehen, in Alpennähe kann es über Schnee auch unter -15°C abkühlen.
Am Montag schwenkt der nächste Kurzwellentrog mit Höhenkaltluft bis -42°C über den Nordosten, auch im Süden kühlt es mitteltroposphärisch wieder ab. In 850 hPa geht es allgemein auf -9 bis -12°C runter. Weitere Schneeschauer gibt es in der Nordhälfte, dort gibt es tagsüber auch noch regional leichte Plusgrade. Ansonsten herrscht Dauerfrost. Der Wind weht meist nur noch mäßig um West, verstärkt sich aber in der Nacht zum Dienstag mit einem neuen, jetzt wieder stärkeren Tief über der Nordsee wieder.
Am Dienstag soll der Trog nach Osten abziehen, eine neue Trogverstärkung nähert sich aber schon von der Nordsee. Dazwischen lenkt das sich verstärkende Tief über dem Skagerrak eine okkludierte Front in den Norden, die ab Dienstagnachmittag Niederschläge bringen soll, die in der Nacht bis zur Mitte vordringen. Bei kräftigem Südwestwind fällt ganz im Norden nur zu Beginn Schnee, dann sollte die Phase in Nassschnee oder Regen übergehen. Zur Mitte hin sind dagegen vor allem im Bergland auch Schneeverwehungen im Rahmen des Möglichen.
Am Mittwoch erreicht dann die oben erwähnte Trogverstärkung den Norden Deutschlands mit wieder unter -35°C in 500 hPa. Die Niederschläge kommen bis in den Süden voran, fallen aber dort trotz niedertroposphärischer Erwärmung wohl meistens als Schnee, vor allem in den Mittelgebirgen mit Verwehungsgefahr. Im Norden kommt es zu weiteren Schauern, die in sich wieder abkühlender Luftmasse in Schnee übergehen. Spannend wird es in der Nacht zum Mittwoch, in der eine Welle von Frankreich aufziehen soll, die in Südwestdeutschland stärkere Schneefälle hervorrufen könnte.
Im weiteren Verlauf sieht IFS weiterhin vornehmlich Kaltluft über Deutschland, allerdings eine markante Luftmassengrenze knapp südlich unseres Landes, die auch mit milderer Luft zu uns hereinschwappen kann. Nach der Welle, die am Donnerstag über uns hinwegziehen soll, wird am Freitag ein Sturmtief über Frankreich berechnet, das in der Folge neue Niederschläge bringen könnte. Diese Lage könnte insbesondere in der Südhälfte für Spannung sorgen: Ich nenne mal Begriffe wie kräftige Schneefälle, Verwehungen, aber auch Regen (Tauwetter), Glatteis und Sturm.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Der aktuelle Lauf des IFS ist mit seinen beiden Vorgängerläufen bis Montag recht konsistent. Der Dienstag unterscheidet sich von beiden Vorgängern vor allem dadurch, dass der Trog schneller abziehen soll und sich von Norden schon der nächste Trogvorstoß andeutet. Dies hat dann auch das oben beschriebene Sturmtief über den Skagerrak mit seiner Okklusion im Programm, die dem Norden Niederschlag und Wind bringen soll, was gestern noch nicht in den Prognosen war.
Dafür sind die Aufgleitschneefälle aus dem Osten, die der gestrige 00-UTC-Lauf im Angebot hatte, nicht mehr im Programm. Auch ein nach Westdeutschland ziehendes Tief des gestrigen 12-UTC-Laufs wird nicht mehr unterstützt. Deutlich größer werden die Unterschiede am Donnerstag, an dem der gestrige 00-UTC-Lauf noch auf persistente Kaltluft setzte und der gestrige 12-UTC-Lauf auf leichte Milderung. Stattdessen wird jetzt auf die Bildung einer stärkeren Frontenzone südlich unseres Landes und im Süden davon gesetzt, an der es zu Tiefentwicklung kommen soll.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die heute vorliegenden deterministischen Globalmodelle unterschiedlicher Wetterdienste zeigen bis Dienstag eine sehr ähnliche Entwicklung. Allerdings wird ein neu aufziehendes Tief am Dienstag auf sehr unterschiedlichen Zugbahnen berechnet, mal über Mittelskandinavien hinweg (ICON und UKMO), mal in den Skagerrak (IFS), mal über Südschweden (GEM) oder sogar über Norddeutschland (GFS).
In der Folge stellen sich sehr unterschiedliche Entwicklungen ein. Bei ICON und GFS kommt es von Westen wieder zu einer allmählichen Milderung und die Frontalzone etabliert sich wieder recht weit im Norden (Großbritannien-Nordsee-Ostsee). Bei IFS und GEM bleiben wir dagegen eher auf der kalten Seite mit einer Frontalzone eher über Frankreich, Deutschland und dem Alpenraum. Bei dieser südlichen Westlage könnten Tiefs direkt nach Deutschland hereinziehen oder knapp südwärts vorbeigeführt werden, so dass sich stärkere Niederschläge aller erdenklichen Phasen, teils in Verbindung mit Wind einstellen könnten.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Das IFS-Ensemble verteilt sich im Zeitraum von Montag bis Mittwoch auf zwei nahezu gleich große Cluster, die für Mitteleuropa auch zunächst keine signifikanten Unterschiede aufweisen. Es wird durchgehend das Regime "Atlantic Ridge" angezeigt, entsprechend dem starken Blocking über dem nahen Atlantik. Spannender wird es ab Donnerstag. Dann werden fünf Cluster gebildet. Dabei zeigen C1 und C4 (zusammen 23 Mitglieder, Hauptlauf, Kontrolllauf) einen deutlichen Abbau des atlantischen Rückens, gleichzeitig verläuft die Frontalzone und damit auch die Tiefdruckaktivität über unser Land hinweg, was für niederschlagsreiches und warnintensives Wetter spräche, wie oben schon angedeutet. Dabei ist die Frontalzone bei C4 etwas schwächer. Die Cluster C2, C3 und C5 (zusammen 28 Mitglieder) machen die Zonalisierung der Wetterlage nicht mit. Es bleibt bei stärkerem atlantischem Blocking, zum Ausgleich liegen wir dann weitgehend auf der kalten Seite der Frontalzone. Je nach Zugbahn der Tiefs, würden unterschiedliche Regionen Deutschlands Schneefälle abbekommen. Interessanterweise zeigt keines der Cluster eine weiter nördlich verlaufende Frontalzone, wie z.B. vom deterministischen Lauf des GFS angedeutet.
Die Rauchfahnen für verschiedene Städte Deutschlands zeigen die Temperaturkurven bis kommenden Dienstag recht gut gebündelt im Winterbereich. Das Geopotential steigt bei ebenso recht guter Bündelung etwas an, was die Abnahme der Tiefdrucktätigkeit widerspiegelt. Dabei gibt es abgesehen vom Süden wiederholte, wenn auch nicht starke Niederschlagssignale. Anschließend, ab nächstem Mittwoch, laufen die Kurven bei Temperatur und Potential deutlich auseinander. Aber: Die Mehrheit des Ensembles verharrt bei kalten Varianten und selbst im Süden gibt es kaum Temperaturkurven, die über 0°C steigen. Die Niederschlagssignale nehmen Mitte nächster Woche wieder in allen Regionen zu.
Die Rauchfahnen des GFS zeigen mehrheitlich Mitte nächster Woche wieder eine leichte Milderung (T850 eher wieder über -5°C) und einen leichten Anstieg des Geopotentials. Der Unterschied zum IFS-EPS mag nicht groß sein, aber die Tendenz zu etwas milderem Wetter ist bei GFS ersichtlich. Das wäre allerdings auch keine starke Milderung, zudem ist das Tieflagentemperaturniveau auch stark von Windrichtung und Durchmischung abhängig.
Kommen wir zum Fazit:
Vom Wochenende bis zum Dienstag wird es erstmal winterlich, zumindest was das Temperaturniveau angeht. Insbesondere in der Nordhälfte und in den Mittelgebirgen dürfte auch Schnee (mit Verwehungen) zunehmend mit von der Partie sein, während sich im Süden die Hoffnungen auf Schnee auf den Freitag fokussieren. Ab nächsten Mittwoch wird es dann sehr unsicher. Eine durchgreifende Milderung ist aber unwahrscheinlich, eher bleibt es kalt oder wir steuern auf eine spannende und warnintensive Grenzwetterlage zu.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
EFI:
Der EFI zeigt am Samstag und am Sonntag Signale für Schnee im Nordwesten Deutschlands.
Sturm:
Das IFS-EPS liefert vor allem am Samstag noch recht deutliche Signale für stürmische Böen über der See. Nachfolgend bleibt es zwar windig, für stürmische Böen reicht es aber abgesehen von exponierten Gipfeln wohl nicht mehr.
Schneeverwehungen:
In den Mittelgebirgen kann es in mittleren und höheren Lagen von Samstag bis Mittwoch immer wieder Schneeverwehungen geben, abhängig von der Schneemenge. Lediglich am Dienstag stellt sich bei etwas abnehmendem Wind eine vorübergehende Beruhigung ein.
Schneefall:
Das IFS-EPS zeigt zwar keine deutlichen Signale. Bei der Schauerlage können aber zumindest am Samstag und Sonntag in den Mittelgebirgen punktuell mehr als 10 cm Neuschnee innert 12 Stunden oder 15 cm innert 24 Stunden nicht ausgeschlossen werden.
Frost:
Ziemlich sicher ist, dass es bereits ab Samstag wieder in größeren Teilen Süddeutschlands sowie in mittleren und höheren Lagen der Mittelgebirge zu Dauerfrost kommt. In den Nächten kann es in den Mittelgebirgen sowie über dem Südosten über Schnee zu strengem Frost kommen. In den Alpen ist dies jede Nacht wahrscheinlich.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann





