Der Frühling streckt seine Fühler aus


Am gestrigen Montag konnte in der Osthälfte mit einer südöstlichen Strömung Deutschlands noch kalte Festlandsluft erfolgreich gegen den Ansturm des Frühlings ankämpfen. Dieser hatte sich am Oberrhein mit einer westlichen bis südwestlichen Strömung bereits mit Temperaturen im zweistelligen Bereich durchgesetzt. Den Übergangsbereich der beiden Luftmassen kennzeichnete ein Gebiet mit leichten Niederschlägen, die im Osten als Schnee, nach Süden und Westen zunehmend als Regen und Sprühregen fielen, vorübergehend sogar mit Glatteisbildung. Mittlerweile hat die Kaltluft auch in der Osthälfte den Kampf gegen die vordringende subtropische Warmluft weitgehend verloren, sodass sich die milderen Luftmassen über fast ganz Deutschland ausbreiten konnten. Lediglich im äußersten Nordosten bleiben die heutigen Tageshöchsttemperaturen mit Werten nur wenig über dem Gefrierpunkt noch eher winterlich.

Der morgige Mittwoch stellt den Höhepunkt des "Winterfrühlings" dar. Mit Ausnahme der Osthälfte Bayerns klettern zum ersten Mal in diesem noch jungen Jahr die Temperaturen in tiefen und mittleren Lagen verbreitet auf zweistellige Werte. Entlang des Rheins werden sogar knapp 15 Grad erreicht. Mit Sonnenunterstützung sind am Oberrhein sogar Temperaturen bis 17 Grad denkbar (siehe linke Grafik auf www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/1/23.html). Milde Temperaturen über 10 Grad sind zwar im Januar nicht allzu selten, steigen die Temperaturen jedoch auf Werte um oder gar über 15 Grad, ist dies durchaus ungewöhnlich. Mit diesen Temperaturen kommen wir nahe an die Rekordwerte für die dritte Januardekade (21. bis 31. Januar) heran. Dass zu dieser Jahreszeit in Mitteleuropa nicht noch deutlich höhere Temperaturen möglich sind, hat verschiedene Ursachen, was von einer Auswahl bisheriger historischer Höchstwerte untermauert wird: So liegen die Dekadenrekorde entlang des Rheins beispielsweise bei 14,9 Grad am Flughafen Köln/Bonn (30.01.2013), bei 15,6 Grad in Karlsruhe (30.01.2002) oder bei 16,5 Grad in Freiburg im Breisgau (27.01.1983). Noch höhere Temperaturen wurden nur in Regionen mit Alpenföhn erreicht. Ob für oben genannte oder andere Wetterstationen Rekorde geknackt werden, kann erst am Mittwochabend abschließend beantwortet werden.

Während aktuell am Himmel in vielen Gebieten noch die Wolken dominieren und nur im Süden Deutschlands gebietsweise für längere Zeit die Sonne zum Vorschein kommen kann, zeigt sich morgen vor allem im Süden und in der Mitte Deutschlands die Sonne verbreiteter. Im Süden Baden Württembergs und Bayerns wird es sogar richtig sonnig.

Durch das frühlingshafte Wetter erwacht auch die Vegetation aus ihrem Winterschlaf, was manchen Pollenallergikern weniger Freude bereitet. Vor allem Haselpollen befinden sich schon recht zahlreich in der Luft: In vielen Gebieten herrscht morgen bereits eine mittlere Pollenbelastung (siehe rechte Grafik). Nur in einigen Mittelgebirgslagen und im Norden bleiben Allergiker von den Pollen vorerst noch verschont. Selbst die Erlen beginnen vor allem im Westen schon zu blühen, sodass auch für Erlenpollen die Saison bereits angefangen hat. Insbesondere am Oberrhein wird eine mittlere Pollenbelastung erwartet. Aktuelle Informationen zum Pollenflug finden Sie übrigens unter www.dwd.de/pollenflug.

Um zu sehen, dass in dieser Jahreszeit auch ganz andere Temperaturen möglich sind, müssen wir nur auf das letzte Jahr zurückblicken. Genau vor einem Jahr herrschten in der Südhälfte Deutschlands eisige Nachttemperaturen von -10 bis -20 Grad, selbst tagsüber wurden dort vielfach nur Höchstwerte von -5 bis -10 Grad gemessen. Damit war es teilweise mehr als 20 Grad kälter als aktuell.

Winterfans müssen die Flinte aber noch nicht in Korn werfen, schließlich steht uns noch fast der halbe Winter bevor. Kaltlufteinbrüche mit Schneefall bis in tiefe Lagen sind noch bis weit in den März hinein nicht ungewöhnlich. Der Höhepunkt der aktuellen frühlingshaften Witterungsperiode ist am Donnerstag aber schon wieder überschritten. Zwar werden nochmals verbreitet Temperaturen um oder gar über 10 Grad erreicht, jedoch nähert sich aus Nordwesten schon wieder ein Frontensystem mit neuen Niederschlägen und zurückgehenden Temperaturen bis zum Wochenende. Ein Wintereinbruch ist im Flachland momentan aber nicht abzusehen. Winterliebhaber müssen also noch ein wenig Geduld haben.

Dipl.-Met. Dr. Markus Übel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.01.2018

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