Was trübt unseren Himmel?

In der Nähe von Treuenbrietzen in Brandenburg brennt es seit Donnerstagabend. Der Brandgeruch und die Rauchwolken zogen bis ins gut 50 km entfernte Berlin. Aber es geht auch über größere Entfernungen: Am frühen Samstagmorgen, 25.08.2018, zeigten sich im sichtbaren Satellitenbild sehr deutlich dünne gelb-grüne bis ins Braune gehende Schlieren. Schnell war klar, dass es sich um "Wolken" in hoher Höhe handeln muss, über die Ursache konnten wir aber anfangs nur spekulieren.

Ein gut sichtbarer Bogen von etwa 80 km Breite erstreckte sich von der Mitte Deutschlands über Frankreich bis nach Großbritannien. Von dort aus konnte man den Weg weiter verfolgen bis nach Island und Grönland. Anschließend verschwammen die Signale zu stark um einen weiteren Weg auszumachen. In den europäischen Webcams unter dem Wolkenband konnte man milchigen Sonnenschein und eine gelblich-braune Trübung des Himmels erkennen. Dieses Bild gab es schon häufiger in den letzten Tagen. Nun könnte man meinen es sei Saharastaub, schließlich sorgt der ja immer mal wieder für eine Trübung unserer Luft, aber die Strömung passt nicht ganz ins Bild und auch die Ausbreitungsrechnung der Universität von Athen entkräftete diese Theorie ganz schnell.

Die Berechnung der Rückwärtstrajektorie, also die Berechnung des zurückgelegten Weges eines Luftteilchens über uns, ergab als Ursprung der in West- und Mitteleuropa vorherrschenden Luftmasse Nordamerika. Die Aerosolverteilung in der Luft, die sich in den von der NASA publizierten Satellitenbildern darstellen lässt, hat dann die ausgedehnten Waldbrände in Kanada als Verursacher der Schlieren und Himmelstrübungen über Europa ausmachen lassen. Von Nordamerika aus machte sich seit Anfang der Woche Staub und Ruß mit westlicher Windrichtung auf in Richtung Atlantik und Grönland. Mit dem relativ schmalen Band des Jetstreams (siehe Thema des Tages vom Samstag, 25.08.2018) breiteten sich diese mit geringer horizontaler Ausdehnung bis nach Europa aus und wurden um den durchschwenkenden Trog herum am gestrigen Samstag allmählich bis zu uns gelenkt.

Im Laufe des Samstagvormittags lösten sich die Schlieren am Himmel im sichtbaren Satellitenbild allmählich auf. Dies lässt sich mit der höher stehenden Sonne erklären, die die Wolken nun anders anstrahlte. Am Samstagabend und auch am Sonntagmorgen waren wieder dünne gelb-grünliche Schlieren im Satellitenbild zu finden. In der kommenden Woche verschiebt sich der Polarjet wieder etwas nach Norden, so dass Ruß- und Staubpartikel zumindest am mitteleuropäischen Himmel seltener zu Trübungen führen werden.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.08.2018

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