Nasse erste Januardekade

Wie nass war die erste Januardekade und wie geht es in der zweiten weiter?

Mit dem heutigen Tag (10.01.2022) endet die erste Dekade des Januars und damit die erste Monatsdekade des neuen Jahres 2022. Den meisten wird sie nicht nur aufgrund der großen Temperaturschwankungen in Erinnerung bleiben (siehe Thema des Tages vom 04.01.2022), sondern auch wegen der Unbeständigkeit und der mitunter kräftigen, immer wiederkehrenden Niederschläge. Doch wie nass war es wirklich?

Die Abbildung 1 der Grafik, die Sie unter diesem Artikel auf https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/1/10.html finden können, zeigt die Niederschlagssummen, wie sie in Deutschland zwischen 1. und 10. Januar gefallen sind. Es handelt sich dabei um eine Abschätzung auf Grundlage der Daten unserer Wetterradare. Demnach traten verbreitet Mengen zwischen 30 und 60 l/qm, in einem breiten Streifen über der Mitte gebietsweise 60 bis 80 l/qm und in Staulagen der Mittelgebirge sogar stellenweise über 100 l/qm auf. Wie man der Abbildung 2 entnehmen kann, entspricht das vor allem in dem erwähnten Streifen ziemlich flächig der doppelten bis dreifachen Menge, die eigentlich innerhalb der ersten Januardekade zu erwarten wäre, also 200-300% des Niederschlagssolls. Damit ist sogar das Monatssoll an Niederschlag mitunter schon erreicht oder überschritten. Die erste Januardekade war also tatsächlich ungewöhnlich nass, in den Bergen vor allem in der zweiten Hälfte auch schneereich.

Wie so oft achtet die Natur selten auf eine gerechte Verteilung des Niederschlags. So gab es auch in der ersten Januardekade einige Regionen, die in Bezug auf das "Nass von oben" weniger gesegnet waren. Diesmal betrifft es einen schmalen Streifen vom Osnabrücker Land bis zum Harz sowie von der Altmark und der Magdeburger Börde bis zur Neiße und den Alpenrand. Hier kamen teils deutlich weniger als 30 l/qm zusammen. Bei einem Wert von teilweise unter 50% des Solls kann man durchaus von einem deutlich zu trockenen Wetterabschnitt sprechen.

Im Hinblick auf die Natur, die nach wie vor unter den Nachwirkungen der phasenweise ernstzunehmenden Trockenheit der letzten Jahre leidet, wäre eine Fortdauer der niederschlagsreichen Witterung wünschenswert. Dem ist aber nicht so. Abbildung 3 und 4 zeigen die aufsummierten Niederschläge der nächsten 7 Tage, berechnet vom DWD-Modell ICON und von EZWM, dem Modell des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersagen. Demnach sind gebietsweise lediglich 1 bis 5 l/qm zu erwarten, mit etwas Glück in Staulagen sowie an den Alpen bis 10 l/qm. Insbesondere ICON sieht sogar größere Bereiche in der Südhälfte, die gänzlich trocken bleiben könnten. Ursache dafür ist ein kräftiges Hochdruckgebiet, was sich in den kommenden Tagen über Westeuropa etabliert. Es blockiert die atlantischen Tiefausläufer, die allenfalls sehr abgeschwächt den Norden und Nordosten des Landes streifen.

Nach der sehr feuchten ersten Dekade, schickt sich die zweite also an, das mühsam erarbeitete Plus an Niederschlag nach und nach aufbrauchen zu wollen. Bleibt zu hoffen, dass sich dieser Trend nicht bis Monatsende fortsetzt. Denn die nächste Dürre kommt bestimmt.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.01.2022

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