Nasskalter Jahreswechsel in Südosteuropa

Während man hierzulande weiter auf den Winter warten muss, so ist es doch zumindest in Teilen Europas recht winterlich. Dabei sticht besonders der Südosten des Kontinents ins Auge. Die Konstellation der Großwetterlage zeigt am heutigen Mittwochmorgen ein umfangreiches Tief über Westrussland, dessen Einfluss bis zum Schwarzen Meer reicht. Als "Gegenspieler" fungiert ein Hoch über Westeuropa. Dazwischen hat sich eine stramme nördliche Strömung eingestellt, womit Kaltluft polaren Ursprungs aus der Barentssee angezapft und ohne Umwege über das Baltikum bis zur Ägäis und dem Marmarameer transportiert werden kann (siehe Grafik oben). Da die Luftmasse auf diesem immerhin rund 3000 Kilometer langen Weg über vielfach schneebedeckte Oberflächen streicht, hält sich deren Umwandlung hin zu einer wärmeren Luftmasse in Grenzen.

Beim Auftreffen der frostigen Luft auf die vergleichsweise warmen Wassertemperaturen von immerhin noch 13 bis 18 Grad zwischen Adria, Ägäis und Zypern sowie einer günstigen Höhenströmung kann sich dabei aktuell im Raum Kreta ein Tief entwickeln. Dieses wird sich in den kommenden Stunden weiter vertiefen, nordostwärts ziehen und sich für die letzten Tage des Jahres 2016 über dem westlichen Teil des Schwarzen Meeres einnisten. Dadurch hält nicht nur der Zustrom der ehemals polaren Kaltluft an, auch der Wind legt ordentlich zu, sodass insbesondere am morgigen Donnerstag (29.12.2016) verbreitet mit Sturmböen um 80 km/h (Bft 9), exponiert in freien Küstenlagen auch mit orkanartigen Böen um 110 km/h (Bft 11) gerechnet werden muss. Aufs Wasser sollte man sich also definitiv nicht begeben.

Auch in den Metropolen wird die Silvesternacht nasskalt "über die Bühne gehen". In Istanbul sind bei Temperaturen nur wenig über dem Gefrierpunkt einzelne Schneeschauer möglich. Im Vorfeld kann es zeitweise auch richtig weiß werden. Selbst in der griechischen Hauptstadt Athen sind zeitweise nasse Flocken möglich, im Landesinneren wird es in den Hochlagen bei Dauerfrost sogar richtig winterlich (siehe Grafik unten).

Derweil müssen sich die Winterfans hierzulande weiter in Geduld üben. Immerhin bekommen die Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge aktuell ein dünnes weißes "Häubchen". In den kommenden Tagen stellt sich unter Hochdruckeinfluss wieder sonniges und recht mildes Wetter auf den Bergen und teils nebliges Wetter im Flachland ein. Während es an der See weitgehend frostfrei bleibt, kann es in exponierten Tallagen Süddeutschlands teils strengen Frost um minus 10 Grad geben. Zum Neujahrstag kündigt sich eine Umstellung der Großwetterlage hin zu nasskaltem Wetter mit Schneeoptionen bis in tiefe Lagen an. Es wird also spannend!

Übrigens: "Des einen Leid, des anderen Freud". Spätestens dann findet das winterliche Intermezzo in Südosteuropa sein Ende, sodass das Thermometer bei zeitweiligem Sonnenschein in Istanbul wieder auf 10 Grad und in Athen 15 Grad ansteigt.

Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.12.2016

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