Fahrrad-Wetter


Die meisten Deutschen besitzen ein Fahrrad, dennoch ist das Wetter häufig Ausrede dafür, nicht in die Pedale zu treten: Mal ist es zu heiß, mal zu kalt und dann wieder zu nass. Ist unser Wetter tatsächlich so fahrradunfreundlich?

Nach 3340 km von Brüssel nach Paris mit kräftezehrenden Umwegen über die Pyrenäen und die Alpen ist am gestrigen Sonntag die 106. Tour de France zu Ende gegangen. Solch extreme sportliche Leistungen sind gewiss nicht jedermanns Sache und viele würden sicherlich eine entspannte Fahrradtour um den nahegelegenen See einer Bezwingung des Col du Tourmalet vorziehen. Aber dennoch: Rund 80% der Deutschen besitzen ein Fahrrad und ein Viertel benutzt es mehrmals pro Woche. Gründe dafür gibt es ja genug: Es fördert die Gesundheit, bringt auf kurzen Strecken oft Zeitersparnisse mit sich und man muss sich nicht mit Parkplatzproblemen herumschlagen. Da Radfahren emissionsfrei ist, erspart es zudem Lärm, Feinstaub, Stickoxide und Kohlendioxid. Und dennoch gibt es für den einen oder anderen doch auch genug Argumente, sich nicht auf den Sattel zu schwingen: Sei es der weite Arbeitsweg, die Angst verschwitzt anzukommen oder natürlich? das Wetter!

Vor allem Regen und Schnee machen Radlern zu schaffen. Im Winter fällt in den meisten Fällen eher leichterer aber länger anhaltender Regen, der mit guter Regenbekleidung gut zu meistern ist. Im Sommer hingegen können kräftige Schauer, evtl. sogar begleitet von Gewittern einen schon mal bis auf die Haut durchnässen. Solche Regengüsse sind aber meist nach spätestens 30 Minuten durchgezogen, sodass man sich für diese Zeit auch unterstellen und abwarten kann (besser unter einer Brücke als unter einem Baum!).

Ein Tipp: ein Regenradar (z.B. auch in der WarnWetter-App des DWD) aufs Handy laden, das die Bewegung der Niederschläge zeigt und auch in die Zukunft interpoliert. Das heißt, man sieht, wann es am eigenen Ort anfängt zu regnen oder wann das Gewitter durchgezogen ist.

Aber ganz ehrlich: Eigentlich regnet es gar nicht so oft. Die in den vergangenen 17 Jahren erhobenen Radardaten wurden ausgewertet und insgesamt wurden 15.000 Stunden Regen ausgemacht. Da 17 Jahre knapp 150.000 Stunden bedeuten, heißt das: In nur 10 Prozent der Zeit regnet es - oder andersrum: In 90 Prozent der Zeit regnet es einfach nicht!

Dabei gibt es natürlich regionale Unterschiede: Im Osten ist es deutlich trockener (ca. 8%), im Alpenvorland deutlich nasser (ca. 13-15%). Der Westen und Norden liegen etwa im Mittel.

Und wie sieht es mit Schnee aus?

Das Aufkommen von Schnee ist natürlich stark von der Höhe abhängig. Aber in tiefen Lagen unter 300 Meter ist es relativ unwahrscheinlich, dass wir länger eine Schneedecke haben. Aber Schneedecke bedeutet ja auch nicht, dass man das Velo im Keller lassen muss: Es ist eher eine Frage der Reifen und der Übung, vor allem wenn der Schnee in Matsch übergeht (für die ganz hartgesottenen gibt es auch Spikes bei Glätte!)

Fazit: Ganz nach dem Motto, es gibt kein schlechtes Wetter nur schlechte Kleidung - kann man eigentlich bei jedem Wetter und jeder Jahreszeit Radfahren. Eine passende Regen- oder Winterbekleidung, gute Reifen, sichere Bremsen sowie eine gute Wetterapp mit Regenradar - und dem Schwung aufs Radl steht nichts mehr im Wege!

P.S. In einem weiteren Thema des Tages folgt, wie man sein Fahrrad als mobile Wetterstation einsetzen kann.

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.07.2019

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