Tief Axel bringt ergiebigen Regen mit Hochwassergefahr


Ein Tief über Tschechien, das sich nur sehr langsam nordwärts verlagert, bringt Deutschland teils ergiebige Niederschläge. Wie sich die Unwettersituation entwickelt, soll heute Thema sein.


Tief über Mitteleuropa heißt die derzeitige Großwetterlage. Diese Wetterlage hat in der Vergangenheit recht häufig durch Unwetter von sich reden gemacht. Und auch dieses Mal deutet sich eine brisante Dauerregenlage an. Schuld daran ist Tief Axel, das sich mit seinem Zentrum nahezu stationär über Tschechien befindet. An seiner Ostseite saugt Tief Axel sehr feuchte Mittelmeerluft an, die um das Tief herumgeführt wird und von Nordosten zu uns einfließt. Dadurch bildet sich an der Westflanke des Tiefs eine "Niederschlagsschleppe", die von Südniedersachsen über Osthessen, Westthüringen bis nach Baden-Württemberg und Bayern kräftigen Regen bringt. Dieses Niederschlagsgebiet ist besonders anfangs noch mit Gewittern durchsetzt, die zu größeren Komplexen zusammenwachsen können und in denen viel Regen in kurzer Zeit fällt.

Dabei können in den genannten Bereichen bis Mittwochfrüh in der Fläche 40 bis 80 l/qm fallen. In kräftigen Gewittern auch mehr. Zur besseren Vorstellung: Das sind etwa 4 bis 8 Wassereimer auf jeden Quadratmeter. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Regenmenge für den gesamten Mai liegt in Frankfurt bei etwa 84 l/qm. Richtig viel regnen wird es an den Alpen. Durch den Nordstau am Gebirge intensivieren sich die Niederschläge dort nochmals. Die größte Hochwassergefahr besteht dabei im Allgäu. Dort werden bis Mittwochfrüh verbreitet über 100 l/qm, in Staulagen auch bis 180 l/qm erreicht. Zusätzlichen Wassereintrag gibt es durch Tauwetter, da in den Alpen oberhalb von etwa 1600 m noch viel Schnee liegt.
Erst am Mittwoch schwächen sich die Niederschläge deutlich ab. Am Donnerstag sorgt dann vorübergehender Zwischenhocheinfluss für eine Entspannung der Lage.

Vor genau 20 Jahren gab es fast dieselbe Wetterlage, die zum Pfingsthochwasser in Baden-Württemberg, in Bayern, in Tirol und Vorarlberg führte. Durch intensive Regenfälle im Nordstau der Alpen und durch Schneeschmelze kam es an manchen Flüssen zu einem Jahrhunderthochwasser. Doch damals waren die Regenmengen in der Fläche nochmals höher als die derzeit erwarteten Niederschläge. Hinzu kommt noch, dass die Böden durch mehrere Dauerregenereignisse Anfang und Mitte Mai bereits gesättigt waren.
Zu erwähnen sei auch noch das Jahrhunderthochwasser in Bayern Anfang Juni 2013, das auch auf eine ähnliche Wetterlage zurückgeht. Die Niederschlagsmengen waren aber in diesem Fall erheblich höher, da die Luftmasse damals mehr Feuchte und Energie hatte. Des Weiteren hielt die Wetterlage mit intensiven Niederschlägen damals bis zu 4 Tage an, wodurch sich enorme Wassermassen akkumulieren konnten. Ein solches Ausmaß wird die derzeitige Dauerregenlage nicht erreichen.

Stets aktuelle Wetterinformationen zur Unwetterlage erhalten sie unter www.wettergefahren.de . Informationen zur Hochwasserlage finden sie unter https://www.hochwasserzentralen.de


Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.05.2019

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