Regenzeit

Von kräftigem Regen können weite Teile Deutschlands aktuell nur träumen. Vielerorts fehlt es schon seit Wochen an ausreichendem Regen. Und auch wenn sich die Wettersituation aktuell in vielen Regionen etwas wechselhafter gestaltet als dies in den zurückliegenden Wochen oft der Fall war, so sind die Regenmengen, die in den kommenden Tagen erwartet werden, doch bei weitem nicht ausreichend, um das momentane Niederschlagsdefizit auszugleichen.

Während in Mitteleuropa allerdings auch ein verregneter Herbst oder ein nasser Winter zum Auffüllen der Wasserspeicher beitragen können, gibt es Regionen auf der Erde, in der eine einzige Niederschlagsperiode, die Regenzeit, den Wasserbedarf auch für den Rest des Jahres decken muss.

Eine solche Region ist die Sahelzone, die sich südlich an die nordafrikanische Sahara anschließt (siehe Grafik). Dort fungiert der August als Hauptwasserlieferant, Juli und September bringen dagegen schon deutlich geringere Regenfälle, und der Rest des Jahres ist oftmals "knochentrocken". Der Grund dafür liegt in der Verlagerung der tropischen, äquatornahen Niederschläge im Laufe des Jahres. Sie folgen nämlich mit einiger Verzögerung dem Sonnenstand, wandern also im Sommer der Nordhalbkugel nach Norden, um sich im Nordherbst und Nordwinter wieder nach Süden bis auf die Südhalbkugel zu verlagern (in der Grafik sind auch beispielhaft vier Orte in der Sahelzone mit ihren mittleren jährlichen und den Augustniederschlägen gezeigt).

Die Verlagerung der Niederschläge im Jahresverlauf bedeutet aber auch, dass das Niederschlagsdefizit einer schwach ausgeprägten oder "ausgefallenen" Regenzeit im restlichen Verlauf des Jahres nicht mehr ausgeglichen werden kann - mit teils fatalen Folgen für die Landwirtschaft und in der Folge für die Ernährungssituation der Bevölkerung. Seit Jahrzehnten kämpft die Sahelzone daher immer wieder mit Hungersnöten.

Immerhin: Die aktuelle Regenzeit zeigt sich von einer eher spendablen Seite. Schon in den vergangenen Tagen wurden teilweise Regensummen gemessen, die dem mittleren Augustniederschlag schon sehr nahe kommen. Exemplarisch sind in der Grafik die 24-stündigen Regensummen (jeweils bis morgens 08 MESZ) für die Stationen Nioro du Sahel, Quahigouya und Biltine angegeben.

Und in den kommenden Tagen soll es feucht weitergehen. Die grün-bläulichen Flächen in der Abbildung zeigen die von unserem global rechnenden Wettervorhersagemodell ICON simulierten 48-stündigen Niederschlagsmengen bis Freitagmorgen. Verbreitet soll es zu weiteren Regenfällen kommen, lokal und in der Spitze können bis zu 60 mm zusammenkommen.

Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.08.2018

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