Hochwasser, Vorhersage und Vorsorge

Bis heute Morgen galt eine Unwetterwarnung wegen starker Schneeschmelze und Regen im Bereich vom Schwarzwald. Dabei stiegen die Pegel vereinzelt in einen Bereich, der nur etwa alle zwei Jahre erreicht wird.
Zur Vorsorge werden von den Hochwasserzentralen
Wasserstandvorhersagemodelle
gerechnet, in denen u.a. die dutzende von Modellergebnissen verschiedener Wetterdienste eingehen. Die entsprechende Vorhersagen werden z.B. als Pegelprognosen veröffentlicht. Dass trotzdem die Summe aus Regen und Schmelzwasser nicht zwingend der Vorhersage entspricht, liegt an der noch immer schwierigen Prognose der dazu notwendigen Parameter. Mit der Genauigkeit der vorhergesagten Niederschlagsmenge und Schneefallgrenze beschäftigten sich schon mehrere Themen des Tages, zuletzt zum Schnee im Detail am 27. und 31.10.2017. Genauso problematisch ist die Berechnung der Menge des schmelzenden Schnees, denn der hat insbesondere bei windschwachem Wetter sein Eigenklima, der die vom üblichen 2m-Temperaturniveau zu erwartende Schmelzwassermenge deutlich reduziert.
Bei Schneeschmelzen ist die Vorsorge noch relativ problemlos, denn das Wasser fließt selbst im Rahmen einer Unwetterwarnung vorhersehbar in den seit Generationen bekannten Überschwemmungsgebieten ab. Die Bevölkerung kann also Vorkehrungen treffen, um dem langsamen, aber trotzdem auch deutlichen Anstieg der Pegel mit Maßnahmen zu begegnen.
In diesen Regionen sollte man wassergefährdete (elektronische Geräte) oder gefährdende Güter (Öltanks) nicht in Kellern lagern oder diese besonders absichern. Auch Rückstauklappen vermeiden Schäden durch eindringendes Wasser.

Wesentlich problematischer ist Vorsorge im Falle von Sturzfluten (Jahrhundertregen), wie sie am 29. Mai 2016 als Extrembeispiel über große Teile Braunsbachs bei Heilbronn in Baden-Württemberg hinwegschwemmten.
Gegen diese rapide Entwicklungen ist Schutz wesentlich schwieriger und aufwendiger, zudem sie jeden Ort treffen können, also auch solche ohne Hochwassererfahrung.
Aber auch für solche Orte lassen sich heute Abflussvorhersagen berechnen, deren Ergebnisse nicht einfach lauten, dass es in den am tiefsten gelegenen Ortsteilen Überschwemmungen gibt. Diese Modelle benutzen vielmehr z.B. in Baden-Württemberg Karten in einer Auflösung von einem(!) Quadratmeter mit den jeweiligen
Oberflächeneigenschaften. Dazu kennt man nahezu
quadratzentimetergenau die künstlichen und natürlichen Abflussmöglichkeiten. Dadurch lässt sich für jeden Punkt, also auch selbst für einen am Berghang liegenden Parkplatz, der von einer Schutzmauer umgeben ist, die Überschwemmungsgefährdung unter Berücksichtigung der Niederschlagsmenge berechnen. Somit können die entsprechenden Maßnahmen schnell und vor allem genau an den vorher definierten wichtigsten Orten in Bezug auf Gefährdung und Schadenspotenzial gezielt durchgeführt werden.
Die Bevölkerung kann sich natürlich gegen solche Extremereignisse weniger gut wappnen. Zumindest sollte man aber einen Notfallplan im Kopf und die wichtigsten Dinge wie z.B. Ausweise in Reichweite haben, denn jede Minute zählt.

Wesentlich ausführlichere Informationen erhalten Sie von den landeseigenen Hochwasserzentralen. Ihre Suche sollten Sie mit www.hochwasserzentralen.de beginnen.


Zum Schluss wünschen wir Ihnen aus Offenbach einen "Guten Rutsch? und ein Jahr 2018, in dem Ihre Wünsche in Erfüllung gehen.

Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 31.12.2017

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