Hitzeaufschlag

Zum ersten Mal in diesem Jahr gab es mehr als 30 Grad. Ungewöhnlich spät?

Wenn Alexander Zverev am heutigen Freitagabend in seinem Halbfinalmatch bei den French Open in der heißen Asche von Roland Garros gegen den Norweger Casper Ruud aufschlägt, fiebern tennisbegeisterte Fans weltweit vor den Fernsehschirmen mit. Bei Temperaturen um die 30°C fließt der Schweiß in Strömen. Immerhin ist nach dem Court Philippe-Chatrier ab nächstem Jahr auch der Court Suzanne-Lenglen mit einem flexiblen Dach ausgestattet, um die Wetterabhängigkeit zu reduzieren. Ohnehin waren Unterbrechungen bis dato aber weniger wegen der Hitze (eher bekannt für die Australian Open) als vielmehr auf kräftige Regenfälle oder Gewitter zurückzuführen.

Hierzulande hat es dann nun auch tatsächlich gereicht! In Berlin und Umgebung wurden am gestrigen Donnerstag (Fronleichnam) erstmals die 30 Grad Marke überschritten. In meteorologischer Hinsicht geht also der erste heiße Tag des Jahres 2023 am 08. Juni in die Statistik ein. Spitzenreiter waren die Stationen Potsdam mit 30,7°C, Manschnow (Brandenburg) mit 30,6°C und Berlin-Buch mit 30,5°C. Zuvor wurde die ominöse Grenze sowohl am 22. Mai in Waghäusel-Kirrlach (Baden-Württemberg) mit 29,9°C als auch am 07. Juni (vorgestern) in Berlin-Buch nur haarscharf verfehlt. Da lohnt sich doch am heutigen Tag des Archivs (ja, den gibt's wirklich!) ein kurzer Blick in die Vergangenheit.

Der Allzeitrekord für den frühesten registrierten heißen Tag stammt aus dem April 2007. Dort wurden bereits am 15. des Monats und damit nur eine Woche nach Ostern im westfälischen Hagen und auch benachbarten Herten 30°C gemessen. Und wann fiel die 30 Grad Marke am spätesten? 2019 und 2020 kamen wir zunächst auch ganz gut ohne Hitze durch, Anfang Juni schnellten die Temperaturen aber jeweils rasch nach oben. Und so muss man schon bis ins Jahr 2013 zurückgehen, wo erst am 13. Juni in Rheinfelden (BW) 30,4°C geknackt wurden. Hitzeliebhaber mussten sich im Jahr 1991 sogar bis Anfang Juli gedulden, um sich die Klamotten vom Leib reißen zu können, 1974 gar erst Mitte Juli. Ein späteres Datum des ersten Eintretens als der 12.07.1974, wo es an der Grenze zur Schweiz in Waldshut und Friedrichshafen für glatte 30,0°C gereicht hat, lassen sich in den Analen nicht finden.

Deutschlandweit liegt das Mittel mittlerweile bei rund 10 heißen Tagen im Jahr. Dabei gibt es allerdings räumlich große Unterschiede. Während es im höheren Bergland und in Küstennähe ohne Weiteres Jahre komplett ohne heißen Tag geben kann, können es im Oberrheingraben locker 30 Tage und mehr sein.

Und wie geht es nun weiter? Zunächst erst einmal auf einem ähnlichen Temperaturniveau. Dabei werden am heutigen Freitag und auch in den kommenden Tagen vermehrt auch im Westen und Südwesten Höchsttemperaturen über 30°C erreicht. Deutschlandweit kann man von sommerlichen Tagesmaxima zwischen 26 und 32°C ausgehen. An der Ostsee bleibt es bei teils stürmischem Wind aus Nordost beispielsweise mit Höchstwerten zwischen 17 und 23°C teils deutlich kühler. Mehr lassen die Wassertemperaturen in ähnlicher Größenordnung noch nicht zu. Doch selbst in den wärmsten Ecken Deutschlands bleibt es eine recht angenehme "Hitze", da keine große Schwüle vorhanden ist, die Luftmasse also recht trocken daherkommt. So bleiben auch die nächtlichen Tiefstwerte mit 17 bis 10°C erholsam und schlaftauglich.

Zur Wochenmitte kündigt sich eine leichte Abkühlung auf dann noch Werte um 25°C an. Ob damit dann auch endlich flächendeckendere Niederschläge verbunden sind, die die anhaltende Trockenheit signifikant lindern, bleibt zwar zu hoffen, ist nach aktuellem Stand aber noch sehr unsicher.

(Die Bilder zum heutigen Thema des Tages finden Sie wie immer im Internet unter www.dwd.de/tagesthema)


Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.06.2023

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