Tief "ANDRE" bringt Schnee, verteilt ihn jedoch ungerecht

Nachdem sich das Wetter an Weihnachten und Silvester vielerorts nass und grün, teils auch neblig-grau und frostig gestaltete, gab es im neuen Jahr wieder häufiger Niederschläge, die in mittleren und höheren Lagen der Mittelgebirge sowie an den Alpen als Schnee fielen. Selbst in tiefsten Lagen der Mitte konnte man zeitweise - besonders in den Frühstunden - auch mal die eine oder andere Straße in Weiß befahren.

Die beiden Verantwortlichen findet man leicht in den aktuellen Bodenwetterkarten. Hoch "ANGELA" liegt mit ihrem Schwerpunkt über Großbritannien und bewegt sich kaum vom Fleck. Ihr Gegenspieler, Tief "ZEETJE" war hingegen deutlich sportlicher. Diese zog in den vergangenen Tagen vom Atlantik über Island und das europäische Nordmeer nach Nordskandinavien und im Anschluss wieder südwärts nach Westrussland und legte dabei beeindruckende 7000 km zurück. Deutschland befand sich dadurch in einer meist nordwestlichen Strömung, mit der von der Nordsee erwärmte milde Meeresluft einfließen konnte. Die Ost- bzw. Südosthälfte wurde zeitweise aber auch von maritimer Kaltluft arktischen Ursprungs aus Norden beeinflusst. Kleine Störungen verursachten dabei meist nur leichte Niederschläge, im Süden, teils aber auch im Osten konnte sich sogar eine dünne Schneedecke ausbilden. Nur in den östlichen und südöstlichen Mittelgebirgen sowie an den Alpen wurden aufgrund der mehr oder weniger nördlichen Anströmung aufgrund von Staueffekten noch weitere Schneeflocken "aus den Wolken gepresst". So akkumulierte sich dort der Schnee seit Neujahr oberhalb von etwa 800 Metern auf 10 bis 15 cm, am Alpenrand auch auf 20 cm und in höheren Lagen der Alpen auf über 40 cm. Das Zugspitz-Plateau auf 2960 Metern verzeichnet sogar einen Schneezuwachs von über 60 cm.

Soweit, so gut. Nun bekommt "ZEETJE" jedoch Unterstützung von Tief "ANDRE", dessen Geburtsort sich im Europäischen Nordmeer finden lässt. Dieser zieht am heutigen Freitag nach der Überströmung norwegischen Küstengebirges vom Bottnischen Meerbusen ins Baltikum. Das zugehörige Frontensystem verlagert sich im Tagesverlauf in der nord- bis nordwestlichen Strömung über den Norden Deutschlands und die Mittelgebirge hinweg und wird in der Nacht zum Samstag an die Alpen "gedrückt". Dabei fällt heute tagsüber im milden Norden Regen. Im Bereich der Mittelgebirge liegt die Schneefallgrenze heute Nachmittag zunächst noch bei etwa 300 bis 500 Metern, steigt jedoch im Laufe der Nacht bis in Gipfellagen an. Somit sollte dort wohl anfangs noch die Schneephase überwiegen, im weiteren Verlauf wird es jedoch - abgesehen vom höheren Bergland - eher nasskalt statt winterlich.

Anders sieht es im Süden sowie in den östlichen Mittelgebirgen aus. Dort kann sich die zuvor eingeflossene Kaltluft noch längere Zeit halten. An den Alpen schneit es bereits seit gestern Mittag. Allerdings verstärken sich dort die Niederschläge ausgangs der Nacht zum Samstag weiter und sollen bis in den Montag hinein andauern, wobei ab der Nacht zum Montag die Intensität allmählich nachlässt. Dann fallen regelrechte Schneemassen vom Himmel. So werden bis zum Montag im Alpenvorland 10 bis 40 cm Neuschnee prognostiziert, in den Nordstaulagen unmittelbar an den Alpen kommen sogar über 50 cm Neuschnee zusammen. In den Chiemgauer Alpen sowie im Berchtesgadener Land können örtlich selbst Neuschneemengen bis 100 cm nicht ausgeschlossen werden. Auch die Hochlagen von Schwarzwald, Schwäbische Alb, Bayerischem Wald und Erzgebirge sollten tief eingeschneit sein, wenngleich die Mengen etwas niedriger ausfallen werden als am unmittelbaren Alpenrand.

Gerade im Bereich der Alpen sowie in deren Vorland sollte man also ab der kommenden Nacht zum Samstag mit massiven Behinderungen auf Straßen und Schienen rechnen. Zudem stellt der recht nasse Schnee in Kombination mit dem zeitweise stark böigen Wind eine Gefahr für Bäume, aber auch für Ober- und Stromleitungen dar. Unter der massiven Schneelast können diese im schlimmsten Fall sogar zusammenbrechen. Im höheren Bergland, wo der Schnee von seiner Konsistenz etwas trockener und weniger "pappig" ist, kann es zudem zu Verwehungen kommen. Es lohnt sich also, die aktuelle Wetter- und Warnlage aufmerksam zu verfolgen. Schauen Sie doch einfach mal unter www.dwd.de oder in der WarnWetter-App vorbei.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.01.2019

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