Synoptische Übersicht Kurzfrist

Synoptische Übersicht Kurzfrist

ausgegeben am Samstag, den 14.06.2025 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Im Westen und Südwesten teils kräftige Schauer und Gewitter, lokal unwetterartig vor allem durch Starkregen, am Sonntag in den Osten und Südosten verlagernd.

Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC

Aktuell ... ballert es im Westen schon mit lokalen Schauern und Gewittern. Bis zum Sonntagabend sind dann fast alle Gebiete in Deutschland zumindest mit etwas Nassem von oben einmal "dran", bevor von Westen schon wieder eine Beruhigung einsetzt und es in eine neue sommerliche Woche geht. Hintergrund der aktuellen Lage ist ein Omega mit einem Rücken, der sich vom nordwestlichen Afrika über das zentrale Mittelmeer bis nach Skandinavien aufspannt und am Boden das Hoch XARA mit Schwerpunkt über der Ostsee unterstützt. Während der östliche Höhentrog über Russland und dem Schwarzen Meer für Deutschland uninteressant ist, ist das westliche Pendant über den Britischen Inseln schon deutlich spannender. Da die Achse des Rückens auf einer Linie Schweden - Ostdeutschland - Sardinien liegt, ist sie bei allerdings nur schwacher Progression bereits im Begriff über Ostdeutschland nach Osten abzuwandern. Das macht den Weg frei für den Trog, der sich in den Nachtstunden der westlichen Nordsee und dem nordwestlichen Frankreich nähert. Bodennah ist mit dem Trog das Tief XHEVAT mit Zentrum nördlich von Schottland verbunden, dessen Kaltfront zunächst noch vor den Toren Deutschlands liegt. Dafür erreicht uns aber eine Konvergenz, die im Zuge der Advektion feuchter Mittelmeerluft aus dem Südwesten nach Deutschland gelangt. Aus reiner Betrachtung der Gewitterparameter ist das Feld bestellt: Genügend Labilität, hohes CAPE (teils bis zu 3000 J/kg) und PPWs bis knapp über 40 mm. Gemäß Zutatenmethode ist ein entscheidendes Element vorerst allerdings nur bedingt verfügbar: Hebung. Zwar gibt es hier und da schon ein wenig PVA durch kurzwellige Anteile, das ganz große Feuerwerk ist es aber noch nicht. Entsprechend reagieren die Modelle: Einzelne, durchaus kräftige Entwicklungen mit Starkregen bis in die zweite Nachthälfte (anfangs auch Hagel und Sturmböen), aber noch keine flächendeckende Verbreitung.
Zum Morgen hin könnte sich das ändern: Die PVA nimmt mit Annäherung des Troges auf der nun diffluenten Vorderseite zu, woraufhin in den Modellen stärkere Signale auftauchen. Diese greifen in den Morgenstunden von Frankreich und Benelux auf den Westen Deutschlands über, zum Teil werden größere Verclusterungen (möglichweise sogar als MCS) gezeigt. Dabei ist vor allem mehrstündiger Regen zu erwarten, ICON-D2 liefert von der Eifel bis zum Saarland bis zu 50% für mehr als 35 l/qm bis zum Morgen. Für einstündigen Starkregen liegen nur Wahrscheinlichkeiten bis 20% für mehr als 25 l/qm vor. Beim Wind sind anfangs mit geringer Wahrscheinlichkeit Sturmböen Bft 8 zu erwarten, für schwere Sturmböen Bft 9 gibt nur es geringe Hinweise. Zur zweiten Nachthälfte lässt die mögliche Böigkeit an den Gewittern nach, ebenso ist dann kein größerer Hagel mehr zu erwarten.
In den anderen Gebieten, also von der Ostsee bis ins südliche Baden-Württemberg und östlich davon, merkt man noch nichts von den Entwicklungen im Westen. Bei weiterhin vorherrschendem Hochdruckeinfluss ist es locker bewölkt oder klar. Der Wind weht abseits von Schauern und Gewittern meist nur schwach aus unterschiedlichen Richtungen.
Die Temperaturen sinken auf 21 Grad in größeren Städten und bis 12 Grad im Nordosten.

Sonntag ... schwenkt der Trog in die östliche Nordsee und nach Benelux. Damit wird auch XHEVAT nach Osten geführt, abends liegt er vor den Toren Norwegens. Folglich greift seine Kaltfront im progressiven Umfeld auf Deutschland über und zieht bis abends bis auf eine Linie Nordfriesland - Sauerland - Pfalz weiter. Die präfrontal feuchte Luftmasse wird demnach in den Osten und Südosten geschoben, zumal auch der Hochdruckeinfluss dort nachlässt. In dieser Luftmasse steht ML-CAPE bis rund 2000 J/kg zur Verfügung, Labilität ist anfangs ebenfalls noch gut präsent, lässt aber bereits am Nachmittag schon etwas nach. Die PPWs liegen bei 30 bis 40 mm. Zudem ist mit der weiteren Trogannäherung einiges an PVA zu verzeichnen, sodass gebietsweise teils kräftige Schauer und Gewitter zu erwarten sind. Die Scherung hingegen bleibt gering, womit eher Einzel- und Multizellen geboren werden, die verclustern können. Bei den PPWs besteht Starkregengefahr, lokal werden bis zu 20% Wahrscheinlichkeit für mehr als 25 l/qm in einer Stunde gezeigt. Am stärksten ist das Signal in den späten Nachmittagsstunden im südöstlichen Bayern. Auch 6-stündig sind hier und da schwache Hinweise für mehr als 35 l/qm vorhanden, am stärksten sind sie am Nachmittag ebenfalls in Südostbayern und zusätzlich von Thüringen bis nach Sachsen.
Angesichts der CAPE-Werte kann es größeren Hagel bis etwa 3 cm geben, ohne Organisation werden jedoch kaum größere Körner generiert. Beim Wind ist das Inverted-V mit einer trockenen Grundschicht zu beachten. Die Böigkeit nimmt dabei mit dem Tagesgang zu, am Nachmittag sind schwere Sturmböen Bft 10 bei Gewittern in den südöstlichen Landesteilen gering wahrscheinlich. Sogar für orkanartige Böen Bft 11 sind sehr geringe Wahrscheinlichkeiten zu sehen.
Es sei bemerkt, dass EZMW in seiner Verlagerung langsamer ist als die anderen Modelle und im Südwesten (Saarland bis zur Mosel und Pfalz) bis zum Abend noch Niederschläge produziert.
Ansonsten setzt nach Durchgang der Kaltfront im Westen rasch eine Stabilisierung ein und die Niederschläge lassen nach. Vereinzelt lockern die Wolken auf. Der Wind weht abseits von Schauern und Gewittern schwach bis mäßig. Die Höchstwerte liegen zwischen 20 und 27, im Osten und Südosten vor Ankunft der Kaltfront bei schwül-heißen 28 bis 33 Grad.

In der Nacht zum Montag greift der Trog unter Verkürzung seiner Wellenlänge auf Deutschland über, wobei im südlichen Teil eine Austropfung ansetzt. Die Kaltfront von XHEVAT wird damit bis in die Morgenstunden nach Osten und Südosten abgeführt.
Weiterhin kommt es in der vor der Kaltfront hergeschobenen feuchten Luft zu Schauern und Gewittern, wobei die Niederschläge in den Nachtstunden häufig skalig werden. Ausgangs der Nacht regnet es aber nur noch an der Grenze zu Polen, Tschechien und Österreich.
Die Signale für einstündigen Starkregen im Unwetterbereich nehmen im Nachtverlauf allmählich ab, beim sechsstündigen Starkregen sind in der ersten Nachthälfte vor allem über Sachsen und bis zum Morgen anhaltend an den Alpen allerdings satte Wahrscheinlichkeiten bis 70% vorhanden. Die Gefahr von Sturmböen und größeren Hagel nimmt rasch ab. Erneut fällt EZMW mit einer zurückhängenden Kaltfront auf, sodass es nach diesem Modell in Teilen der Mitte bis zum Morgen noch teils stark regnet. Abgesehen von dieser möglichen Einschränkung setzt sich von Westen her mehr und mehr Hoch YVONNE mit Schwerpunkt knapp westlich der Biskaya bei uns durch. Damit lassen die Niederschläge im Norden, Teilen der Mitte und im Südwesten meist nach und die Wolken lockern allmählich auf.
Es weht meist nur schwacher Wind aus Nordwest.
Die Tiefstwerte liegen zwischen 17 und 12 Grad im Osten und Südosten, sonst zwischen 14 und 8 Grad.

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Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC

Montag ... stellt sich wie schon seit einigen Modellläufen konstant gezeigt Hochdruckeinfluss ein und das Wetter beruhigt sich wieder. Eine detailliertere Beschreibung wurde in der Frühübersicht gemacht, diese besitzt weiterhin Gültigkeit.

Modellvergleich und -einschätzung

Am Ablauf selber bestehen keine Zweifel. Unterschiede im Ausmaß der Begleiterscheinungen der Schauer und Gewitter bzw. des schauerartigen Regens sind bei solchen Wetterlagen handelsüblich. Einzig das bereits oben beschriebene Zurückhängen von EZMW am Sonntag ist erwähnenswert, das Modell nimmt damit aber eine Außenseiterrolle ein.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler