"Winkelförmige Westwetterlage"

Der Jahresverlauf der Witterung in Mitteleuropa besteht aus einer Folge typischer Wettersituationen, den "Großwetterlagen". Diese ergeben sich durch weiträumige Luftdruckverteilungen und die daraus resultierenden Strömungsmuster, in Bodennähe sowie auch in den darüber liegenden Luftschichten.

Das Wetter selbst wird außerdem durch die Eigenschaften der in die Zirkulation einbezogenen Luftmassen dominiert. Es kann während der Andauer einer Großwetterlage an einzelnen Orten innerhalb des betrachteten Gebietes durchaus wechseln, der allgemeine Witterungscharakter bleibt jedoch erhalten.

In diesen Tagen dominiert eine sogenannte winkelförmige Westlage (wissenschaftliche Abkürzung Ww) das Wettergeschehen im nordatlantisch-europäischen Raum. Diese Zirkulationsform ist zunächst weitgehend zonal, d.h. parallel zu den Breitenkreisen ausgeprägt. Zwischen einer Tiefdruckzone über Nordwesteuropa und hohem Luftdruck bzw. Geopotential weiter südlich verläuft in der mittleren Troposphäre über Westeuropa eine mehr oder weniger mäandrierende, westliche Höhenströmung.

Weiter östlich, in unserem Falle über Nord- und Mittelrussland, liegt ein blockierendes Hochdruckgebiet. Folglich wird die Frontalzone, und damit auch die Strömung über Ostmittel- und Osteuropa nach Norden abgelenkt. Westwetterlagen im Allgemeinen, so auch winkelförmige Westlagen, sind typisch für das Klima Mitteleuropas. Sie treten allerdings im Sommer seltener auf, am häufigsten findet man sie im langjährigen statistischen Mittel von November bis Januar.

Winkelförmige Westlagen bringen vor allem in Norddeutschland unbeständiges Wetter mit Niederschlägen, denn die vom Atlantik herangeführten Luftmassen sind feucht und bewirken im Sommer Abkühlung, im Winter Milderung des Temperaturregimes. In den vom blockierenden Hochdruckgebiet im Osten beherrschten Regionen dagegen tritt ein kontinentaler Wettercharakter zu Tage, also Hitze im Sommer und Kälte im Winter.

Unten finden Sie eine vom heutigen 00:00-UTC-Lauf des Vorhersagemodells des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage (EZMW in Reading, England) berechnete Prognose der geopotentiellen Höhe der 500-hPa- sowie der 850-hPa-Hauptdruckfläche für Montag, den 22.08.2016, 12:00 UTC. Das 500-hPa-Niveau (obere Abbildung) repräsentiert die mittlere Atmosphäre, in der 850-hPa-Fläche (untere Abbildung) zeigt sich die Struktur der unteren Atmosphäre.

Der z.Z. noch über Westeuropa liegende Geopotentialrücken (obere Abbildung) verlagert sich allmählich nach Mitteleuropa, die eingeflossene Meeresluft kann sich etwa ab Dienstag unter Hochdruckeinfluss kräftig erwärmen und wir können uns in Deutschland auf ein letztes hochsommerliches Intermezzo mit vielerorts freibadtauglichen Tageshöchsttemperaturen freuen.


Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.08.2016

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