FINJA sorgt für einen gewittrigen Tag


Nach den heftigen Gewittern letzte Woche startet auch diese Woche mit gebietsweise heftigen Schauer und Gewittern. Betroffen davon ist vor allem die Südhälfte. Genaueres dazu im heutigen Thema des Tages.

Hoch ZEUS sorgte am Wochenende in einigen Gebieten noch für recht freundliches und angenehmes Frühlingswetter. Doch nun verabschiedet sich der griechische Göttervater immer mehr nach Osteuropa. Er macht den Weg frei für Tief FINJA. Dieses Tiefdruckgebiet liegt aktuell (13 Uhr MESZ) in etwa über Lothringen und verlagert sich weiter nordwärts über die Benelux-Staaten hinweg in die Nordsee. Die Ausläufer FINJAs erfassen dabei Deutschland, beziehungsweise haben dies schon getan. Rückseitig ihrer Warmfront, die derzeit quer über der Mitte des Landes liegt, ist mittlerweile feuchtwarme Luft in die Gebiete südlich des Mains eingeflossen. Bis zum Abend und eingangs der Nacht kommt die Warmfront noch weiter nordostwärts voran, doch die Kaltfront folgt ihr recht rasch nach, sodass der Warmlufteinschub nur von kurzer Dauer ist.

Mit der Warmluft wird die Luftmasse allerdings auch deutlich angefeuchtet und es kommt zu einer Labilisierung. Dadurch können sich teils heftige Schauer und Gewitter entwickeln. Auf die Zutaten für die Entwicklung dieser Gewitter wurde im gestrigen Thema des Tages (siehe unter:
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/5/22.html) bereits genauer eingegangen. Im Bereich rund um den Südschwarzwald konnte sich um die Mittagszeit bereits ein erstes unwetterartiges Gewitter entwickeln. Zwischen 11 Uhr und 12 Uhr wurden beispielsweise an den Wetterstationen Todtmoos und Bad Säckingen am Rhein 17 bzw. 18 l/qm gemessen. In Bad Säckingen fielen dabei knapp 16 l/qm innerhalb zehn Minuten.

Am Nachmittag und Abend erfassen dann von Frankreich sowie aus den Alpen heraus vor allem die Südhälfte des Landes heftige Schauer und Gewitter (siehe Grafik unter:
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/5/23.html). Lokal drohen dann schwere Sturmböen um 100 km/h (Bft 10). Vereinzelt sind bei linienartigen Strukturen orkanartige Böen um 110 km/h (Bft 11) nicht ausgeschlossen. Durch das viele Laub auf den Bäumen haben diese eine große Angriffsfläche und können daher schnell umzustürzen. Eine weitere Begleiterscheinung wird größerer Hagel sein. Korngrößen bis 3 cm, am Alpenrand und im Vorland auch größer als 5 cm sind durchaus in Betracht zu ziehen. Das schmerzt nicht nur, wenn man sie am Körper abbekommt, sondern es sind ebenso große Schäden in der Vegetation möglich. Des Weiteren spielt heftiger Starkregen erneut eine Rolle. In kurzer Zeit sind durchaus Mengen bis etwa 40 l/qm in einer Stunde nicht ausgeschlossen. Wenn man bedenkt, dass zum Beispiel in Nürnberg im ganzen Monat im Schnitt 64 l/qm fallen, dann wäre dies bereits über die Hälfte der Monatssumme in einem sehr kurzen Zeitraum. Überflutete Keller und Unterführungen sind dann vorprogrammiert.

Im Laufe des Abends erfassen die kräftigen Schauer und Gewitter dann auch die Gebiete vom Emsland bis zum Erzgebirge. Sie schwächen sich auf ihrem Weg nach Nordosten jedoch etwas ab, können aber nach wie vor mit Starkregen, Sturmböen und kleinkörnigem Hagel einhergehen.

Am Dienstag ist der Spuk dann vorbei. Die schwülwarme Mittelmeerluft wird durch allenfalls mäßig warme Atlantikluft ersetzt. Im Nordwesten gibt es allenfalls noch einzelne Gewitter mit stürmischen Böen. Im Südosten regnet es immer wieder und mitunter schauerartig verstärkt. Ansonsten treten nur einzelne Schauer auf. Eine weitere Unwetterlage deutet sich in den kommenden Tagen zunächst nicht an.


Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.05.2022

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