Es ist Pollenflugzeit!

Die Nase läuft, ständiges Niesen, die Augen jucken ? nein, wir können es nicht leugnen: Es ist Pollenflugzeit! Während sich die anderen an der mit voller Farbenpracht erblühenden Natur erfreuen, leiden wir Allergiker schön abwechselnd, manche mehrfach, viele für längere Zeit mal mehr, mal weniger stark am sog. ?Heuschnupfen?. Zwar handelt es sich dabei nicht um eine Infektionskrankheit, der Name hat aber trotzdem seine Berechtigung. Die Menschen, die an pollenbedingter allergischer Rhinitis leiden, so nennt man den Heuschnupfen im Fachjargon, verspüren mitunter Symptome, die durchaus auch typisch für eine ?klassische? Erkältung sind.

Auslöser der allergischen Reaktion sind die Pollen von Bäumen, Sträuchern, Gräsern und Getreide. Pollen, die man umgangssprachlich auch als Blütenstaub bezeichnet, sind eine mehlartige Masse, die in den Stamina der Pflanzenblüten gebildet wird und aus unzähligen, mikroskopisch kleinen Pollenkörnern besteht. Die Pollenkörner werden durch Wind, durch Wasser und verschiedene Tiere verbreitet. Diese auf vielfältige Weise stattfindende Verbreitung nennt man Pollenflug, ein unerlässlicher Vorgang für die Bestäubung vieler Pflanzen auf der Erde.

So viel zu den trocken-wissenschaftlichen und positiven Aspekten des Pollenflugs. Doch warum löst der Pollenflug bei nunmehr etwa einem Fünftel der Bevölkerung (Tendenz stark steigend!) diese unerfreuliche Nebenwirkung in Form des Heuschnupfens aus? Nun, vereinfacht ausgedrückt handelt es sich bei der Pollenallergie um die Folge eines ?Irrtums? des Immunsystems. Es erkennt die mit der Schleimhaut der Nase und Augen in Kontakt kommenden, eigentlich harmlosen Pollenkörner fälschlicher Weise als ?Angreifer? und löst schließlich die Ausschüttung von Botenstoffen aus. Fließschnupfen, verstopfte Nase, Niesattacken, Juckreiz, Tränenfluss sind noch die ?harmloseren? Resultate, Asthma, Atemnot, Schlafstörungen und Kreuzallergien einige der schwerwiegenderen.

Nicht jeder Betroffene reagiert auf jede Pollenart allergisch ? Gott sei Dank möchte man fast sagen. So beschränkt oder konzentriert sich die Leidenszeit auf die Blütezeit der entsprechenden pollenproduzierenden Pflanze. Den klimatologischen Pollenflugkalender mit den jeweiligen mittleren Blütezeiten finden Sie auf http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/4/9.html. Da der Vegetationsbeginn stark witterungsabhängig ist, ergeben sich allerdings jedes Jahr mehr oder weniger starke Abweichungen von den im Pollenflugkalender angegebenen mittleren Blütezeiten. Dabei beobachtet man als Folge des immer wärmeren Klimas in den letzten Jahrzehnten tendenziell einen immer früheren Beginn des Pollenfluges.


Nicht nur die Witterung über mehrere Wochen und Monate und der damit verbundene Vegetationsbeginn ist für die Pollenflugvorhersage entscheidend, sondern auch das Wetter an den einzelnen Tagen. So bedeutet beispielsweise trocken-warmes und vielleicht sogar leicht windiges Wetter perfekte Flugbedingungen für Pollen. Bei steigender Feuchtigkeit dagegen erhöht sich das Gewicht der Pollen und ihre Flugfähigkeit verschlechtert sich. Niederschläge können bereits in der Luft befindliche Pollen wieder auswaschen, ihren Flug also abrupt enden lassen ? ein Grund, drohendem ?Schlechtwetter? etwas Gutes abzugewinnen.

Vorsorge ist besser als Nachsorge: Um die Allergiker rechtzeitig informieren und warnen zu können, erstellt der Deutsche Wetterdienst in Zusammenarbeit mit der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst eine Vorhersage des Pollenflug-Gefahrenindex für die wichtigsten Pollenarten. Diese finden Sie im Internet auf http://www.dwd.de/DE/leistungen/gefahrenindizespollen/gefahrenindexpo llen.html oder in der kostenlosen Pollenflug-App des DWD: http://www.dwd.de/DE/leistungen/pollen/pollenapp.html. Während Hasel und Erle bereits verblüht sind, steht zurzeit die Birke mit ihren Pollen voll im Fokus. Der Wetterbericht für die kommende Woche dürfte da Balsam für die Allergikerseele sein: Es wird nämlich feuchter und deutlich kühler!*

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.04.2017

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