Gewitternachlese und Wetterausblick am Brückentag

Der für die Jahreszeit relativ lange anhaltende Hochdruckeinfluss fand am gestrigen Feiertag (Christi Himmelfahrt) eine bemerkenswerte Unterbrechung. Bereits am Vormittag zogen über die Westhälfte Schauer und teils starke Gewitter hinweg. Diese waren örtlich immerhin mit Starkregen, Windböen und kleinem Hagel verbunden.


Verantwortlich dafür war eine atlantische Kaltfront, die nach Mitteleuropa schwenkte und den Zustrom kühlerer Meeresluft aus Nordwesten einleitete. Im Vorfeld dieser Kaltfront entwickelte sich zudem eine sogenannte "Konvergenz" (Bereich zusammenströmender Luft), die im Laufe des Tages auf ihrem Weg nach Osten sehr kräftige Schauer und Gewitter auslöste. Die ersten kräftigen Einzelzellen entstanden kurz vor Mittag im Bereich der Schwäbischen Alb, etwas später auch in Osthessen sowie im Bereich des Harzes. Danach ging es Schlag auf Schlag: Nachdem zunächst der Mittelgebirgsraum betroffen war, konnten sich die Schauer und Gewitter rasch auch in die Flachlandregionen der Nordosthälfte ausbreiten. Örtlich kam es zu schweren Gewittern (Unwetter), die vor allem mit heftigem Starkregen verbunden waren.


Die höchsten gemessenen stündlichen Niederschlagswerte traten im DWD-Messnetz an der Station Quickborn (SH) mit 42 Liter pro Quadratmeter (l/qm/h) auf. Allerdings fiel diese Menge in nur 30 Minuten, zudem gab es in der Stunde davor bereits 17 l/qm. Die Plätze zwei und drei gehen an die Wetterstationen Veilsdorf (TH) mit 32 l/qm/h und Itzgrund-Herreth (BY) mit 31 l/qm/h. Zudem gab es noch einige Stationen, die die Marke von 20 l/qm/h deutlich übertrafen. Bei den mehrstündigen Niederschlagsmengen liegt allerdings Langelsheim-Innerstetalsperre (NI) mit 74 l/qm vor Quickborn mit 59 l/qm, gefolgt von Oerlenbach (BY) mit 57 l/qm. (Datenstand: 09:00 Uhr)


Die Daten des Bodenmessnetzes sind aber nur die halbe Wahrheit! Da Schauer und Gewitter oft zwischen den Wetterstationen "durchrutschen", sollte man bei solchen Wetterlagen auch die aus den Radarbildern abgeleiteten Niederschlagswerte beachten. Dort zeigen sich nämlich für den gestrigen Tag noch ganz andere Werte: Im Bereich Goslar sowie in der Rhön wurden stellenweise mehr als 100 l/qm in wenigen Stunden erreicht. Allerdings können diese abgeleiteten Werte durch die hohen Mengen an kleinkörnigem Hagel beeinflusst sein. Nichtsdestotrotz waren dort unweigerlich kleinräumige Überschwemmungen die Folge.


Wie geht es nun weiter? Am heutigen Freitag wirkt
Zwischenhocheinfluss. Dieser sorgt dafür, dass es fast überall trocken bleibt. Am ehesten können sich am Nachmittag Schauer und Gewitter noch in den Alpen bilden. Die Temperaturen sind im Vergleich zur ersten Wochenhälfte auf einem anderen Niveau: Mit maximal 20 bis 24 Grad im Südwesten und 15 Grad in Küstennähe "fehlen" im Durchschnitt 5 Grad auf die Werte von Dienstag und Mittwoch. Am Samstag geht es mit den Temperaturen aber schon wieder deutlich nach oben. Auf der Vorderseite einer Tiefdruckzone über Westeuropa werden nämlich warme Luftmassen aus dem Mittelmeerraum nach Deutschland geführt. In Kombination mit längerem Sonnenschein können im Westen und Süden verbreitet Höchstwerte über 25 Grad erreicht werden.

Doch im Unterschied zu dieser Woche bleiben die Sommergefühle im Südwesten eine Eintagsfliege. In der Nacht zum Sonntag sowie am Sonntag muss dort mit Schauern und Gewittern gerechnet werden. Unwetterartige Entwicklungen bezüglich Starkregen sind örtlich wahrscheinlich. In der Nordosthälfte bleibt es dagegen auch am Sonntag sonnig und sommerlich warm.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.05.2018

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