Die Meteorologie stellt auf Frühling - was macht die Atmosphäre?

Am heutigen Donnerstag ist es soweit, der meteorologische Frühling wird eingeläutet. Mit dem 1. März eines jeden Jahres beginnt für die Wetterkundler eine neue Jahreszeit. Mit dem Frühling suggeriert man normalerweise steigende Temperaturen, Sonne und sprießende Knospen. In den letzten Tagen zeigte sich Deutschland durch die eisigen Temperaturen aber wenig frühlingshaft.


Während man in den letzten meteorologischen Wintertagen im Norden Deutschlandes bei Schneeschauern und kräftigem Ostwind ein hoch winterliches Szenario erleben konnte, sorgte im Rest des Landes verbreitet längere Zeit Sonnenschein zumindest für einen frühlingshaften Eindruck. Verließ man jedoch warme Räumlichkeiten, bemerkte man, dass die Sonne es nicht schaffte die gefühlte Temperatur spürbar steigen zu lassen. Leichter Dauerfrost mit mäßigen bis strengen Nachfrösten beherrschte das ganze Land. Dafür verantwortlich war das beständige Hoch ?Hartmut? über Nordeuropa, das auf seiner Ostflanke kalte arktische Luft von Nordwestrussland und Finnland nach Deutschland transportierte.


Unter diesen aktuellen Begebenheiten ist es schwer vorstellbar, warum ab dem 1. März der meteorologische Frühling beginnen soll. Der Grund dafür liegt in der Statistik: Für die Auswertung von Wetter- oder Klimadaten und die Erstellung von Statistiken ist es, insbesondere im Computerzeitalter, angenehmer und auch einfacher, volle Monate zu betrachten. So besteht der meteorologische Frühling aus den Monaten März, April und Mai und beginnt mit dem ersten Tag dieses Quartals.


Neben dem meteorologischen Frühling gibt es auch noch den kalendarischen bzw. astronomischen Frühling. Er beginnt, wenn die Sonne senkrecht über dem Äquator steht und damit eine Tag- und Nachtgleichheit stattfindet. Dies ist dieses Jahr am 20. März um 17:15 Uhr MEZ der Fall. Die Sonne befindet dann im sogenannten Frühlingspunkt der Erdbahn.


Auch über die Pflanzenwelt lässt sich der Frühling bestimmen. Die phänologischen Jahreszeiten orientieren sich dabei am Blütenstand der Pflanzen. Der phänologische Frühling gliedert sich in drei Unterschiedliche Abschnitte. Der sogenannte Vorfrühling wird durch den Blühbeginn der Schneeglöckchen und der Haselnuss eingeläutet und endet, wenn die Sal-Weidenkätzchen pollengelb sind. Es folgt der Erstfrühling mit dem Blühbeginn der Forsythie und dem Laubaustrieb der Stachelbeere. Den Abschluss macht der Vollfrühling mit dem Blühbeginn der Apfelbäume. Er endet mit dem Ausschlagen der Ebereschen und des Wiesenfuchsschwanzes.


In diesem Jahr wurde der Vorfrühling jedoch von der vergangenen und derzeit auch noch anhaltenden Kälteperiode jäh gestoppt. Selbst die zum Teil schon aufgeblühten und eigentlich kälteresistenten Schneeglöckchen ließen beim strengen Frost ihre Köpfe hängen. Dennoch kann man die derzeitige Vegetation in den Vorfrühling einsortieren, da die Natur mit blühenden Schneeglöckchen und Haselnüssen die Merkmale des Vorfrühlings zeigt. Die Anzeichen des Erstfrühlings sind jedoch wegen des fehlenden Blühbeginns der Forsythie sowie anhand mangelnden Laubaustriebs der Stachelbeere noch nicht zu beobachten.


Neben der Pflanzenwelt können sich auch wärmeliebhabende Menschen nun langsam auf den Frühling freuen. Denn es kommt wieder mehr Schwung in die Wetterküche. Zwar bläst Hoch "Hartmut" auf seiner Ostseite weiterhin kalte und trockene Luft aus dem Osten Europas ins Land, aber über der Iberischen Halbinsel hat sich ein starker Gegenpart ausgebildet. Dort zieht Tief " Ulrike" ihre Kreise. Auf der Ostflanke führt sie dabei milder Luft aus dem Mittelmeerraum nach Norden. Zwar hat es diese Luft zunächst sehr schwer auch im deutschen Raum Fuß zu fassen und die schwere und träge kalte Luft auszuräumen. Dennoch steigen die Temperaturen nun allmählich wieder an. Schon am heutigen ersten Tag des meteorologischen Frühlings taut Deutschland zumindest regional etwas auf und kann so vor allem entlang des Rheins und der Mosel sowie an Teilen von Main und Neckar dem Dauerfrost entfliehen. In den nächsten Tagen werden sich die Gebiete mit positiven Höchstwerten weiter ausdehnen, am Oberrhein und an den Alpen stehen lokal sogar wieder zweistellige Werte in Aussicht. Nachts bleibt es aber mit Ausnahme einiger Regionen im Südwesten noch einige Tage bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt frostig.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.03.2018

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