Die teure Kälte

Wer derzeit im Supermarkt am Gemüseregal steht, traut vermutlich seinen Augen kaum: Die Preise von Salat und einigen Gemüsesorten sind momentan teilweise um 300% teurer als üblich.

Der Grund dafür liegt nicht in der steigenden Zahl von Vegetariern - nein, schuld daran ist (mal wieder) das Wetter. Das meiste Gemüse, das derzeit in Deutschland verkauft wird, stammt aus Spanien, Italien, Frankreich und Griechenland. Dort haben in den vergangenen Wochen starke Überschwemmungen und Hagel große Teile der Ernte zerstört. Der außergewöhnlich strenge Winter in Südeuropa tat darüber hinaus sein Übriges: Unter der Last von Schnee und Eis brachen die Plastiktunnel zusammen, die das Gemüse vor Kälte schützen sollten.

Verursacher für diese Wetterkapriolen waren zahlreiche Tiefdruckgebiete, die den Mittelmeerraum auf ihrem Weg um mehrere blockierende Hochdruckgebiete über Nord- und Mitteleuropa seit Ende letzten Jahres heimsuchten. Während im Norden Spaniens z.B. am 10. Januar verbreitet über 50 Liter Regen pro Quadratmeter, in einigen "Messtöpfen" sogar über 100 Liter aufgefangen wurden, kamen in Mittelitalien Anfang Januar mancherorts innerhalb weniger Stunden zwei bis drei Meter Schnee zusammen.

Dass der Januar nicht nur bei uns in Deutschland, sondern eben auch bei unseren südlichen Nachbarn deutlich kälter als durchschnittlich (verglichen zum langjährigen Mittel 1961-1990) war, ist auch in der beigefügten Grafik (linkes Bild) zu sehen. Einzelne extreme Niederschlagsereignisse kommen in solchen Anomaliedarstellungen zwar nicht zum Ausdruck, dennoch ist im rechten Bild zu erkennen, dass in einigen Regionen Mittel- und Süditaliens, Ostspaniens und auf den Mittelmeerinseln im ersten Monat diesen Jahres deutlich mehr Niederschlag fiel als üblich.

Durch den großen Verlust der Ernte sind seit einigen Wochen die Preise für viele Gemüsesorten also explosionsartig in die Höhe gestiegen. Betroffen sind vor allem Eisbergsalat, Gurken, Zucchini und Paprika, sie sind teils doppelt bis drei Mal so teuer wie im Vorjahr - wenn man sie überhaupt noch zu kaufen bekommt. In England rationieren Supermarktketten den Salat sogar schon, nur drei Köpfe darf ein Kunde noch mitnehmen. Wer in Deutschland vor einem Jahr noch 70 Cent für einen Kopf Salat bezahlte, muss momentan in vielen Supermärkten zwei Euro dafür auf den Tisch legen. Auf dem Frankfurter Großmarkt wird nun bereits Eisbergsalat aus den USA und Kanada angeboten. Weil das Angebot so knapp ist, lohnt sich sogar der Import per Flugzeug.

Manche Experten befürchten, dass die hohen Preise noch Monate anhalten werden, weil die Unwetter in Südeuropa auch junge Triebe zerstört und neue Aussaat verhindert haben. Aber bald beginnt auch wieder die eigene heimische Ernte. Und bis dahin könnte ja auch mal wieder die gute deutsche Hausmannskost statt mediterranen Gemüsegerichten auf den Tisch kommen...

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.02.2017

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