"Vasco" sorgte für einen spannenden Freitag

Es geht allmählich auf den Sommer zu. Dies merkte man am gestrigen Freitag auch an der schwülen Luftmasse im Westen und Südwesten, in der sich einige Gewitter bilden konnten.

Tief "Vasco" sorgte am gestrigen Freitag (28.04.2023) für einen spannenden Wettertag. Das Tief zog mit seinem Kern im Tagesverlauf von der Deutschen Bucht über die Norddeutsche Tiefebene hinweg und erreichte in den heutigen Frühstunden die polnische Grenze. Im Gepäck hatte das Tief vor allem einige Gewitter und - was zum diesjährigen April passt - weiteren Regen. Selbstverständlich besteht seitens der Natur, die sich zurzeit in ihrer Wachstumsphase befindet, ein hoher Wasserbedarf. Die Böden sind jedoch bereits gut gesättigt. In der Pressemitteilung zum Deutschlandwetter im April 2023 betonte DWD-Sprecher Uwe Kirsche, dass der diesjährige April erstmals seit 15 Jahren wieder zu nass ausfiel.

Und so passte auch die gestrige Wetterlage zum April 2023. Bereits in der Nacht zum Freitag und am Freitagvormittag zog von Westen die Warmfront von "Vasco" auf und brachte etwas Regen. Im Südwesten und Süden fiel dieser auch teils schauerartig verstärkt und hielt tagsüber weiter an. Entsprechend wurden für den Schwarzwald und den unmittelbaren Alpenrand sogar Dauerregenwarnungen nötig, die rückblickend durchaus verdient waren. In den bewarnten Regionen kamen in 24 Stunden zwischen 30 und 50 Liter pro Quadratmeter (kurz: l/qm) vom Himmel, teils fielen die Niederschläge auch in kürzerer Zeit. Im Allgäu waren es sogar knapp über 60 l/qm. Die Station in Oberstdorf-Rohrmoos im Allgäu registrierte 66,1 l/qm. Die nahe gelegene Station Hinterhornbach auf österreichischer Seite meldete sogar 78 l/qm innerhalb eines Tages.

Nach den Niederschlägen in der vorangegangenen Nacht und am Vormittag konnte man im Westen und Südwesten tagsüber durchaus spüren, dass "Gewitter in der Luft lagen". Kein Wunder, denn die im sogenannten Warmsektor (Bereich zwischen der Warm- und Kaltfront eines Tiefdruckgebiets) einfließende Luft stammte ursprünglich aus der Biskaya und war somit nicht nur sehr mild, sondern auch sehr feucht. Die Temperatur erreichte am Nachmittag immerhin Werte zwischen 17 und 21 Grad, der Taupunkt (Luftfeuchtemaß; siehe auch DWD-Lexikon) lag am Nachmittag im Vorfeld der Gewitter teilweise bei 14 bis 16 Grad. Entsprechend fühlte sich die Luft durchaus recht drückend und schwül an. So bildeten sich schließlich im Nachmittagsverlauf in der Südwesthälfte teils kräftige Schauer sowie einige Gewitter.

Besonders stach eine Gewitterzelle heraus, die vom Ahrtal und Neuwieder Becken (Rheinland-Pfalz) über Mainz und dessen Vororte bis zum Odenwald zog und es in der Folge dann etwas abgeschwächt sogar bis Mitternacht noch zur Ostalb (Baden-Württemberg) schaffte. Somit legte die Zelle rund 320 Kilometer zurück. Insbesondere in Mainz und den umliegenden Ortschaften kam es Zeitungsberichten zufolge zu dutzenden Feuerwehreinsätzen. Heftige Böen deckten einige Ziegel ab, verursachten Schäden an Häusern und stürzten Bäume um. Verletzt wurde glücklicherweise niemand. Darüber hinaus setzte ein WarnWetter-App-Nutzer gegen 19:17 Uhr eine Hagelmeldung aus dem nahe gelegenen Bodenheim mit einer Korngröße von bis zu 3 cm ab. Am heutigen Samstag kehrt nun erst einmal Ruhe in der Wetterküche ein. Hoch "Rixte" schiebt sich von der Nordsee allmählich nach Deutschland und sorgt zunehmend für eine Wetterberuhigung. Während im Tagesverlauf vor allem im Osten und Süden noch Schauer, an den Alpen auch einzelne Gewitter auftreten, zeigt sich am morgigen Sonntag, dem letzten Apriltag, vielerorts die Sonne und es bleibt trocken.


MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.04.2023

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