Synoptische Übersicht Kurzfrist
Synoptische Übersicht Kurzfrist
ausgegeben am Montag, den 14.07.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr M
GEWITTER/STARKREGEN:
Heute ab Mittag häufigere und teils kräftige Gewitter. Dann lokal eng begrenzt Starkregen zwischen 15 und 25 l/qm, kleinkörniger Hagel und stürmische Böen bzw. Sturmböen (Bft 8 bis 9). Unwetter mit Starkregen um 30 l/qm in kurzer Zeit und Hagel nicht ausgeschlossen. Auch im Nordosten im Tagesverlauf einzelne Gewitter mit Starkregen um 20 l/qm pro Stunde.
In der Nacht zum Dienstag Wetterberuhigung und allenfalls im Südosten Bayerns noch einzelne Gewitter mit Starkregen möglich. Ausgangs der Nacht von Westen aufkommende neue Schauer und Gewitter, rasch bis in die Mitte vorankommend. Dabei stürmische Böen (Bft 8) möglich.
Am Dienstag in der Mitte einzelne, nach Osten und Südosten hin im Tagesverlauf vermehrt Gewitter mit Unwettergefahr durch heftigen Starkregen um 30 l/qm, Hagel und (schwere) Sturmböen. Am Mittwoch abgesehen vom Südwesten zum Teil wiederholt kurze Gewitter, an der See und im Bergland Starkregen nicht ganz auszuschließen.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
Montag... liegt Deutschland an der Südflanke einer Rinne tiefen Geopotentials. Die Frontalzone weist für diesen Sommer eine relativ südliche Lage auf und erstreckt sich vom Seegebiet um die Azoren über Frankreich und den Alpenraum hinweg ostwärts. Diese Konstellation ist durch ein blockierendes Hoch über der Norwegischen See bedingt, das aber seine Wirkung für Mitteleuropa nicht entfalten kann.
In der Frontalzone laufen kurzwellige Keil-Trog-Strukturen nach Osten ab, die bei leicht labiler Schichtung für einen wechselhaften Wettercharakter sorgen. An deren Vorderseite wird in den Westen und Süden Deutschlands feuchtlabile Luft geführt. CAPE (MU, KK) erreicht mehr als 1000 J/kg, der Gehalt an niederschlagbarem Wasser 30 bis über 35 mm. Da reicht wenig Hebung, um konvektive Umlagerungen bis hin zu Gewittern auszulösen. Der Fokus liegt auf Starkregen, wodurch bei zunehmender Verclusterung auch Unwettergefahr besteht; für größeren Hagel ist mangels Scherung zu wenig Organisation vorhanden. Auch Sturmböen sind nicht ganz auszuschließen.
Darüber hinaus können sich, tagesgangsbedingt gestützt, im Randbereich eines Höhentiefs über dem Ostseeraum im Nordosten einzelne kurze Gewitter entwickeln, wobei dort Starkregen weniger wahrscheinlich ist als im Westen und Süden. Längere sonnige Abschnitte sind in einem breiten Streifen von Ems und Nordsee bis nach Sachsen und zur Neiße zu erwarten. Ansonsten dominiert wechselnde Bewölkung. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen in teils schwülwarmer Luft 23 bis 28 Grad.
In der Nacht zum Dienstag fällt die Konvektion weitgehend in sich zusammen. Größtenteils erfolgt unter einem flachen Höhenkeil Wetterberuhigung. Dort, wo es zuvor viel geregnet hatte, können sich flache Nebelfelder bilden. Allerdings macht sich ausgangs der Nacht ein Trog bemerkbar, der auf Ostfrankreich übergreift. Dieser Trog umläuft ein Höhentief über den Britischen Inseln, das Bestandteil der o.g. Rinne tiefen Geopotentials ist. Vorderseitige Hebung lässt daher im Westen schauerartigen Regen aufkommen.
Dienstag... schwenkt der von dem Höhentief über den Britischen Inseln ausgehende Trog über den Nordwesten Deutschlands hinweg nordostwärts. Diesem Trog ist eine Kaltfront vorgelagert, die rasch vom Emsland bis in die Mittagsstunden auf die mittleren Regionen Deutschlands übergreift. Vorderseitig wird die labil geschichtete Warmluft mit den Parametern von Vortag aus dem Süden Deutschlands in die Mitte und den Osten geführt, so dass dank Einstrahlung erneut über 1000 J/kg CAPE generiert werden können. Erste schwächere Gewitter, die durchaus Starkregen zustande bringen können, entwickeln sich bis Mittag bereits über den mittleren Regionen. Mit dem Übergreifen der Gewitter nach Osten kann der Tagesgang seine Wirkung entfalten, wodurch dort und auch im Südosten sowie aus den Alpen heraus stärkere Gewitter zu erwarten sind. Aufgrund der ausgeprägteren Scherung sind dann auch organisiertere Strukturen hoch reichender Konvektion vorstellbar, d.h. Unwetter, auch durch Hagel um 3 cm, sind etwas wahrscheinlicher als dass dies heute der Fall ist - wenngleich auch keine ausgewachsene Schwergewitterlage bevorsteht, die eine Unwettervorabinfo rechtfertigen würde.
Postfrontal erfolgt bereits am Vormittag im Nordwesten und Westen und ab Mittag auch in den mittleren Regionen eine Entspannung der Lage. In diesen Gebieten fließt trockenere und stabilere Luft ein; Kaltluftadvektion und das hieraus resultierende Absinken ersticken die Konvektion und lassen die Bewölkung zusehends auflockern, so dass, abgesehen von ein paar leichten Schauern in Nordseenähe, in diesen Gebieten konvektiv nicht mehr viel passieren sollte. Während im Norden und in der Mitte Deutschlands 20 bis 24 Grad zu erwarten sind, können südlich der Mittelgebirgsschwelle noch einmal bis 27 Grad erreicht werden.
In der Nacht zum Mittwoch verlagert sich das von den Britischen Inseln kommende Höhentief mit seinem Kern zur Emsmündung. Der hiervon ausgehende breite Trog greift dann auf Deutschland über. Hierdurch stellt sich Nordwesten auf die Mitte übergreifend Schauerwetter ein. In den anderen Gebieten dauert das aus Kaltluftadvektion resultierende Absinken an, wodurch es dort noch trocken bleibt.
Das mit dem Höhentief korrespondierende Bodentief gelangt in die Nordsee. An dessen Südflanke zieht der Gradient etwas an; für warnrelevante Böen reicht es wahrscheinlich noch nicht, aber die Bildung von Nebel sollte dann unterbunden werden.
Mittwoch... liegt Deutschland im Bereich eines umfangreichen Höhentiefs, dessen Zentrum sich allmählich in den Nordosten, etwa in den Berliner Raum, verlagert. Vorstellbar ist auch, dass dieses Höhentief in mehrere Kerne zerfällt. Ohnehin sind die Geopotentialgegensätze im Norden und in der Mitte Deutschlands gering. Dagegen legt der Gradient im Bodendruckfeld zu. Im Süden sind bis in tiefe Lagen Windböen Bft 7 möglich, in der Mitte sind warnrelevante Böen auf die Höhenlagen der zentralen Mittelgebirge beschränkt. Auf exponierten Berggipfeln der zentralen, vielmehr noch der süddeutschen Mittelgebirge sind Sturmböen Bft 8/9 nicht auszuschließen.
Im Bereich des Höhentiefs ist die Schichtung labil, so dass sich wiederholt Schauer und kurze Gewitter entwickeln können. Dabei handelt es sich um typische Kaltluftgewitter und mangels Scherung meist Einzelzellen, die rasch wieder in sich zusammenfallen. Starkregen kann nur zustande kommen, wenn mehrere Zellen einen Ort treffen. Etwas mehr Organisation ist lediglich über dem zentralen Mittelgebirgsraum bis zum Bayerischen Wald zu erwarten; dort zeichnet sich vor allem niedertroposphärisch signifikante Scherung ab. In diesen Gebieten verlagern sich die Konvektionszellen rascher, so dass Starkregen dort nur noch wenig wahrscheinlich ist, aber Wind- und stürmische Böen auftreten können. Ausgenommen von diesen Entwicklungen sind nur der Westen (hauptsächlich die Gebiete westlich des Rheins) und der Südwesten, wobei hier noch Unsicherheiten bestehen.
Gegenüber den Vortagen wird es mit 18 bis 23 Grad allenfalls noch mäßig warm.
In der Nacht zum Donnerstag verlagert sich das wetterbestimmende Höhentief mit seinem Kern über die Lausitz hinweg zum Riesengebirge. Die Konvektion (mit nur sehr geringer Wahrscheinlichkeit für Starkregen) konzentriert sich daher auf den östlichen Mittelgebirgsraum und den Südosten Deutschlands. Von Norden und Westen her erfolgt zusehends Stabilisierung. Ein weiterer Kurzwellentrog, der das Höhentief umläuft und von Norden her auf den Nordwesten Deutschlands übergreift, bringt maximal noch ein paar schwächere Schauer zustande. Gebietsweise klart es auf. Allerdings bleibt aufgrund des noch vorhandenen Gradienten die Nebelneigung gering.
Modellvergleich und -einschätzung
Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebe Entwicklung. Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede ableiten.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann
Synoptische Übersicht Mittelfrist
Synoptische Übersicht Mittelfrist
ausgegeben am Sonntag, den 13.07.2025 um 10.30 UTC
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 20.07.2025
Der Mittelfristzeitraum wird durch eine leicht nach Norden verschobene High-Over-Low-Lage bestimmt.
Am Mittwoch erstreckt sich ein abgeschlossenes, kräftiges Höhenhoch über Skandinavien bis ins Nordmeer. An seiner Südflanke liegt ein Höhentief über dem Atlantik, ein weiteres mit Zentrum über Norddeutschland, das auch Deutschland und große Teile Mitteleuropas beeinflusst. Weiter südlich schließt sich eine Hitzeglocke über Westafrika an, die mit 850 hPa-Temperaturen über 25 °C bis zur Iberischen Halbinsel reicht.
Der Kaltlufttropfen sorgt am Mittwoch bei meist nur schwachen CAPE-Werten wiederholt für Schauer und Gewitter. Die Hauptgefahr geht dabei bei nur mäßiger Verlagerungsgeschwindigkeit von lokalem Starkregen aus. Dabei ist eine mäßig warme Luftmasse mit 850-hPa-Temperaturen von etwa 8 °C wirksam.
Am Donnerstag verlagert sich der Schwerpunkt des Kaltlufttropfens nach Tschechien, wodurch besonders die Osthälfte von weiteren Schauern und Gewittern betroffen ist. Im Westen setzt durch einen nachrückenden Bodenhochkeil leichte Stabilisierung ein.
Am Freitag verlagert sich der Kaltlufttropfen nach Polen. An seiner Nordostflanke wird im IFS eine Zyklogenese ausgelöst, an deren Ostflanke Norddeutschland von Norden her unter WLA gelangt. Dadurch greifen weitere Niederschläge, teils gewittrig durchsetzt, auf den Norden und Nordosten über. Während der Südwesten unter einem schwachen Bodenhoch liegt.
Zum Wochenende schiebt sich ein flacher Höhenkiel zwischen einem ostwärts vorankommenden Atlantiktrog und dem sich auffüllenden Cut-Off-Tief mit Zentrum über Nordpolen über Deutschland. Dabei setzt im Süden Deutschland deutliche Erwärmung ein, wodurch die 850-hPa-Temperatur rasch über 15 °C ansteigt. Die Labilität bleibt im Nordosten erhalten, sodass dort mit weiteren Schauern und Gewittern gerechnet werden muss.
Der Keil wird aber im neuen IFS-Lauf bereits am Sonntag wieder nivelliert, da sich das Höhentief über Nordpolen beginnt, retrograd zu verlagern und Kontakt mit dem atlantischen Trog aufnimmt. Mitteleuropa gelangt dadurch unter eine südwestliche Höhenströmung, in der sich in einem "sumpfigen" Bodendruckfeld wiederholt Schauer und Gewitter bilden.
Im weiteren Verlauf nähert sich der Atlantiktrog, sodass auf seiner Vorderseite vorübergehend die Luft der Hitzeglocke angezapft wird, sodass die 850-hPa-Temperatur im Süden über 20 °C ansteigt. Aber auch diese wird durch eine rasch nachfolgende Kaltfront ausgeräumt, während der nächste Trog auf Deutschland übergreift.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Im Wesentlichen wird die Lage bis zum Freitag, ähnlich zu den Vorläufen simuliert. Unsicherheiten bestehen noch bezüglich der genauen Lage des Kaltlufttropfens. Im neuen IFS-Lauf wird die Zyklogenese über Polen stärker berechnet. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf uns, solange sie nicht weiter westlich gerechnet wird.
Ab dem Wochenende ergeben sich größere Unterschiede. Die retrograde Verlagerung des Höhentiefs wurde in den Vorläufen so nicht berechnet. Stattdessen sollte das Cut-Off-Tief nach Osten abziehen und es zeigte sich immer wieder ein größerer Keilvorstoß vorderseitig des Atlantiktroges über Mitteleuropa, wobei Luft aus der nordwestafrikanischen Hitzeglocke angezapft wurde. Stabil war aber dieser Keil ebenfalls nicht.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Laut GFS bleibt der Kaltlufttropfen langgestreckt von der Nordsee über Norddeutschland bis nach Polen liegen. Die ICON-Rechnung ähnelt hingegen IFS, wobei hier nur eine schwache Zyklognese über Polen stattfindet.
In der erweiterten Mittelfrist war GFS in den vergangenen Tagen immer ein Verfechter einer Hitzewelle zum nächsten Wochenende, teils mit Rechnungen über 25 °C auf 850-hPa. Der neue Lauf ähnelt diesbezüglich jedoch sehr der neuen IFS-Variante. ICON berechnet jedoch einen stärkeren Keil, aber ohne, dass dabei die heiße Luft angezapft wird.
Die KI-Modelle lassen den KLT nach Osteuropa abziehen und berechnen ab dem Wochenende einen Übergang zu Trog Westeuropa, wohingegen keines der KI-Modelle eine Hitzewelle für den Süden zeigt.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Bis einschließlich Samstag sind die Rauchfahnen stark gebündelt. Ein deutlicher Aufwärtstrend lässt sich am Samstag beim Geopotenzial und der 850-hPa-Temperatur finden. Ab Sonntag nimmt besonders im Süden die Streuung deutlich zu, wohingegen die ganz warmen Mitglieder mit 850-hPa-Temperaturen im Vergleich zu den Vorläufen weniger geworden sind. Bei sehr hoher Streuung lässt sich jedoch zum Anfang der nächsten Woche schon wieder ein Abwärtstrend erkennen.
Als Fazit lässt sich festhalten, dass die wechselhafte und eher mäßig warme Witterung bis Freitag relativ sicher ist. Dabei bleiben allerdings die genaue Position des KLT und die damit verbundenen Niederschlagsschwerpunkte unsicher. Die Trogvorderseite am nächsten Wochenende mit abnehmender Gewitterneigung und Erwärmung gilt als sehr wahrscheinlich. Unsicher bleibt jedoch, ob die heiße Luft der Hitzeglocke angezapft wird und den Süden eine erneute Hitzewelle erwartet. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist jedoch mit den neuen Läufen wieder gesunken. Danach deutet ein grober Trend in Richtung eines erneuten Trogdurchgangs. Schaut man in die Clusternalysen der erweiterten Mittelfrist, so könnte sich dieses Zirkulationsmuster weiter fortsetzen.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Im gesamten Mittelfristzeitraum kann es immer wieder zu Gewittern kommen, vor allem im Nordosten. Diese sind größtenteils markant. Bei nur geringen CAPE- und Scherungswerten geht wegen der oft nur mäßigen Zuggeschwindigkeit die Hauptgefahr von Starkregen aus. Dieser kann lokal in den unwetterartigen Bereich gehen.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, MOSMIX, ICON, ab Samstag ENS-Mittel
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold