Hoch Nordmeer-Island, überwiegend zyklonal

Der Jahresverlauf der Witterung in Mitteleuropa besteht aus einer Folge typischer Wettersituationen, den "Großwetterlagen". Diese ergeben sich aus weiträumigen Luftdruckverteilungen und den daraus resultierenden Strömungsmustern in Bodennähe, sowie auch in den darüber liegenden Luftschichten.

Das Wetter selbst wird außerdem durch die Eigenschaften der in die Zirkulation einbezogenen Luftmassen dominiert. Es kann während der Andauer einer Großwetterlage an einzelnen Orten innerhalb des betrachteten Gebietes durchaus wechseln, der allgemeine Witterungscharakter bleibt jedoch erhalten.

Am heutigen Donnerstag befindet sich Mitteleuropa an der Ostflanke einer Hochdruckzone, die sich von Westeuropa über Island bis nach Grönland erstreckt. Die derzeitige Großwetterlage kann man als "Hoch Nordmeer-Island" klassifizieren.

Allerdings schwindet der Zwischenhocheinfluss in Mitteleuropa und am morgigen Freitag überquert uns eine weitere Kaltfront des Tiefdruckgebietes GISELA II über Finnland und dem Baltikum. Daher wird noch das Attribut "zyklonal" hinzufügt, das für "tiefdruckbeeinflusst" steht. Die korrekte Bezeichnung lautet also "Hoch Nordmeer-Island, überwiegend zyklonal" (wiss. Abkürzung HNz).

HNz zählt zu den gemischten Zirkulationsformen, d.h. die zonale, also in West-Ost-Richtung verlaufende Strömungskomponente und der in Nord-Süd-Richtung orientierte, meridionale Anteil, sind etwa in derselben Größenordnung. Zur visuellen Unterstützung des eben Erläuterten sei auf die im Internetangebot des Deutschen Wetterdienstes angebotenen Boden- und Höhenwetterkarten verwiesen.

Im Zusammenspiel zwischen dem Hochdruckgebiet über dem Nordmeer und tiefem Luftdruck über dem Ostseeraum wird seit gestrigem Mittwoch mit nördlicher Strömung polare Meeresluft nach Deutschland geführt. Dabei wurde die zuvor wetterwirksame feucht-warme "Gewitterluft" bereits weitgehend nach Süden abgedrängt.

In diesem Zusammenhang kam es am Mittwoch und in der vergangenen Nacht erneut verbreitet zu teils gewittrigen und gebietsweise unwetterartigen Niederschlägen, die sich am Alpenrand in Form von Dauerregen noch bis heute Abend fortsetzen.

Unten finden Sie eine Karte Süddeutschlands mit den auf ganze mm (= L/m²) gerundeten, innerhalb von vierundzwanzig Stunden bis heute früh, 09.06.2016, 06:00 Uhr UTC, gefallenen Niederschlagsmengen.


Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.06.2016

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