"Vorgezogenes" Weihnachtstauwetter

In den kommenden Tagen stellt sich über Deutschland eine mildere Witterungsphase ein. Die Details und die Folgen werden im Thema des heutigen Sonntags erläutert.

Einige von euch haben bestimmt das Wort "Weihnachtstauwetter" gehört und fragen sich, was dies bedeutet. Nun als Weihnachtstauwetter bezeichnet die mild-nasse Witterungsperiode, die in Mitteleuropa als klimatologische Singularität in knapp sieben von zehn Jahren zwischen dem 24. Und dem 29. Dezember eintritt.

Um Weihnachtstauwetter entstehen zu können, muss feuchtwarme Meeresluft aus dem Westen und Südwesten bis nach Mitteleuropa vorstoßen, die die winterliche Witterungsperiode beendet. Die bis dahin gebildete Schneedecke schmilzt bis teils in die mittleren Lagen weg.

In den vergangenen Tagen sorgten Luftmassen polaren Ursprungs für Schneefälle teils bis in den Niederungen. Aktuell liegt in Teilen Mitteleuropas bzw. in Süd- und Ostdeutschland eine mehr oder weniger dünne Schneedecke. In den Mittelgebirgen und an den Alpen ist die Schneedecke teils über 50 cm dick.

Zum dritten Advent, also kurz vor Weihnachten, stellt sich die Wetterlage nun um. Zwischen dem Hoch "Yascha", das sich von der iberischen Halbinsel bis nach Mitteleuropa erstreckt, und den atlantischen Tiefdruckgebieten "Lutz" vor Irland und "Kamillo" bei Island strömt von Westen und Südwesten her zunehmend sehr milde Luft nach Deutschland.

Die Warmfront vom Tief "Kamillo" mit dem dazugehörigen Niederschlagsgebiet hat am heutigen Sonntag Norddeutschland erreicht und weitet sich weiter nach Süddeutschland aus. Die Milderung kann sich in den Niederungen von Mittel- und Süddeutschlands nur zögerlich durchsetzen. Anfangs kann Schnee dabei sein, der aber bis in die höheren Lagen in Regen übergeht. Stellenweise führt der Regen, wo der Boden noch gefroren ist, zu Glatteisbildung. Also Aufpassen, wenn Sie in den zentralen und östlichen Mittelgebirgen, später auch in Südostdeutschland unterwegs sind.

Am Montag ist die Milderung so weit fortgeschritten, dass die letzten "Kältelöcher" auch an der unteren Donau ausgeräumt werden. Im Nordwesten werden sogar Höchstwerte bis 13 Grad erreicht, was man für die Jahreszeit als "sehr mild" bezeichnen kann. In tiefen Lagen dürfte der Schnee daher bald passé sein.

Der weitere Ausblick sagt am Dienstag und Mittwoch im Norden und in der Mitte etwas Regen voraus, danach dominiert wohl Hochdruckeinfluss - was im Winter zumindest in tiefen Lagen aber oft Nebel oder Hochnebel bedeutet. Die Berge könnten dagegen durchaus einige Sonnenstunden abbekommen.

Eine Inversionswetterlage stellt sich somit ein, wo sich in den Niederungen die Kaltluft sammeln kann und es auf den Bergen mild bleibt. Die Nächte bleiben in Norden meist frostfrei. In der Mitte und Süden muss dagegen mit leichten und zur Wochenmitte mit mäßigem Frost gerechnet werden und bei Dauernebel herrscht Dauerfrost.

Das "vorgezogene" Weihnachtstauwetter" könnte ein gutes Omen für weiße Weihnachten sein. Denn die Wettermodelle deuten an, dass der Schwerpunkt des Hochs kurz vor den Feiertagen von Mitteleuropa in Richtung der Britischen Inseln und des Nordatlantiks wandert.

Somit wäre die "Tür" zum Atlantik, von wo im Winter die milde Luft herkommt, geschlossen. Der Weg für die Polarluft aus Skandinavien bzw. Russland in Richtung Mitteleuropa wäre dagegen frei. Kälte und Schnee bis ins Flachland könnten dann die Folgen sein. Die Chancen dafür sehen nicht so schlecht aus.

Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.12.2021

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