Ausgeprägtes Föhnereignis am östlichen Bodensee


Vor zwei Tagen gab es in den Alpen einen markanten Föhnsturm. Dieser brachte nicht nur Orkanböen, sondern teils auch frühlingshafte Temperaturen mit sich.


Am Freitag, den 20.12.2019, herrschte am östlichen Bodensee bereits in aller Frühe ein markanter und für die Jahreszeit ungewöhnlich milder Südwind. Die Erklärung dafür liegt im Föhn, genauer gesagt im "Südföhn" begründet. Für einen sogenannten "Föhndurchbruch" - also das Vordringen des Föhns bis ins Alpenrheintal - braucht es mindestens einen Druckunterschied von 2 hPa, gemessen zwischen Locarno Monti (Schweiz) und Vaduz (Liechtenstein). Damit der Föhn auch bis zum östlichen Bodensee durchgreift, ist ein noch etwas höherer Druckunterschied vonnöten. Am Freitagvormittag lag dieser zeitweise bei rund 13 hPa! Je höher der Druckunterschied, desto kräftiger fällt das Föhnereignis aus. Eine detaillierte Beschreibung der Föhntheorie und Hintergründe findet sich u. a. im Thema des Tages vom 23.11.2019 unter
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2019/11/23.html.

So wurden morgens um 7 Uhr in Lindau bereits stürmische Böen (Bft 8) gemessen, die Temperatur lag bei 11 Grad. Außerhalb des Föhngebietes waren negative Temperaturen vorherrschend. Wenige Stunden später arbeitete sich der Föhn weiter nach Norden und Westen voran. Auch das Schussental bekam es ab 11 Uhr mit Föhn zu tun (die Schussen ist ein Fluss östlich von Friedrichshafen, der von Norden in den Bodensee fließt; siehe gelbe Markierung in Abbildung 1 und 2).

Die Station Weingarten im Schussental meldete um 11 Uhr noch eine Temperatur von 0 Grad, eine halbe Stunde später wehte auch dort ein "laues Lüftchen" und das Thermometer zeigte sage und schreibe 17 Grad. Die relative Feuchte ging im Gegenzug von 95 Prozent auf 35 Prozent zurück. Ein solch markantes und seltenes Föhnereignis ist allein schon vor dem Monitor für die Meteorologen der MeteoSchweiz und des Deutschen Wetterdienstes eindrucksvoll, am beeindruckendsten ist es aber sicherlich direkt an Ort und Stelle.

Die Bewarnung des Bodensees erfolgt in enger Zusammenarbeit der DWD-Meteorologen in Stuttgart und den Kollegen der MeteoSchweiz in Zürich im Rahmen des "Sturmwarndienstes Bodensee". Am Freitag wurden beispielsweise gleich zu Beginn des Föhns Sturmwarnungen ausgegeben. Eine richtige Entscheidung, wie die Messungen zeigten: Lindau erreichte im Vormittagsverlauf 85 km/h (9 Bft ? Sturm), Bad Waldsee im Schussental 65 km/h (8 Bft). Doch besonders eindrucksvoll war eine Föhnböe in Altenrhein (Schweiz), am Bodensee gelegen. Die Station meldete 120 km/h (12 Bft ? Orkan), womit das Föhnereignis dort Rang 5 seit Messbeginn einnahm. (An dieser Stelle ein großes Dankeschön für die unkomplizierte Datenübermittelung der MeteoSchweiz.)


M.Sc. Kai-Uwe Nerding

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.12.2019

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