Gewitter im Anmarsch

Tief DIRK schieb von Südwesten gewitterträchtige Luftmassen nach Deutschland. Was dies bedeutet, insbesondere für die Katastrophengebiete im Westen, damit beschäftigt sich heute das Thema des Tages.

Für den heutigen Freitag ist noch Hochdruckeinfluss angesagt. Hoch DANA, aktuell mit ihrem Zentrum über der nördlichen Nordsee und dem südlichen Nordmeer positioniert, sorgt verbreitet für sonniges Wetter. Verbreitet, aber nicht überall. Denn ausgerechnet über dem Norden, der DANA ja am nächsten ist, zeigen sich gebietsweise dichte Wolken. Der Grund? DANA schiebt von der Nordsee her flache, tiefe Stratuswolken (also Schichtwolken) ins Land. Und folglich wird man zwischen Emden und Nordhorn im Westen sowie Sassnitz und Heringsdorf im Osten wohl noch etwas auf Sonne warten müssen. In der Mitte und im Süden zeigt sich der heutige Freitag dagegen schon jetzt oft gering bewölkt oder sogar wolkenlos, allein über die östlichen und zentralen Mittelgebirge ziehen ein paar Quellwolken hinweg.

Dass sich zum Wochenende die Wetterlage umstellt, ist auch hier im Thema des Tages schon angesprochen worden. Dabei wird der Blick auf die anstehenden Ereignisse von Modelllauf zu Modelllauf klarer. Für die Wetterumstellung zeichnet Tief DIRK verantwortlich. DIRK liegt zurzeit über Südfrankreich, Nordspanien, der Biskaya und dem angrenzenden Nordatlantik und kommt in den kommenden Stunden und Tagen mit feuchter Subtropikluft nach Nordosten voran.

Bei genauem Hinsehen sind dabei zwei Schwerpunkte auszumachen. Der Erste soll schon am morgigen Vormittag im äußersten Südwesten schauerartig verstärkten und gewittrigen Regen bringen. Die Gewitter ziehen dabei im Tagesverlauf über Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen hinweg bis nach Niedersachsen. Der zweite Schwerpunkt macht sich dann am Nachmittag und Abend sowie in der Nacht zum Sonntag bemerkbar. Dann ziehen aus der Schweiz und Ostfrankreich kommend schwere Gewitter über das südliche Baden-Württemberg hinweg nach Bayern. In der Gesamtschau ergibt dies für die Gewitterwahrscheinlichkeit am Samstag und bis in die Nacht zum Sonntag eine Südwest-Nordost-Teilung in Deutschland. Über der Südwesthälfte ist die Gewitterwahrscheinlichkeit sehr hoch, über dem Nordosten dagegen gering. Dies kann auch dem linken Teil der beigefügten Abbildung entnommen werden
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/7/23.html).

Die roten Farben signalisieren - auch in den Katastrophengebieten im Westen - eine hohe Gewitterwahrscheinlichkeit. ABER: Hierbei ist zu betonen, dass diese Aussage keinerlei Information zur Intensität der Gewitter liefert! Es ist vielmehr so, dass wir die heftigsten Entwicklungen am Abend und in die Nacht hinein über dem Süden erwarten.

Richtig ist aber auch: Selbst im Westen sind Unwetter nicht ausgeschlossen. Die Luftmasse bringt so viel Feuchte mit, dass Regenmengen zwischen 25 und 40 l/m² in kurzer Zeit, was unseren Unwetterkriterien entspricht, durchaus im Bereich des Möglichen liegen. Solche Mengen werden aber allenfalls räumlich sehr eng begrenzt auftreten. Und ein Blick in unser hochauflösendes Modell ICON-D2 zeigt auch: sie sind recht unwahrscheinlich. In den Katastrophengebieten liegen die Wahrscheinlichkeiten für mehr als 15 l/m² in einer Stunde bei maximal 20%, die Wahrscheinlichkeit für mehr als 25 l/m² bei maximal 10%. Darüber hinaus gilt: Eine präzise regionale/lokale Vorhersage über das Auftreten der Gewitter ist jetzt noch nicht möglich. Diesbezüglich sehen wir erst am morgigen Samstag im Laufe des Tages klarer.

Am Sonntag verteilen sich die Gewitter gleichmäßiger übers Land. Dann steigt auch im Nordosten die Gewitterwahrscheinlichkeit an, im Süden und Westen bleibt sie hoch, wenngleich nicht so hoch wie am morgigen Samstag.

Dipl.-Met. **
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.07.2021

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst