Winterzeit = Grippezeit?!


Die Nase läuft, die Glieder schmerzen und das Fieberthermometer schnellt in die Höhe: Derzeit liegen viele Menschen mit Influenza flach. Welche Rolle die Jahreszeit und atmosphärische Bedingungen bei der Verbreitung und Übertragung der Viren spielen, ist noch nicht vollständig geklärt.


Nicht nur das Coronavirus ist derzeit in den Medien omnipräsent, auch die Influenza (die "echte Grippe") schaffte es in den letzten Tagen häufig in die Schlagzeilen: Man konnte von einer "Grippewelle in Deutschland" lesen, von "80.000 Erkrankten und 130 Toten" (siehe auch untenstehender Link zum Robert-Koch-Institut und Bericht der AG Influenza). Doch wie kommt es eigentlich, dass sich vor allem im Winter so viele Menschen mit dem Influenzavirus (also der "echten Grippe") anstecken?
Ein Grund dafür liegt in der Luftfeuchte: Je feuchter die Luft ist, umso niedriger ist die Ansteckungsgefahr. Wissenschaftler haben vor einigen Jahren herausgefunden, dass eine relative Luftfeuchte über 40 Prozent die Infektiosität von Influenzaviren drastisch senkt. Bei ihrer Studie wollten die Forscher möglichst realitätsnahe Bedingungen simulieren und stellten zwei Puppen in zwei Meter Entfernung auf: Wie beim Husten stieß eine der Puppen Luft mit Influenzaviren aus. Gleichzeitig atmete die andere Puppe ein. Die Infektiosität des Luft-Viren-Gemischs prüften die Forscher dann bei relativen Luftfeuchtigkeiten im Raum zwischen 7 und 73 %.
Bei einer Feuchte bis 23 % waren etwa drei Viertel der Viruspartikel noch nach einer Stunde ansteckend. Bei etwa 43 % Feuchtigkeit schrumpfte der Anteil der infektiösen Teilchen dagegen auf nur noch etwa ein Fünftel.
Aber auch die absolute Luftfeuchtigkeit (Menge an Wasserdampf in der Luft) hat Einfluss. Da wärmere Luft deutlich mehr Wasserdampf aufnehmen kann als kalte, ist die absolute Luftfeuchtigkeit in den Wintermonaten ohnehin deutlich geringer ist als im Sommer. Dass bei Trockenheit im Winter die Grippeviren stabiler und deshalb die Ausbreitung effizienter ist, scheint unbestritten zu sein. Unbekannt ist jedoch der Mechanismus, der dahinter steckt, also warum genau sich die Grippeviren bei winterlichen Bedingungen so wohl fühlen. Dieser Frage geht nun ein interdisziplinäres Schweizer Forschungsteam in den nächsten vier Jahren nach (Link siehe unten). Derweil können vielleicht die altbekannten Tipps nützlich sein, um den Grippeviren das Leben schwer zu machen: Für eine ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit in den Räumen sorgen, häufig die Hände waschen - und an alle draußen feiernden Jecken: Um durch eine Unterkühlung das Immunsystem nicht zusätzlich herauszufordern, vielleicht lieber das fellige Bärenkostüm wählen als das knappe Sambaröckchen ;-)

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.02.2020

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