Gegensätze über Deutschland: Biergartenwetter im Süden - Regen und Schnee in der Mitte - Nachtfrost im Norden

Die aktuelle Wetterlage hält große regionale Unterschiede auf teils engstem Raum bereit. Grund hierfür ist eine nahezu stationäre Luftmassengrenze, die warme Subtropikluft im Süden von kühler Meeresluft nördlich davon trennt. Ausschlaggebend für die Ausbildung der scharfen Temperaturgegensätze war die Druckkonstellation der vergangenen Tage, bei der sich über der Iberischen Halbinsel ein bis in höhere Luftschichten ausgeprägtes Tief bildete. Auf dessen Vorderseite (Drehbewegung auf der Nordhalbkugel entgegen des Uhrzeigersinns) konnten mit einer südlichen Strömung warme Luftmassen aus dem westlichen Mittelmeerraum bis nach Süddeutschland gelangen. Unterstützend für die zusätzliche Erwärmung am Nordrand der Alpen wirkte der Föhn (Spitzenböe auf der Zugspitze am gestrigen Donnerstagabend von 176 km/h). Aufgrund der südlichen Anströmung muss die Luft die Alpen als natürliche Barriere überströmen, trocknet beim Herabströmen ab und erwärmt sich. Das hatte zur Folge, dass am gestrigen Donnerstag in weiten Teilen Bayerns und Baden-Württembergs bei längerem Sonnenschein verbreitet Höchstwerte über 20 Grad gemessen wurden. In München kletterte das Thermometer auf 23,7 Grad, in Wielenbach westlich des Starnberger Sees wurde ein Sommertag (Höchstwerte über 25 Grad) mit einem Maximum von 24,7 Grad nur knapp verpasst.

Den "Gegenpol" stellte der sich verstärkende Hochdruckeinfluss über den Britischen Inseln dar. Das führt in den nächsten Stunden über Norddeutschland zur Ausbildung eines eigenständigen Hochs namens LEO. Bei gering bewölktem Himmel gab es in weiten Teilen Norddeutschlands leichten Nachtfrost (z.B. Hamburg-Fuhlsbüttel -2,1 Grad, Hohn in Schleswig-Holstein -3,6 Grad). Auf der Ostflanke des Hochs (Drehbewegung auf der Nordhalbkugel im Uhrzeigersinn) drehte der Wind auf Nord, so dass sich genau über der Mitte von Deutschland eine Zone zusammenströmender Winde (Konvergenz) entstand.

In diesem Bereich wird die Luft zum Aufsteigen gezwungen, was Wolken- und Niederschlagsbildung zur Folge hat. Bedingt durch die Stationarität kam es vor allem in einem Streifen vom Saarland über das Thüringer Becken bis in die Lausitz zu länger anhaltenden Regenfällen (um 20 Liter pro Quadratmeter in den vergangenen 24 Stunden). Dabei lag die Schneefallgrenze in den gestrigen Nachmittagsstunden auf der (kalten) Nordflanke im Rothaargebirge und Harz zunächst bei rund 800 Metern. Infolge der fortwährenden Kaltluftzufuhr aus Norden, der nächtlichen Abkühlung sowie Verstärkung der Niederschläge (Niederschlagsabkühlung) sank die Schneefallgrenze in den Frühstunden über der Mitte des Landes teils bis in tiefe Lagen ab. Dies führte insbesondere auf den Autobahnen A4, A5 und A7 zu zahlreichen Unfällen und kilometerlangen Staus. In Erfurt wurde um 08 Uhr MESZ gar eine Schneedecke von 13 cm gemessen - eine Höhe, die dort während des gesamten letzten Winters nicht erreicht wurde. Bis zum Rekordwert von 24 cm, der dort am 03. April 1984 gemeldet wurde, fehlt allerdings noch ein gutes Stück.

Doch wie geht es nun weiter? Hoch LEO wandert unter Verstärkung nach Osteuropa, womit die bodennahe Strömung über ganz Deutschland auf südliche Richtungen dreht. Dadurch macht die warme Mittelmeerluft nach einem kurzen Dämpfer wieder Boden nach Norden gut. Kurzum, pünktlich zum Wochenende stellt sich verbreitet nicht nur freundliches, sondern auch deutlich wärmeres Wetter, denn die Temperaturen steigen bis zum Sonntag selbst an der See auf Werte um 15, sonst vielerorts auf 20, in Süddeutschland örtlich bis 25 Grad. Der Schnee von heute wird also rasch Schnee von gestern sein.

Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.04.2016

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst