Dunst und Frühnebel

Deutschland befindet z.Z. sich an der Vorderseite eines Tiefdruckgebietes, das bis Montag mit seinem Kern vom Seegebiet westlich der Britischen Inseln über die Biskaya hinweg nach Nordfrankreich zieht. So gelangt mit südwestlicher Strömung milde Meeresluft nach Mitteleuropa. Seit dem gestrigen Freitag überquert die Warmfront des Tiefs unser Gebiet allmählich von Südwest nach Nordost. Mit der Frontpassage sind zeit- und gebietsweise leichte Regenfälle verbunden, auf der Rückseite klarte es in der Südwesthälfte gegen Morgen örtlich auf.

Bekanntlich erfolgen die "diabatische", tägliche Erwärmung und die nächtliche Abkühlung der atmosphärischen Grundschicht durch Energiezufuhr vom bzw. Energieabgabe an den Erdboden. Eine vorhandene Wolkendecke hemmt die Erwärmung des Bodens durch solare Strahlung am Tage und dämpft seine Abkühlung durch terrestrische Ausstrahlung des Nachts.

Bei nächtlichem Aufklaren oder a priori nur geringer Bewölkung dagegen, kühlt sich die feuchte Luftmasse in der Übergangsjahreszeit noch derart ab, dass in den Schichten an oder nahe der Erdoberfläche der Taupunkt erreicht wird und der in der Luft enthaltene Wasserdampf kondensiert. Häufig entstehen dann "feuchter Dunst" oder Nebel, wobei die entstehenden Dunst- oder Nebeltropfen eine Sichtverschlechterung bewirken.

Praktischerweise unterscheidet man Dunst und Nebel anhand der horizontalen Sichtweite in Augenhöhe. Beträgt sie weniger als einen Kilometer, spricht man von Nebel, andernfalls von Dunst. Bei Vorhandensein bestimmter Aerosolteilchen kann die Entstehung von Dunst durch Kondensation von Wasserdampf auch ohne Wasserdampfsättigung erfolgen, die entstehenden Tropfen haben Radien zwischen 0,1 und 1 µm. Bei relativer Luftfeuchte von 100 % bildet sich Nebel. Dessen Tropfengröße hängt von der Menge des vorhandenen Wasserdampfes und der Anzahl der Kondensationskerne ab.

Man findet ein ganzes Tropfenspektrum - leichter Nebel weist Radien von 1 bis 5 µm auf, dichter Nebel hat Tropfenradien von 10 bis 20 µm. Die größten Nebeltropfen in dichtem, nässendem Nebel können mit 50 µm die Größe von Tautropfen erreichen. Wegen der Größe der Nebeltropfen ist die Streuung des Lichtes von seiner Wellenlänge unabhängig - Nebel erscheint also weiß.

Unten finden Sie den am Samstag, den 10.03.2018, um 07:54 Uhr MEZ im Bild festgehaltenen Blick vom Offenbacher Westend auf Frankfurt am Main. Die Stratus- und Stratocumulus-Bewölkung mit einer Untergrenze von ca. 2500 m ist nicht sehr mächtig und zeigt hier und da Lücken. Aus etwa 4 km Distanz erscheint die Skyline im Dunst, während es in den Riedflächen rund um Frankfurt neblig ist.


Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.03.2018

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