Blitz und Donner an Fronleichnam

Für den gestrigen Donnerstag wurden wieder Gewitter angekündigt, teilweise sogar mit Unwetterpotenzial. War das mal wieder nur Panikmache, wie ein Leser aus der Lausitz schrieb?

Werfen wir mal einen Blick auf Informationen und meteorologischen Daten:
Entlang der Grenze zu Belgien und Holland lag die Kaltfront des Tiefs Ludger, an der sich die Gewitter entwickelten, die schließlich über den Niederrhein und das Ruhrgebiet ostwärts zogen und gebietsweise kräftige Gewitter, teilweise sogar Unwetter brachten. Das Gewitter, das in Mönchengladbach Keller und Straßen volllaufen ließ, entwickelte sich im 25 km entfernten Heinsberg und "explodierte" dann über dem 9 km südwestlich gelegenen Wegberg. Das bedeutete nur wenig Vorlaufzeit für die dann ausgegebene Unwetterwarnung. Im benachbarten Kerschenbroich ließ das Gewitter in einer Stunde 48 l Wasser pro m² zurück, was gut der Hälfte des Monatssolls im Juni entspricht.
Auch in Gelsenkirchen und Umgebung wurden Keller leergepumpt und umgestürzte Bäume mussten von den Verkehrswegen geräumt werden. Dabei hat es auch die Bahn getroffen. Die Strecken zwischen Gladbeck-Zweckel und Dorsten sowie Bottrop Hbf und Haltern am See wurden gesperrt. Aus dem Bereich allerdings gingen nur Regenmeldungen bis zu 27 l/m² bei uns ein, die Radarauswertungen lassen aber auch Mengen bis zu 35 mm pro Stunde wahrscheinlich erscheinen. Wind im Bereich dieser Gewitter wurde nur bis Stärke 8 (72 km/h) gemessen. Aber auch hier gilt, dass die kräftigsten Böen nicht unbedingt über die Messstationen hinweg gingen. Videoclips im Internet lassen auf 100km/h und mehr schließen.

Glück hatten die Bewohner in Rheinland Pfalz und dem Saarland. Die dicken Unwetter, die sich vor deren Haustür in den westlichen Nachbarländern bildeten, schwächten sich, bevor sie Deutschland erreichten, ab. Nur 20 bis 40 km von der deutschen Grenze entfernt hat es örtlich nahezu ein Monatssoll Regen in einer Stunde gegeben.

Anders war die Lage im Süden Deutschlands. Dort wurden kräftige Wärmegewitter bis in den Unwetterbereich erwartet. Das hat sich lokal auch bestätigt. Unter anderem führte eine sogenannte Multizelle mit etwa 50 km Durchmesser zu etwa 40.000 elektrische Entladungen im Bereich zwischen Baden-Baden, Freiburg und dem Neckar. Mehrere(!) Stationen meldeten über 30 l/m² pro Stunde, ein dort eher gewöhnlicher Wert bei solchen Wetterlagen. Radarmessungen lassen aber auch auf 50 l/m² und mehr schließen.
Das war dann ein Unwetter vom Feinsten.

Wir sehen also, von Panikmache kann keine Rede sein. Nur wird halt zum Glück nicht jeder von den Unwettern getroffen; schon gar nicht Leute in der Lausitz, für die ganztägig Sonnenschein und trockenes Wetter vorhergesagt wurden.

Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.06.2017

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