Von Starkregen und Fußball

Tief ELVIRA und Tief FRIEDERIKE waren in den zehn Tagen die Verantwortlichen für die tägliche Portion Gewitter, die vor allem in den Nachmittags- und Abendstunden mit unwetterartigen Begleiterscheinungen auftraten. Neben teils extrem heftigem Starkregen, der sich durch das wiederholte Aufziehen mehrerer Gewitterzellen zu hohen Regenmengen aufsummierte, brachten einige Gewitter größeren Hagel und führten dabei teilweise zur Ausbildung einer kniehohen Hagelschicht am Boden. Aber auch einige Tornados und Trichterwolken ließen sich beobachten.

Die deutsche Fußballnationalmannschaft bekam ebenfalls die Auswirkungen dieser Gewitterlage beim Testspiel gegen die Slowakei am Sonntag, den 29.05., in Augsburg zu spüren. Pünktlich zur Halbzeit brachen unwetterartige Gewitter mit Hagel und Starkregen über sie ein, sodass die Partie kurz vor dem Abbruch stand. Nach einer zwangsweise verlängerten Halbzeitpause ging es jedoch für die DFB-Elf weiter, auch wenn die zweite Halbzeit eher einer Wasserschlacht glich.

Nun steht die Fußballeuropameisterschaft in Frankreich bevor und für Fußballer und Fans bleibt nur zu hoffen, dass sich die Wetterkapriolen von Augsburg nicht wiederholen. Immerhin gab es bei vergangenen Europameisterschaften bereits ähnliche Szenen. Bei der letzten EM im Jahr 2012 musste das Vorrundenspiel des französischen Teams gegen den Co-Gastgeber Ukraine in der Donbass Arena in Donezk bereits in der 5. Minute wegen eines Gewitters mit heftigem Starkregen für fast eine Stunde unterbrochen werden.

Auch 2008 traten bei der EM in Österreich und der Schweiz in Wien Unwetter auf. Bereits das erste Halbfinale zwischen Deutschland und der Türkei wurde davon beeinflusst. Aufgrund von Stromschwankungen kam es bei der weltweiten Fernsehübertragung zu zwei Unterbrechungen, das ZDF sendete für kurze Zeit lediglich einen Livekommentar per Telefon ins Studio. Zudem musste die dortige Fanmeile mit rund 25000 Fans wegen heftigen Starkregens und Böen bis in den Orkanbereich geräumt werden. Selbst das Wiener Pressezentrum musste in der Unwetternacht evakuiert werden. Auch das zweite Halbfinale am darauffolgenden Tag zwischen Russland und Spanien begann bei Gewittern und strömendem Regen sowie schlechten Platzverhältnissen.

Unvergessen bleibt aber die "Wasserschlacht von Frankfurt" bei der Weltmeisterschaft in Deutschland aus dem Jahr 1974, als das WM-Finale für die polnische Mannschaft zum Greifen nahe schien. Bereits vor dem Spiel gegen das deutsche Team setzte ein Wolkenbruch das Spielfeld im Frankfurter Waldstadion unter Wasser und sorgte für eigentlich unbespielbare Platzverhältnisse. Mit Walzen und Pumpen versuchte die Feuerwehr vergebens, das Feld von den riesigen Pfützen zu befreien. Das Spiel fand trotzdem statt, Deutschland gewann am Ende mit 1:0 durch ein Tor von Gerd Müller und konnte durch einen Sieg über die Niederlande im Finale den zweiten Weltmeistertitel feiern.

Und wie schaut es in diesem Jahr wettertechnisch für den Start der EM aus? Nachdem auch Frankreich zurzeit von teils kräftigen Gewittern heimgesucht wird, sorgt ein schwacher Zwischenhocheinfluss zum Eröffnungsspiel der Equipe Tricolore am kommenden Freitag (10.06.2016) gegen Rumänien im Stade de France in St. Denis, einem nördlichen Vorort von Paris, für trockene Platzverhältnisse und Spielbedingungen. Die Eröffnungszeremonie sowie das erste EM-Spiel können Fußballfreunde bei abendlichen Temperaturen um 22 Grad genießen.

Am darauffolgenden Sonntag, den 12.06., müssen sich dann "Jogis Jungs" zum ersten Mal bei diesem Turnier gegen die Ukraine beweisen. Allerdings sieht die Wetterprognose nach den aktuellen Modellrechnungen keinen sonnigen Tag vor. Ein Tief über dem Atlantik sorgt im Tagesverlauf mit wolkenreicher Meeresluft für etwas Regen. Die Niederschlagssummen liegen jedoch weit unter den Mengen, die wir zurzeit bei den kräftigen Gewittern erleben.

Für alle Fußball- und Wetterinteressierten bieten die Kollegen vom französischen Wetterdienst eine 4-Tages-Prognose für die einzelnen Standorte der Stadien während der Europameisterschaft an. Schauen Sie doch einfach mal unter
http://www.meteofrance.com/weather-uefa-euro-2016 vorbei.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.06.2016

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