Von wegen Hundstage - Sommer erst mal wieder auf Talfahrt

Im gestrigen Thema des Tages vom 10.07.2016 wurde an dieser Stelle über die sogenannten "Hundstage" berichtet, die traditionell die heißesten Tage des Jahres sein sollen - die Betonung liegt auf dem Wörtchen "sollen". Dass die Natur mitunter ganz andere Pläne verfolgt, wird uns im Laufe der heute beginnenden Woche einmal mehr eindrucksvoll vor Augen geführt.

Über das Wochenende konnten sich die Anhänger hochsommerlicher Witterung insbesondere im Süden ja eigentlich nicht beklagen. Dort zeigte sich vermehrt die Sonne und vor allem am Sonntag ging es auch temperaturmäßig in die Vollen mit über 30°C, örtlich bis zu 34°C. Der Norden kam diesbezüglich nicht ganz so gut weg, wobei der Begriff "gut" freilich relativ ist. Manch einer wird sogar froh gewesen sein, dass es nicht ganz so heiß geworden ist und zeitweise auch dichtere Wolken am Himmel entlangzogen. Wie auch immer, eine Konstante des diesjährigen Sommers ist seine Unbeständigkeit, und so wundert es uns gar nicht, dass es nun erst mal wieder in die andere Richtung geht.


Bereits am heutigen Montag überquert uns eine erste Kaltfront von Nordwest nach Südost, die zu dem von Schottland gen Norwegen ziehenden Tief TIBA gehört. Nun stellt diese Kaltfront nicht gerade ein Musterexemplar seiner Zunft dar, so dass ihre Passage in weiten Teilen des Landes eher piano ohne nennenswerten Regen oder sonst irgendwelches Tamtam erfolgt bzw. schon erfolgt ist. Auch die rückseitig einfließende maritime Luftmasse ist eher moderat und durchaus sommerlich temperiert mit 20 (Nordseeumfeld) bis 27°C.


Im Süden und Osten allerdings, wo es zuvor noch mal 28 bis 33°C heiß wird, geht der Luftmassenaustausch nicht so geräuschlos über die Bühne. Wie so oft, wenn energiereiche Subtropikluft durch nur noch mäßig warme Atlantikluft ersetzt wird, kommt es in dieser Jahreszeit zu kräftigen Gewitter mit Unwettergefahr. Die größte Wahrscheinlichkeit für Unwetter gibt es südlich einer Linie Schwarzwald - Oberpfälzer Wald sowie zwischen dem südlichen Brandenburg und dem Erzgebirge. Dort entwickeln sich in der zweiten Tageshälfte einzelne Gewitter, die mit Starkregen, größerem Hagel und (schweren) Sturmböen einhergehen können.

Wenn die Gewitter überstanden sind, was im Laufe der Nacht zum Dienstag der Fall sein wird, geht es für Teile Süddeutschlands nahtlos weiter in die nächste Unwetterlage. Besagte Kaltfront, von anfänglicher Lustlosigkeit mittlerweile auf Aktivmodus geschaltet, überquert nämlich nicht die Alpen, sondern wird im Süden nahezu stationär. Gemeinsam mit den Resten der dort noch lagernden feuchten Subtropikluft kommt es ab der Nacht zum Dienstag bis in den Mittwoch hinein zu länger andauernden und schauerartig verstärkten Regenfällen, in die auch noch das eine oder andere Gewitter eingelagert sein kann. Am ergiebigsten wird der Regen voraussichtlich in einem von Hochrhein und Bodensee bis zum Bayerischen Wald reichenden Korridor ausfallen, der bis hinunter zu den Alpen reicht. Dort sind innerhalb von 24 bis 36 Stunden 40 bis 80 Liter Regen pro Quadratmeter (l/qm), vereinzelt vielleicht sogar 100 l/qm möglich. Es wurden bereits Vorabinformationen vor ergiebigem Regen herausgegeben, die entsprechenden Akutwarnungen folgen im Tagesverlauf (siehe auch www.dwd.de).

Und was passiert in den übrigen Landesteilen? Zwischen einer sich über Skandinavien einnistenden Tiefdruckzone (anfangs geprägt durch TIBA, bevor später noch ein paar andere, derzeit noch namenlose Spießgesellen dazukommen) und einem sich über Westeuropa etablierenden Hoch (z.Zt. ebenfalls noch namenlos) werden sukzessive maritime Luftmassen aus polaren Breiten nach Deutschland gesteuert. Folgerichtig gehen die Temperaturen Tag für Tag nach unten. Sind es am Dienstag noch 20 bis 27°C (bei Dauerregen im Süden kühler), werden am Mittwoch nur noch 16 bis 24° und am Donnerstag gar nur noch 16 bis 21°C erreicht, bevor es am Freitag wieder einen leichten Trend nach oben gibt. Die beigefügte Grafik zeigt den Temperaturverlauf am Beispiel von München.

Damit der klassische mitteleuropäische Sommer in dieser Woche so richtig bedient wird, kommen zu der Abkühlung reichlich Wolken, häufige Schauer und auch immer mal wieder kurze Gewitter sowie ein mitunter böiger West-Nordwestwind dazu. Die Sonnenbrandgefahr hält sich bei solchen Rahmenbedingungen naturgemäß in Grenzen. Das könnte sich am nächsten Wochenende aber schon wieder ändern, wenn hoher Luftdruck und deutlich wärmere Luft bei uns Einzug halten - wahrscheinlich aber wieder nur für zwei, drei Tage...

Dipl.-Met. Jens Hoffmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.07.2016

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