Wetterrekorde an Heiligabend

Über das Wetter kann man bekanntlich immer reden. Sei es über einen verregneten Sommer, über unerträgliche Schwüle oder den letzten Sturm. In diesen Tagen dürfte sicherlich das bevorstehende Weihnachtswetter in aller Munde sein. Dabei ist es längst kein Geheimnis mehr, dass uns in diesem Jahr im größten Teil Deutschlands keine "weiße Weihnacht" erwartet.

Damit das Weihnachtswetter dennoch zu keinem langweiligen Small-Talk Thema verfällt, werden im Folgenden ein paar interessante Daten und Fakten zum Thema Wetter an Heiligabend aufgeführt, die seit dem Jahre 1961 aufgetreten sind und sicherlich - zumindest hinsichtlich des Wetters - für einprägsame Festtage sorgten.

Dabei werden meist deutschlandweite Mittelwerte betrachtet. Insofern ist es durchaus möglich, dass der Wetterverlauf und damit verbundene Spitzenwerte an einzelnen Stationen davon abweichen.

Betrachtet man zunächst die Höchsttemperatur, so stechen zwei Jahre besonders hervor. Zum einen das Jahr 1977, in dem es deutschlandweit betrachtet im Mittel mit einer Temperatur von 13,4°C an Heiligabend am wärmsten war. Die bisher höchste an einem 24. Dezember gemessene Temperatur wurde aber im Jahr 2012 registriert. In diesem Jahr meldete die Wetterstation Freiburg im Breisgau frühlingshafte 18,9°C. Ähnlich mild verlief das Weihnachtsfest nur ein Jahr später. Dabei war erneut Freiburg der Spitzenreiter mit einer Höchsttemperatur von 17,2°C. Noch wärmer war es allerdings am 1. Weihnachtsfeiertag des gleichen Jahres im Alpenvorland mit 19,3°C in Piding. Bemerkenswert war dieses Mal zudem ein markanter Temperaturrückgang. Er ging mit der Passage einer Kaltfront einher, sodass zwei Tage später am 2. Weihnachtsfeiertag nur noch Höchstwerte von knapp 8°C in Piding erreicht wurden.

Zu Beginn der 60er Jahre gab es mehrere aufeinander folgende kalte Weihnachten. Den Rekord für das bisher kälteste Weihnachtsfest hält aber im betrachteten Zeitraum das Jahr 1962. Damals lagen die Höchsttemperaturen am 24. Dezember deutschlandweit unter dem Gefrierpunkt bei einer Temperaturspanne zwischen -0,5°C auf Helgoland und -15,3°C in Oberstdorf. Ohnehin verlief der Winter 1962/63 sehr kalt, bei dem über weite Strecken auch tagsüber Minusgrade herrschten. Dies führte letztendlich auch dazu, dass der Bodensee komplett mit einer tragenden Eisschicht zufror (im bodenseealemannischen als ?Seegfrörne? bezeichnet). Ein komplettes Überfrieren des Sees ist äußerst selten und seit diesem Winter nicht wieder aufgetreten.

Besonders nass verlief der Heilige Abend im Jahr 1966, insbesondere im Süden und Südwesten Deutschlands. In Freudenstadt fielen 61 Liter pro Quadratmeter, die bislang höchste Tagessumme an einem 24. Dezember seit 1961. Dramatische Erinnerungen werden sicherlich die Bewohner an Mittel- und Niederrhein sowie deren Nebenflüsse an Weihnachten 1993 haben. Nach einem niederschlagsreichen Dezember waren die Pegel der Flüsse drastisch angestiegen. Bei diesem sogenannten Weihnachtshochwasser standen viele Städte auch über die Feiertage teilweise unter Wasser. In Koblenz und Bonn wurden Rekordpegelstände erreicht, in Köln blieb der Pegelstand am 24. Dezember 1993 mit 10,63 Meter nur knapp unter dem bislang höchsten Wert von 10,69 Meter aus dem Jahr 1926.

"Weiße" Weihnachten sind - zumindest in tiefen Lagen - in Deutschland ein eher seltenes Ereignis. Nicht von ungefähr zählt das "Weihnachtstauwetter" hierzulande zu den Witterungsregelfällen (Singularitäten) mit der größten Eintreffwahrscheinlichkeit. Nicht aber im Jahr 1981, als Deutschland nahezu landesweit von einer Schneedecke überzogen war. Sogar in Berlin lagen damals 18 cm Schnee, in Frankfurt waren es immerhin 14 cm. Den höchsten Wert meldete die Zugspitze mit einer Schneehöhe von 4,60 m. Nur wenige Tage zuvor wurde dort der bislang höchste gemessene Wert einer Schneedecke mit 4,80 m erreicht. Dieser Wert stammt vom 18. Dezember 1981. Der jüngsten Generation bleibt sicherlich Weihnachten 2010 im Gedächtnis. Vielerorts war die Schneedecke sogar noch mächtiger als im Jahre 1981. Nur im Süden sowie im Mittelgebirgsraum war 1981 schneereicher.


Die zur Weihnachtszeit häufig in Mitteleuropa dominierende milde Witterung ist oft mit stürmischen Abschnitten verbunden. Die bisher höchste Windgeschwindigkeit an einem 24. Dezember trat im Jahr 2013 auf. In Verbindung mit Sturmtief DIRK erreichte der Wind auf dem Brocken Spitzengeschwindigkeiten von 169,9 km/h. Das bisher einschneidendste Windereignis an Weihnachten war aber sicherlich Orkantief LOTHAR, das am 2. Weihnachtsfeiertag 1999 über den Süden Deutschlands hinwegfegte und dort sowie in Frankreich, der Schweiz und Österreich für enorme Schäden sorgte.


Dipl.-Met. Johanna Anger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.12.2018

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