Synoptische Übersicht Kurzfrist

Synoptische Übersicht Kurzfrist

ausgegeben am Dienstag, den 11.02.2025 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Höhentief mit noch etwas unsicherer Verlagerung nach Osten. Insgesamt wechselhaft, im Süden regnerisch, im Norden zeitweise Schneefall. Tagsüber im Südwesten teils sehr mild, im Nordosten kalt oder mäßig kalt. Nachts im Süden anfangs frostfrei, in der Folge auch hier Frostverschärfung. Küsten teils stürmischer Nordostwind.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC

Aktuell ... liegt ein umfangreiches Höhentief mit seinem Zentrum knapp westlich von Rotterdam/Amsterdam im Seegebiet "Südwestliche Nordsee" und wird von einem gut etablierten Bodentief begleitet (Kerndruck 13Z bei rund 1017 hPa). An dieses Bodentief geknüpft wurde heute Vormittag eine Okklusion ostwärts über weite Bereiche Deutschlands geführt, die jedoch im scharfen Bogen über der Mitte nach Südwesten in Richtung Frankreich abbiegt und dort fließend in eine Warmfront übergeht. Dank einer konstanten Auffüllung des Bodentiefs inklusive einer immer weiter abschwächenden amorphen PV Anomalie bei rund 700-800 hPa verebbet jegliche Schubkomponente nach Osten, sodass die Okklusion mehr oder weniger vor Ort liegenbleibt. Der Fokus richtet sich zügig auf das südliche Ende der Front, wo WLA dominiert die Wetteraktivität über Süddeutschland aufrecht gehalten wird.

Bedeutet für den Nachmittag und Abend in einem Streifen vom Vogtland über das Mansfelder Land, die Magdeburger Börde bis nach Hamburg, dass die leichten, vorübergehend auch mäßigen Niederschläge weiter andauern, die dank einer ausreichend kalten thermischen Schichtung überwiegend als Schnee oder Schneeregen, in den tiefsten Lagen auch mal als Regen fallen. Bei positiven Straßenbelägen kommt es bis zum Abend meistens zu keiner nennenswerten Akkumulation, zumal die Intensität der Niederschläge insgesamt sukzessive nachlässt. Ausnahmen sind die Bereiche im östlichen Niedersachsen, wo aktuell (1330Z) ein kräftiges Niederschlagsgebiet mit mäßigen Schneefällen wenigstens temporär für etwas Akkumulation sorgt und auch das östliche Thüringer Becken, wo der frühe Abend ein bisschen im Auge behalten werden sollte, da dort vielerorts noch leichter Frost in 5 cm Bodentiefe steckt. Hier könnten die Belagstemperaturen recht zügig absinken. Abseits dessen gilt die bereits ausgegebene Glättewarnung.

Weiter östlich sorgt eine knochentrockene Luftmasse (Lindenberg, 12Z mit einem PW Wert von 2.5 mm!) für einen freundlichen und trockenen Tagesausklang.

Im Westen bleibt es zwar meist stark bewölkt mit nur kurzen Auflockerungen, Niederschlag fällt jedoch meist keiner. Wenn, dann sind es nur einzelne Tropfen peripher des Höhentiefs.

Anders sieht es in etwa südlich des Mains aus, wo die zunehmende WLA inklusive Hebung für ein ausgeprägtes Niederschlagsgebiet sorgt, dass sich über weite Bereiche Süddeutschlands legt. Bei deutlichen Plusgraden handelt es sich hier um Regen.

Die abendlichen Werte liegen im Nordosten bei 0 bis -2 Grad, in einem breiten Streifen von der Deutschen Bucht bis zum Bayerischen Wald zwischen +2 und -1 Grad und im Westen /Südwesten zwischen +4 und +7 Grad.

Der Wind kommt im Norden frisch bis stark aus Ost, im Küstenumfeld stark böig bis stürmisch (Bft 7 bis 8) und im Südwesten schwach bis mäßig aus Südwest.

In der Nacht zum Mittwoch öffnet sich das Bodentief über Benelux und geht in eine recht diffuse Bodentiefdruckrinne über, die sich südostwärts in Richtung Bayern erstreckt. Am Südrand des Höhentiefs kommt derweilen die Warmfront zögernd nordwärts voran und wird zugleich von ostwärts ablaufenden, schwachen Impulsen aus der Höhe wiederholt (niederschlagstechnisch) aktiviert.

Somit erwartet den Süden eine überwiegend bedeckte und regnerische Nacht mit 12 std. Niederschlagsmenge von 5 bis 10 l/qm (mit den höchsten Werten im Umfeld der Alb und der Donau). Auch der Schwarzwald fängt einiges Nass ab mit 12 std. Mengen von teils bis zu 20 l/qm. In Richtung Chiemgau und Rottal bleibt es dank einer leicht westlichen föhnigen Komponente trocken.

Etwas kritischer wird der Bereich vom Oberpfälzer Wald, Fichtelgebirge bis Frankenwald und Vogtland, wo der Regen im Verlauf der Nacht wieder einsetzt und dort entweder zügig in Schnee, oder teils auch in gefrierenden Regen übergeht (bei recht verbreitet auftretendem leichtem Frost im Boden). Die Glatteisgefahr sieht aus jetziger Sicht aber überschaubar aus, da die leicht positive Schichtung unterhalb von 900 hPa dank eines moderaten T-Td spread recht zügig in einen Bereich um 0 Grad gebracht werden dürfte, sodass rasch die feste Phase bei Isothermie überwiegen sollte. Entsprechend macht eine Schneefallwarnung mit Mengen von 1 bis 5 cm (höhenabhängig) mehr Sinn. Ggf. muss dann regional/kurzzeitig eine markante Glättewarnung zeitnah ausgegeben werden, sollte der flüssige Anteil länger überwiegen als gedacht.

Ansonsten verläuft die Nacht im Nordosten überwiegend klar und trocken, sonst bedeckt mit einzelnen Tropfen oder Flocken, sowie gebietsweise teils dichten Nebelfeldern (v.a. im Westen). Eine allgemeine Glättewarnung ist vielerorts gültig, da wir im Westen im Grenzbereich um den Gefrierpunkt liegen mit Minima von +2 bis -2 Grad. Je nach Bewölkungsverteilung kann es regional Frost und etwas überfrierende Nässe, oder eben frostfreie Verhältnisse geben. Ansonsten liegen die Minima im Südwesten bei +1 bis +6 Grad und im Nordosten zwischen -2 und -8 Grad.

Der Wind kommt dominant aus Ost, im Nordosten frisch bis stark und mit stürmischen Böen im Küstenumfeld (Rügen, exponierte Abschnitte der Kieler Bucht und die Deutsche Bucht).

Mittwoch ... ergibt sich weiterhin ein zunehmender Eintrag erhöhter Unsicherheiten, wohin genau das Höhentief weiterzieht. Nach GFS erfolgt ein recht zügiges Abdriften nach Osten, während sonst eher ein stagnierendes Verhalten über Benelux bevorzugt wird. Dies liegt auch an der Interaktion mit einem kleinräumigen Kaltlufttropfen, der von Polen kommend mit unserem Höhentief interagiert und gleichfalls für die zunehmende numerische Diskrepanz verantwortlich ist.

Nicht weniger komplex gestaltet sich die Entwicklung im Bodendruck, denn die Modelle deuten irgendwo entlang der zuvor genannten Tiefdruckrinne einen erneuten "spin-up" an, der nach GFS/UK10 über der Mitte stattfinden soll und bei EZ und ICON kaum erkennbar etwas westlicher ansetzt. Mit dieser Bodentiefentwicklung wird die Warmfront wieder stationär bzw. in einen Warmfront-dominanten Part östlich und einen Kaltluft-dominanten Part westlich des Tiefs aufgeteilt.

Die Folge ist eine verstärkte Frontogenese, die je nach Lage des Bodentiefs über der Mitte oder zwischen Main und Donau zu finden sein wird. Peripher dieses Bereichs treten anhaltende Niederschläge der leichten, zeitweise auch mäßigen Sorte auf und bringen 12 std. Mengen von 5 bis 10 l/qm. In Richtung Alpenrand fallen die Mengen deutlich geringer aus. Die Schneefallgrenze steigt im Südwesten auf über 1500 m und verbleibt in Richtung Bayerischer Wald bis Frankenwald bei rund 500 m, sodass es im Osten bis zur Mittagszeit noch einige Flocken geben kann. Zum Nachmittag und Abend gerät der Bereich vom Oberpfälzer Wald bis ins Vogtland hinein erneut in den Fokus bezüglich der Phasenfrage, da die Niederschläge nun wieder kräftiger werden. Eine Mischung aus Schnee und gefrierendem Regen wird angezeigt und viel entscheidet sich im Nowcast, inwieweit der gefrierende Anteil noch das Warnmanagement beeinflussen wird (vorhandene Schneedecke, noch Frost im Boden? etc.). Auch die Gipfellagen vom Thüringer Wald und Oberharz könnten im Tagesverlauf einen geringen Neuschneezuwachs vermelden, da der Hauptschub der WLA knapp südlich dieser Regionen verbleiben sollte.

Letztendlich stellt sich dann noch die Frage, wieviel der Feuchte von der wellenden Front in die weiterhin vorhandene Höhentiefzirkulation im Nordwesten in Form einer sich erneut strukturierenden Okklusion mit eingebunden wird. Hier gibt es dank der geometrischen Diskrepanzen beim Höhen- und Bodentief noch erhebliche Unsicherheiten. Dennoch sollet man im gesamten Nordwesten im Tagesverlauf mit leichten Niederschlägen rechnen, die je nach Intensität und thermischer Schichtung teils als Schnee oder Regen fallen. Warntechnisch interessant hinsichtlich regionaler Glätte könnte es ggf. eher in Richtung Emsland und Oldenburger Münsterland werden, aber auch hier scheinen die Straßenbeläge eher auf der positiven Seite zu liegen.

Die Maxima liegen im Nordosten bei -1 bis +2 Grad und erreichen entlang des Oberrheins ungewöhnlich milde 12 oder 13 Grad.

Der Wind kommt meist schwach bis mäßig aus Ost, küstennah auch weiterhin stark böig, exponiert stürmisch und im Südwesten schwach bis mäßig aus Südwest.

In der Nacht zum Donnerstag nehmen die Unsicherheiten weiter zu, wenngleich man sagen muss, dass das Höhentief zu diesem Zeitpunkt von UK10, GFS und EZ recht homogen in Richtung Norddeutschland gebracht wird. Bodennah scheint das diffuse Bodentief nach Sachsen-Anhalt zu driften und über dem Süden bleibt weiterhin die leicht wellende Front wetteraktiv liegen.

Somit treten im Süden wiederholt leichte Niederschläge auf, die sich 12 std. auf 5 bis 10, strichweise um 15 l/qm summieren.

Warntechnisch spannend könnte es erneut im Bereich vom Frankenwald bis zum Oberpfälzer Wald werden, wo aus dem Böhmischen Becken ausfließende Kaltluft auf die WLA von Südwesten trifft und ggf. eine längere Episode von Glatteisregen induzieren kann, ggf. im Grenzbereich markant zu Unwetter. Auch hier ergeben sich aber noch größere Unsicherheiten, die aus der Kurzfrist zuvor resultieren (u.a. Ausmaß einer ggf. vorhandenen dünnen Schneedecke und Frost im Boden).

Weiter im Norden entscheidet u.a. die Geometrie des Höhentiefs über das Ausmaß der festen Phase. Je besser strukturiert, umso eher kann an dessen Flanken regional etwas kräftigerer Schneefall auftreten. Gehen wir nach den aktuellen Ensembleabschätzungen, verbleiben wir aber dabei in einem Streifen von Niedersachsen bis zum Erzgebirge meist nur bei wenigen Zentimetern Neuschnee. In Richtung NRW wird es eher eine Mischung aus wechselnden Niederschlagsphasen mit Glätte durch überfrierende Nässe und ggf. bildet sich teils dichter Nebel. Die leichten Schneefälle könnten auch den Nordosten Deutschlands erfassen, sollte das Bodentief so ziehen, wie aktuell angenommen.

Die Minima liegen meist zwischen 0 und -4 Grad mit den niedrigsten Werten im Nordosten. Der Süden bleibt mit +4 bis +1 Grad meist noch frostfrei (mit leichtem Frost um 0 Grad in Richtung östliches Bayern).

Der Wind kommt im Nordosten mäßig aus Nordost, peripher der Küste weiterhin stark böig auffrischend und im Süden überwiegend mäßig bis frisch aus West.

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Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC

Donnerstag ... nehmen die Unsicherheiten weiter zu. Das Bodentief sollte nach den meisten Modellen in Richtung Polen weiterziehen, nur ICON zeigt keine klare Bodentiefentwicklung. Entsprechend wird hier die schleifende Front im Süden kaum südwärts gedrückt, während sie sonst bei den anderen Modellen recht zügig an die Alpen geführt wird.

Bei den Modellen mit einem agilen Höhentief/Bodentief wäre die einbezogene Mischluft bei allgemein zurückgehenden Temperaturwerten gut für ein ausgedehntes Schneefallgebiet, das weite Bereiche Norddeutschlands und besonders den Nordosten betreffen würde. Je nach Intensität des Niederschlags und der Temperatur des Straßenbelags könnten 1 bis 5 cm Neuschnee in 12 Stunden zusammenkommen, regional auch etwas mehr.
Nach der deutschen Modellkette wäre davon nichts zu sehen mit sonnigen und trockenen Verhältnissen im Nordosten. Allerdings macht die defensive ICON Lösung aus heutiger Sicht weniger Sinn und auch im ICON-EPS fallen die Minima (Bodendruck) recht ähnlich aggressiv aus wie bei den anderen Ensemblevorhersagen (inklusive einer ähnlichen Verlagerung des Bodentiefs).

Im Süden regnet es peripher der südwärts ziehenden Front weiterhin mit Maxima von 10 bis 20 l/qm am Alpenrand und bei ICON zwischen Main und Donau.

Die Maxima liegen im Nordosten um 0 Grad und im Süden allgemein bei 7 oder 8 Grad. Der Wind kommt mäßig bis frisch aus Nordwest, im Nordosten aus Nordost und frischt peripher der Küsten stark böig bis stürmisch auf.

In der Nacht zum Freitag wäre nach der deutschen Modellkette zunehmend kräftiger Nassschneefall in etwa entlang/südlich der Alb und Donau zu erwarten (12-std. Mengen von 10 bis regional über 20 l/qm), während es sonst (nach der bevorzugten Fahrtrichtung der anderen Modelle) allgemein im Süden und Osten leichte Schneefälle mit wenigen Zentimeter Neuschnee geben würde. Mögliche Akkumulationsschwerpunkte sind dabei jetzt noch nicht herauszuarbeiten (abseits der Staulagen der östlichen Mittelgebirge und des Alpenrands). Im Nordwesten trocknet es ab.

Rückseitig des ostwärts abziehenden Höhentiefs setzt hochreichend KLA ein und drückt die 850 hPa Temperaturwerte sukzessive in Richtung (im Nordosten etwas unter) -10 Grad. Insofern treten deutschlandweit frostige Minima auf mit Werten zwischen 0 und -7 Grad und der Wind kommt mäßig aus überwiegend nördlicher Richtung.

Ein abschließendes Wort zum Potenzial für Dauerregen. Signale gibt es für den Hochschwarzwald in variablen Zeiträumen (24, 48 oder 72 std.), wobei besonders bei COMSO-LEPS mäßige Wahrscheinlichkeiten (für markant) hervorgehoben werden. Allerdings sind wir bei den Mengen meist im Grenzbereich der markanten Warnschwelle und das betroffene Gebiet ist bei aktuell normaler Flußführung im Einzugsgebiet auch ein Überschaubares, sodass vorerst auf das Einbinden des Hinweises im Warnlagebericht und auf keine Warnausgabe gesetzt wurde.

Modellvergleich und -einschätzung

Die grobe Entwicklung auf synoptischer Ebene wird gut erfasst. Entscheidender sind jedoch die Detailfragen bei der geometrischen Struktur des Höhentiefs, bei den das Höhentief begleitenden diversen "spin-ups", bei der Lage der wellenden Front über der südlichen Mitte sowie bei der Interaktion eines kleinräumigen Kaltlufttropfens, der von Polen in unser Höhentief mit eingebunden wird. Insofern nehmen die Unsicherheiten während der Kurzfrist sukzessive zu. ICON nimmt zum Ende der Kurzfrist eher eine Außenseiterlösung ein, sodass dieses Modell etwas weniger stark gewichtet wurde, zumal auch das ICON-EPS wenigstens teilweise die Lösung der anderen Modelle stützt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy