Der Spätwinter oder auch: Die "Russenpeitsche" hat Verspätung!

Eigentlich sollte das Thema des Tages vom heutigen Samstag von der im Laufe der vergangenen Jahre laschen Russenpeitsche berichten. Die derzeit vorhergesagten Dauerfrosttage und tiefen nächtlichen Minima lassen aber die Singularität Spätwinter doch noch eintreten. Über die Ursachen des Spätwinters und seine Folgen ist in den letzten Tagen in den Medien viel berichtet worden.
Kurz gesagt: Die Wetterlage wird von einem nord-/osteuropäischen oder gar sibirischen Hoch bestimmt, auf dessen Südseite arktische Kaltluft über das teils schneebedeckte osteuropäische Festland nach Deutschland geführt wird.
Während kalte Luft aus dem Nordwesten über dem Osttalantik vom Wasser angewärmt wird, ist das bei der kontinentalen Kaltluft nicht der Fall.
Die "kleine" Ostsee kann die eiskalten Temperaturen nicht signifikant erwärmen, sondern bewirkt, solange sie nicht zugefroren ist, nur Schneefälle im Nordosten.

In der Landwirtschaft kann es bei diesem Kahlfrost, bei dem die schützende Schneedecke fehlt, Schäden bei aufgelaufenem Wintergetreide geben. Ansonsten gehört das offensichtlich zu einem normalen Winter, da weitere Schäden in der mit tausenden von Jahren erfahrenen Natur nicht zu erwarten sind.

Das Phänomen Spätwinter war früher Mitte Februar eine Singularität, ein Witterungsregelfall, auf den man sich "verlassen" konnte. Das können wir an der angehängten Grafik (siehe
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/2/24.html) ersehen, die wir in ähnlicher Form für den gesamten Winter hier schon häufiger vorgestellt haben
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/1/20.html). In der heutigen Darstellung der Mitteltemperaturen trennen wir aber die Zeit vor und ab der deutlichen Klimaerwärmung in Mitteleuropa, die zufällig genau zum Ende der Klimanormalperiode (1961-1990) in die meteorologischen Messwerte einging.

Dass mit dem Spätwinter eine Änderung eingetreten ist, ist nicht zu übersehen.
Während der letzten Klimanormalperiode war es Mitte Februar erheblich kälter als im Rest des Monats und der (lineare) Temperaturtrend der Mittelwerte verlief im Monat Februar sogar nach unten. In den 27 Jahren seit 1991 wird Mitte Februar nur der einsetzende Temperaturanstieg durch eine Temperaturkonstanz unterbrochen. Daher geht der Trend, wie eigentlich durch den deutlich steigenden Sonnenstand zu erwarten, nach oben
(Die gleichen Untersuchungen von Maxima und Minima unterscheiden sich nur dadurch, dass auch die Maxima der Periode 1961-1990 trotz des Einbruchs Mitte Februar einen geringen positiven linearen Trend hatten).

Und nun erwarten wir den Spätwinter mit dem deutschlandweiten Minimum der Temperaturen am Mittwoch, also knapp zwei Wochen verspätet gegenüber der "alten" Singularität. Die aktuelle Kältewelle entspricht als Singularität eher dem zweiten Spätwinter, die sich aber erst ergibt, wenn man alle Werte seit 1881 zusammenfasst.*

Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.02.2018

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