Ja is' denn schon Frühling?


Die Haselsträucher und Schneeglöckchen blühen - auch wenn meteorologisch und kalendarisch noch Winter ist, die Natur ist schon in den Frühling gestartet.

Bis zum meteorologischen Frühlingsbeginn am 1. März sind es noch ein paar Tage und auch der kalendarische Frühlingsbeginn ist noch ein Weilchen hin. Schaut man aber raus in die Natur, kann man feststellen: Ja, es ist schon Frühling, genauer gesagt Vorfrühling!

Aufmerksame Leser unseres Tagesthemas werden jetzt bereits wissen, um was es in den folgenden Zeilen gehen soll, nämlich um die Phänologie.


In der Phänologie werden die Jahreszeiten mit Hilfe der Wachstumsphasen ausgewählter Pflanzenarten bestimmt. Im Gegensatz zur kalendarischen Definition, bei der der Sonnenstand den Beginn der einzelnen Jahreszeiten bestimmt und damit wenig Variabilität aufweist, hängen die phänologischen Jahreszeiten von den Entwicklungsstadien der Pflanzenwelt ab: Blühbeginn, Beginn der Blattentfaltung, Reifegrad der Früchte und schließlich im Herbst von Laubverfärbung und Laubfall. Mit Hilfe dieser sogenannten Leitphasen unterschiedlicher Pflanzenarten werden Frühling, Sommer und Herbst jeweils in 3 Phasen unterteilt. Ein deutschlandweites Netzwerk ehrenamtlicher Beobachter meldet, wann und wo bestimmte Wachstumsphasen auftreten. Entsprechende Grafiken zur aktuellen Pflanzenentwicklung können auf der Homepage des Deutschen Wetterdienstes im Bereich Fachnutzer und Freizeitgärtner (siehe Grafik unten bzw. https://www.dwd.de/DE/fachnutzer/freizeitgaertner/2_pflanzenentwicklu ng/_node.html) abgerufen werden.

Aktuell befinden wir uns phänologisch gesehen im Vorfrühling, der durch die Blüte von Haselnuss, Schneeglöckchen und gelbleuchtendem Winterling gekennzeichnet ist. Je nach Witterung und Höhenlage variieren die Blütezeiten sehr stark zwischen Mitte Dezember und März. Im weiteren Verlauf (Mitte des Vorfrühlings) blühen Schwarzerle und Huflattich. Wenn die Blütenentwicklung von Salweide und Kornellkirsche in vollem Gange ist und sich die Krokusse zeigen, ist bereits das Ende des Vorfrühlings sichtbar und der Beginn des Erstfrühlings zu spüren.

Eine bildliche Darstellung des aktuellen phänologischen Jahres im Vergleich zum langjährigen Mittel ist die sogenannte Phänologischen Uhr (siehe Grafik unten bzw.
https://www.dwd.de/DE/leistungen/phaeno_uhr/phaenouhr.html). Das langjährige Mittel bezieht sich dabei auf das Auftreten der Leitphasen seit 1992 und wird im äußeren Ring dargestellt. Im Vergleich dazu ist der aktuelle Verlauf der phänologischen Jahreszeiten im inneren Ring abgebildet. Die Dauer einer phänologischen Jahreszeit (in Tagen) wird sowohl beim äußeren als auch beim inneren Ring direkt im Ring bzw. im jeweiligen Ringabschnitt angegeben. Bei der Betrachtung der aktuellen Phänologischen Uhr zeigt sich ein gegenüber dem langjährigen Mittel "verfrühter Vorfrühling", allerdings ist die Spannbreite wie bereits erwähnt recht großen Schwankungen unterworfen. Zieht man zur weiteren Einschätzung den Blühbeginn der Haselblüte der vergangenen Jahre im Einzelnen zu Rate (siehe Grafik unten bzw.
https://www.dwd.de/DE/leistungen/phaeno_sta/phaenosta.html), zeigt sich, dass der Vorfrühling in der Mehrzahl der letzten Jahre ebenfalls verfrüht eingesetzt hat. Ein zeitiger Start der Pflanzenwelt in die Vegetationsphase ist also durchaus nicht ungewöhnlich - teils aber sehr zum Leidwesen von Pollenallergikern, deren "Ruhephase" ohne Pollen von Hasel und Co. dann ein vorzeitiges Ende findet.


Dipl.-Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.02.2020

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